Motorrad

BMW C 650 GT: Pack den Picknick-Koffer ein

Motorblock fährt BMW C 650 GT

Wenn die Deutschen etwas machen, dann machen sie’s gründlich. So ist ein Roller wie der BMW C 650 GT nicht einfach ein Roller, sondern ein mächtiger Scooter mit 60 PS und Roadster-verdächtigem Stauraum.

Spät im Juni hat’s der Sommer doch geschafft, anzukommen. Damit ist nebst der Zweirad- auch die Gartenfest- und/oder Bade-Saison – halt alles zusammen – eröffnet. Offenbar haben alle nur darauf gewartet, es setzt eine Einladung nach der anderen. Gewöhnlich an Locations, die mit Öffentlichen so gut wie nicht erreichbar sind. Was nichts macht, weil dann nicht jeder hinkommt und weil man ja mit dem Roller hinfahren kann. Praktisch. Auch wenn es Bedingungen gibt, „etwas mitzubringen“. Nachdem man nicht gerne aufs Geratewohl Sachen einkauft, erkundigt man sich vorher, was darunter zu verstehen wäre.

Auf zum Großeinkauf

Dieses Mal scheint es auszuufern: „Also: Fleisch haben wir, Würste auch. Fisch aber nicht. Gemüse fehlt. Und Salat. Obst wäre nicht schlecht. Essig und Öl sind ausgegangen. Wenn du kein Bier magst, musst du Wein mitbringen… Ein bisschen Geschirr wäre auch fein, da haben wir nicht so viel…“ Halt, halt, halt! Wie soll das gehen? Mit dem Roller? „Dir wird schon was einfallen.“ Ok. Mit einer 125er wird das schwierig. Also muss etwas mit mehr Stauraum her. Viel mehr. Die Idee: BMW. Die haben ja seit vier Jahren so etwas im Modellprogramm. Gleich zweifach. Den C 650 GT und den C 650 Sport (seit heuer darf er auch ein 650er sein). Der eine gemütlich, der andere sportlich ausgelegt. Wir nehmen den C 650er GT. Nicht wegen der entspannt-zurückgelehnten Sitzposition, sondern weil er ordentlich etwas (ein)packen kann.

Der Zuname GT = Gran Turismo kommt ja nicht von ungefähr. Gerüstet für eine echte Reise wäre er. So manch puristischer Roadster könnte ob des gebotenen Stauraums fast schon neidisch werden. In die Frontschürze integriert sind zwei Kleinzeug-Staufächer, die es mit mehr als nur mit Handschuhen aufnehmen können. Eines ist absperrbar, eines ist mit einer 12-Volt-Steckdose bestückt. Unter dem Sattel eröffnet sich eine 60 Liter fassende Höhle, die mittels LED-Lichtquelle sogar beleuchtet ist. Da passen wirklich zwei Integralhelme hinein. Oder die sich gerade stapelnden Einkäufe: Fische, Gemüse, Salat und – zuunterst – etliche Flaschen.

Stauraum-Erweiterungen

Eine Erweiterungs-Option eröffnet sich mit dem – optionalen – Top-Case. Kommen also nochmals 35 Liter hinzu. Da passt sogar das angeforderte Picknick-Köfferchen samt Zusatz-Utensilien hinein. Der Gipfel ist – vorerst – erreicht, wenn man sich die Mitteltunnel-Tasche mit 12 Liter Fassungsvolumen dazugekauft hat. Für Servietten, Pappbecher und so vielleicht, wer weiß, woran die Freunde nicht gedacht haben. Wer noch mehr Platz braucht, muss sich dann doch einen Rucksack umhängen. Fürs Badezeug. Samt (dünner) Decke. Dann muss man ohnehin potenzielle Sozii stehen lassen und kann auch deren Platz bepacken. Zum Beispiel mit einer Klapp-Rodel. Denn wie soll man all die Sachen vom Roller auf die grüne Wiese oder die schattige Waldlichtung transportieren, wenn man nur zwei Hände zum Tragen hat.

Im vergangenen Herbst hat BMW die Roller-Zwillinge aktualisiert. Wie bereits berichtet haben sie dabei zwar nicht an Leistung, dafür an Leistungsfähigkeit zugelegt. Es blieb bei 60 PS, Euro IV-Tauglichkeit der Motoren war das Hauptziel. Hand in Hand damit gingen Überarbeitungen respektive Optimierungen an Fahrwerk (Straffung), CVT-Getriebe (Ansprechverhalten) und Aerodynamik (höhere Top-Speed). Erweitert wurde im Kapitel Fahrassistenz-Technik. Neben dem ohnehin schon verpflichtenden ABS kam serienmäßig ein Antischlupf-Regelungssystem hinzu. Und für die GT-Version auch noch ein Totwinkel-Warner. Damit wäre der bayerische Maxi-Scooter für den im Osten Österreichs nicht wirklich aufgetretenen Winter gut vorbereitet gewesen. Trotzdem wurde der C 650 GT erst gegen Sommerbeginn aus dem Stall gelassen.

Fast ein Motorrad

Seine Motorrad-gerechten Eigenschaften hat er bereits in seiner ersten Modell-Phase eindrücklich unter Beweis gestellt. Fahrten auch ins weitere Umland – sagen wir bis zu 200 Kilometer – stellen kein Gegenargument dar, weil man mit 60 PS kein Hindernis ist. 180 km/h erreichbare Top-Speed sind sowieso schon ein Führerscheinentzugs-Argument. Und dass man nicht unbedingt nur die Autobahn nehmen muss, sondern sich auch würdig durchs Winkelwerk pflügen kann, das hat er ebenfalls schon bewiesen. Vielleicht nicht so dynamisch wie sein Zwillingsbruder, der C 650 Sport (ja, auch der darf jetzt seinen Hubraum im Namen tragen), dafür um einen deutlichen Tick mehr nach Art von echtem Langstrecken-Gran Turismo.

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