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An der frischen Luft im Mitsubishi L200

Motorblock an der frischen Luft
Pick-ups kommen mehr und mehr in Mode, sollen als Zwitter aus Nutzfahrzeug und Lifestyle-Kfz an den Kunden gebracht werden. Dazu werden die Innenräume aufgepeppt und die Komfort- und Sicherheitsfeatures an SUV-Standards herangeführt. Jüngstes Beispiel: Der neu aufgelegte Mitsubishi L200. 
Fotos: Eryk Kepski, Richard Fassl
Text: Bernhard Katzinger
Die Doppelkabine des Mitsubishi L200 bietet ausreichend Platz und Komfort für vier, der (zugelassene) Fünfte muss halt ein Kleiner sein. Dass Komfort hier trotz der beheizbaren (Kunst-) Ledersitze, Zweizonenklima und Infotainment-Vollprogramm ein Kompromiss bleibt, dafür sind hauptsächlich die Gene als Lasttier und die hintere Starrachse mit Blattfedern verantwortlich zu machen. Der Spagat zwischen voll geländetauglichem Lastentransporter und komfortablem Reisegefährt ist einfach zu weit, als dass das eine vom anderen unbeeinträchtigt bliebe.

Von Luxus-SUV Verwöhnte werden bei dem holprigen Fahrkomfort, vor allem im Leerbetrieb, sicher das eine oder andere Mal die Nase rümpfen. Am besten fährt sich der Mitsubishi L200 mit ein paar Zementsackln auf der Ladefläche. Auch die sechs Gänge wollen mit Nachdruck eingelegt werden. Als Alternative zur Handschaltung bietet Mitsubishi eine fünfstufige Automatik.

Im Gelände spielt der Mitsubishi L200 seine Stärken aus. Der zuschaltbare Vierradantrieb plus zwei Untersetzungsstufen und nötigenfalls Differenzialsperren machen aus dem Pick-up einen echten Klettermaxen, der sich ohne Mühe durch richtig tiefes Gemüse wühlt. Hüttenwirte aufgemerkt!

Bergsteiger auf der Autobahn

Der 152 PS-Diesel darf als ausreichend bezeichnet werden, solange Nutzen im Vordergrund und der Spaß am Ziel der Reise folgt. Im komfortabel lang übersetzten Sechsten sind auch ausgedehntere Autobahnetappen bei legalem Reisetempo machbar, ohne dass der Lautstärkeknopf der Beschriftung folgend „voll umme“ gedreht werden muss. Im Zug- bzw. Transportbetrieb könnte es sich allerdings als schmerzlicher Nachteil erweisen, dass keine stärkere Motorisierung angeboten wird. Immerhin steht eine maximale Zuglast von 3,1 Tonnen in der Zulassung des Mitsubishi L200, die den 2,4 Liter-Diesel schon ins Schwitzen bringen dürfte.

Gewöhnungsbedarf

Anders als in den USA, wo Pick-ups ja Fahrzeuge für Hinz und Kunz und somit zum Alltagsbild auf den Straßen gehören, ist hierzulande noch Gewöhnung gefragt. Überraschenderweise neigt man schon nach kurzer Zeit dazu, die 5,2 Meter Länge als normal hinzunehmen – nicht zuletzt, wenn neben der hohen Sitzposition auch noch eine Rückfahrkamera das Rangieren erleichtert. Dennoch: Ein Auto wie den Mitsubishi L200 kauft sich, wer einen direkten Nutzen aus der Ladekapazität ziehen will. Als reines Lifestyle-Fahrzeug haben Pick-ups in Europa (noch) einen langen Weg vor sich.

Bernhard Katzinger

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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