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5 Wahrheiten über Elektromobilität

Was ihr schon immer über E-Autos wissen wolltet

5 Wahrheiten über Elektromobilität

Werden sie die Welt retten, und wenn ja, wie? Wie gefährlich ist der Elektrosmog, droht bald der Peak-Lithium? Und wo soll überhaupt der ganze Strom herkommen? Fünf unumstößliche Wahrheiten für Ihren Umstieg.

Text: Bernhard „Kugelblitz“ Katzinger / Fotos: Eryk Kepski

Kürzlich, Premiere. Benzingespräch (ähem!) mit Freunden, die über die Anschaffung eines neuen Autos nachdenken und doch glatt ein Elektroauto in Betracht ziehen. Ganz normale Menschen, keine Millionäre auf der Suche nach einem weiteren spleenigen Hobby. Vater, Mutter, Kind, urban wohnend, zweimal im Jahr Urlaub. Na gut, wenn es jetzt schon so weit ist, höchste Zeit für unsere fünf unumstößlichen Wahrheiten zum Thema „E-Mobility“.

1. E-Autos werden die Welt nicht retten

Weltenrettung ist eine extrem schwierige Aufgabe, die – so viel steht fest – durch Konsum keinesfalls zu bewerkstelligen ist. Und auch wenn der leise vorbeisurrende 120.000-Euro-Tesla keine Fossilien verbrennt, verbraucht er in Anschaffung und Betrieb Rohstoffe und Energie – und zwar gar nicht so wenig. Entscheidend für die Ökobilanz im Betrieb ist die Antwort auf die Frage, wo die Energie für die Stromerzeugung herkommt. Faustregel: Kohle (fossil) scheiße, erneuerbare gut (außer du bist der mit dem Windradl im Garten), Mochovce überhaupt oje. Deshalb zahlt Minister Leichtfried auch nur jenen eine Elektroautoprämie aus, die einen Stromliefervertrag mit einem Ökostromanbieter nachweisen.

2. Richtiger Smog ist schlimmer als Elektrosmog.

Es gibt Elektrosmog. Nerds nennen ihn „nichtionisierende Strahlung“, wie sie etwa von Handys, WLAN etc. ausgeht. „Elektrosensible“ Menschen reagieren auf diese Strahlung mit allerhand Maroditäten. (Während „richtiger“ Smog erforschtermaßen alle krank macht.) Allerdings ist das nicht unbedingt ein Problem, das E-Autos im Besonderen betrifft. Forscher der Berner Fachhochschule Technik und Informatik haben nachgemessen und festgestellt, dass die Strahlung im Inneren von E-Autos nicht höher ist als bei Benzinern. Weil, witziges Detail: Der Stahlgürtel der Reifen kann bei der Fahrt ein stärkeres elektro magnetisches Feld als der E-Motor erzeugen. Weshalb man in der Schweiz die Reifen (in einem althelvetischen Druidenritual vermutlich) entmagnetisieren lassen kann. Kostet etwa 70 Schweizer Franken. Kein Witz, bis auf das mit den Druiden.

3. Die Fahrweise bestimmt die Reichweite.

Im Grunde kennen wir das aus unseren modernen 180-PS-Dieselkombis: Der Normverbrauch von 6 Litern geht sich nie so ganz aus. Immer ist entweder Winter, wir haben es eilig oder wollen gut gekühlten Leibes ankommen. Gut, 30 Prozent mehr, was ist das schon, und unter 8 Liter auf 100 km sind doch auch ganz anständig, nicht wahr? Dasselbe gilt im E-Auto, allerdings mit verschärften Spielregeln. Gerade Heizung und Klimatisierung schlagen beim Elektriker empfindlich auf die Reichweite durch. Dazu kommt, dass der Akku beheizt werden muss, wenn es draußen kalt ist. Der Einfachheit halber geben die Hersteller von E-Autos den Normverbrauch gleich in Reichweite an: 400 Kilometer maximal mit dem neuesten Renault Zoe, knapp 560 mit dem Tesla Model S 90D und 200 mit unserem Dauertester Nissan Leaf.

