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AC Cobra: Wochenendausflug mit Biss

Wochenendausflug mit Biss

Kalifornien mit der AC Cobra

Was kostet die Welt? Reisen mit kleinem Gepäck hieß es beim Wochenend-Testdrive mit der 65iger Shelby bzw. AC Cobra, eines meiner ganz persönlichen California-Highlights.

Is‘ die jetzt echt oder nicht??

Oh, wie ich diese Frage liebe und ich hoffe, man hört meinen Anflug von Sarkasmus. Von der originalen AC Cobra wurden insgesamt nur etwa eintausend Exemplare produziert, zwei Drittel vom Typ 289 und ein Drittel der begehrten 427er. Selbst davon sind nur noch etwa 100 erhalten und die Schmuckstücke werden zwischen 350.000 und stolzen 600.000 US Dollar gehandelt.

Was ich damit sagen möchte: Wie groß ist also die Chance, dass man wirklich zu einer Original-originalen kommt? Ganz genau – sehr gering. Schätzungen zufolge existieren weltweit mittlerweile um die 10.000 Cobra Replicas, Tendenz steigend. Das wiederum macht die Cobra mit Abstand zum meist kopierten Fahrzeug der Automobilgeschichte. Aber selbst „Replica“ ist nicht gleich Replica, denn die historischen Nachbauten stammen noch aus der Shelby-Epoche und sind vom Großmeister selbst abgesegnet.

In genau so einer originalen Replica durfte ich ins Wochenende starten…

„Proud to be American“

Ein Amerikaner mit britischem Akzent

Die Cobra schreit förmlich „I’m proud to be American“, aber eigentlich begann alles als britischer Sportwagen, der zunächst für den Renneinsatz geplant war. Der Texaner Carroll Shelby hat die Cobra erst richtig in Szene gesetzt, nachdem er dem Baby einen Achtzylinder Ford-Motor eingesetzt hatte. Man hört es nicht nur, man sieht es auch, denn so lang wie die Schnauze der 427er Cobra nach vorne ragt, müssen sich darunter auch ein paar Zylinder verbergen.

She’s a Lady

Ob Autos eine Seele haben? Das ist eine Grundsatzdiskussion, aber eines steht fest: Die Cobra ist definitiv eine „Sie“. Wunderschön anzusehen, heiß begehrt und manchmal auch ein wenig zickig, aber kaum ein Wagen erregt mehr Aufsehen oder verdreht der Reihe nach die Köpfe.

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, die Cobra genießt diese Aufmerksamkeit in vollen Zügen und dreht dann erst so richtig auf. Natürlich könnte es auch an mir liegen und daran, dass schon das leichteste Tippen aufs Gaspedal einen Schauer durch den ganzen Körper jagt.

Reisen mit kleinem Gepäck…

…maximal zu zweit und vorzugsweise mit gutem Wetter, denn ein Dach sucht man bei der AC Cobra vergebens. Wozu auch, immerhin bin ich in Kalifornien, wo man Regen nur vom Hörensagen kennt. Der Highway #1 ist genau für solche Autos gebaut worden und die kurvige Strecke für meinen kleinen Trip von San Diego nach Santa Barbara erlaubte der bissigen Schlange ihre Zähne so richtig in den Asphalt zu schlagen.

Was für ein Ritt, was für ein Auto! Klar, Komfort, angenehme Federung oder sonstigen Schnickschnack sucht man hier vergebens, aber das ist auch nicht Sinn der Sache.

Die Hard Facts des Schnäppchens

Wer 1965 um die 5.400 Dollar übrig hatte, der konnte sich das 1190kg leichte Biest in die Garage stellen. Der mächtige V8, der vorne längs mit zentraler Nockenwelle im Motorraum liegt, ist hier noch das schwerste an dem Leichtgewicht. Stolze 7 Liter Hubraum bringt die Cobra an den Start und liefert damit beachtliche 370 kW (500 PS) und ein maximales Drehmoment von circa 650 Nm.

Wer es da zu gut meint mit dem Gaspedal, den überholt die Hinterachse schnell mal seitwärts, aber wer es schafft, das Schlangenmädchen in der Spur zu halten, der erreicht die 100 km/h in knapp 4 Sekunden. Bei 270 km/h ist dann aber Schluss, wobei ich das mit dem Teil ganz ehrlich nicht unbedingt testen möchte. In der Schlange steckt so viel Urgewalt, dass mir noch bei Tempo 170 die Hinterräder durchdrehten.

…das bleibt aber unter uns…

„It’s what it’s always been. It’s the nastiest thing you ever wanna drive on four wheels.“ Wenn man das Ding mal zum Starten bringt…

Peinlich, peinlich: Ich suchte gefühlte Ewigkeiten nach der Zündung in dieser Cobra bevor mich der Besitzer endlich erlöste und schallend lachend den Motor per Fernzündung für mich startete. 
Aber warum eigentlich die Fernzündung? Sicher ist sicher… schließlich weiß ich selbst nur zu gut, wie schwer es war die Cobra wieder zu seinem Eigentümer zurückzubringen.
Get social guys… ich bin da ja flexibel

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Greetings from Sunny Southern California,
Pacey

Patrizia Zernatto

Unter dem Pseudonym P.S. Hunter war „Pacey“ lange Zeit als US-Korrespondentin für Motorblock tätig.

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