Real verhält es sich mit diesen Werten ähnlich wie mit den Normverbrauchswerten der Verbrenner oder mit Längenangaben pubertierender Jünglinge. Die gute Nachricht: Je häufiger man elektrisch fährt, desto unaufgeregter nutzt man das Beschleunigungspotenzial. So fahren wir unseren Nissan Leaf im Dauertest zwischen 14 und 20 kWh/100 km. Der Normverbrauch wird mit 15 angegeben. Der Tesla soll 23 kWh/100 km verbrauchen. Im Test erreichen wir unter Aufbietung von etwas Selbstbeherrschung 25, allerdings zeigt das Display (siehe Foto) deutliche Ausreißer nach oben, z.B. wenn an der grünen Ampel ein BMW in seine Schranken gewiesen werden musste. Den Renault mit einem Normverbrauch von 13 kWh/100 km fuhren wir für seriöse Ergebnisse zu kurz. Aber für alle gilt, was auch für den Dieselkombi gilt: Der Normwert ist nicht unerreichbar.

4. Seltene Erden sind recycelbar.

Eine Kilowattstunde Speicherkapazität frisst 150 Gramm Lithium, das sind etwa 10 Kilo pro Tesla. Wenn wir demnach alle E-Autos fahren sollen, brauchen wir eine Menge Lithium (und andere seltene Erden). Für Lithiumressourcen gilt dasselbe wie für das Erdöl: Man kann nicht genau sagen, wie viel es davon gibt. Viel wichtiger ist aber auch, mit welchem Aufwand man es aus der Erde kriegt. Schätzungen von Forschern zufolge gibt es Material für einige Milliarden Elektroautos, und: Es lässt sich aus alten Akkus recyceln.

5. Was E-Autos mit dem Rauchen-Aufhören gemeinsam haben.

Sie werden zunehmen, wenn Sie sich mal für ein Elektroauto entschieden haben. Wieso? Weil die öffentlichen Ladestationen immer bei Einkaufszentren mit Schnellrestaurants oder bei Fastfoodketten zu finden sind. Das schlägt nicht nur auf die Hüften, sondern wirkt sich auch äußerst negativ auf die Ökobilanz der Elektromobilität aus.
Weil, wie Ihnen jeder Umwelt-Auskenner bestätigen wird, erzeugen die Rindviecher, aus denen die guten Laberln herausfaschiert werden, global gesehen einen CO2-Fußabdruck, der Kontinente unter sich begräbt. Also: Lieber einen Veggie-Burger im SUV als den Triple-Cheeseburger im Tesla! Oder gleich zu Hause in der Garage eine Ladestation installieren, die seit März ebenfalls von der Obrigkeit finanziell unterstützt wird. Und jetzt? Eh alles klar, oder? Das Auto ist bekanntlich nach der Wohnung der zweitgrößte Budgetposten für Herrn und Frau Österreicher, die Entscheidung für die neue Technologie sicher ein gewisses Wagnis. Andererseits: wer nicht wagt, und so weiter … Meine Freunde haben sich noch nicht entschieden.

:Infoporn
Nissan Leaf
Akkukapazität: 24 kWh
Leistung: 80 kW
Reichweite NEFZ: 199 km
Beschleunigung von 0-100 in: 11,5 Sek.
Spitze: 144 km/h
Gewicht: 1.512 kg
Preis: ab 22.907 Euro inkl. Batteriemiete

:Infoporn
Tesla Model S 90D
Akkukapazität: 90 kWh
Leistung (2 Motoren): 285+193 kW
Reichweite NEFZ: 557 km
Beschleunigung von 0-100 in: 4,4 Sek.
Spitze: 250 km/h
Gewicht: 2.148 kg
Preis: ab 106.400 Euro

:Infoporn
Renault Zoe R90 Z.E. 40

Akkukapazität: 41 kWh
Leistung: 68 kW
Reichweite NEFZ: 403 km
Beschleunigung von 0-100 in: 13,2 Sek.
Spitze: 135 km/h
Gewicht: 1.555 kg
Preis: ab 22.190 Euro exkl. Batteriemiete (ab 69 Euro pro Monat)

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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