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BMW M760 Li – Voll auf die Zwölf

BMW M760 Li xDrive

Kein M7? Von wegen! Im BWM M760 Li kämpft ein mächtiger V12-Motor gegen die starken S-Klassen und Panameras da draußen. Flaggschiff nur definiert, made in Bayern.

Text: Thomas Geiger
Jetzt als so genanntes M Performance-Modell geführt und mit Schützenhilfe der M GmbH aus Garching für den Sport im Smoking ertüchtigt, fährt der BMW M760 Li mit einem weiterentwickelten V12-Motor vor, wie er bislang zum Beispiel bei Rolls-Royce Ghost und Wraith zum Einsatz kommt: Aus stolzen 6,6 Litern Hubraum holt der ungekrönte König der bayerischen Kraftmeier damit künftig 600 statt bislang 544 PS und wuchtet imposante 800 Nm auf beide Achsen. Das reicht für einen Sprint von 0 auf 100 in 3,9 Sekunden. Und weil jetzt die M GmbH ihrer Finger im Spiel hat, muss auch nicht mehr bei 250 Sachen Schluss sein. Sondern wer sich bei einem Schätzpreis weit jenseits von 150.000 Euro noch das M Drivers Package leisten mag, der kann künftig mit bis zu 305 km/h über die linke Spur fliegen.
Dabei hilft dem Siebener neben dem obligatorischen Allradantrieb vor allem sein in dieser Klasse einzigartiges Fahrdynamik-Paket. Die Rohkarosse mit dem hohen Karbonanteil und die Hinterachslenkung machen ihn so handlich wie einen Fünfer, der Wankausgleich hält den Luxusliner immer sauber im Lot und mit dem vorausschauenden Fahrwerk bügelt er Fahrbahnschäden aus, bevor man sie überhaupt erreicht hat.

Aber nicht nur der Fokus auf das dynamischere Fahrverhalten ist neu im bayerischen Oberhaus. Sondern auch beim Design erlaubt sich die M GmbH gewisse Freiheiten. Außen erkennt man das an einer neuen Frontschürze mit größeren Nüstern und Anbauteilen in einem grauen Kontrastlack. Man hört es an der Klappensteuerung des Sportauspuffs und man fühlt es am dickeren Lenkrad. Außerdem prangt das M-Logo wie ein Sportabzeichen auf den Pedalen, in den Türleisten oder auf dem Getriebewählheben und es flammt im Kombi-Instrument mit dem 330er-Tacho auf.

Doch weiß offenbar auch BMW, dass manche Besserverdiener den Pelz lieber nach innen tragen und nicht ganz so dick auftragen wollen. Deshalb gibt es fürs gleiche Geld auch eine deutlich dezentere Variante namens „Excellence“, die anstelle des Aerodynamik-Pakets noch mehr Zierrat aus Chrom bekommt und am Heckdeckel satt der Hieroglyphen aus dem Baureihen-Puzzle nur einen schlichten V12-Schritzug trägt.
Zwar hat BMW den Siebener mit dem M760 Li zum ersten Mal ein wenig aus der Ecke des Biedermanns für die Business-Elite geholt. Doch als Antwort auf einen S 63 oder gar einen S 65 des Hauptkonkurrenten AMG taugt der potente Luxusliner noch nicht. Und auch mit gegen den Audi S8 macht der 760 in der Prestige-Wertung keinen Stich. Das mag die Mannschaft in Garching grämen, doch dafür reibt man sich in Buchloe die Hände. Denn dort sitzt Alpina und füllt mit Begeisterung die klaffende Lücke. Denn parallel zum M760 Li zeigt der Veredler aus dem Allgäu seinen neuen B7. Der basiert zwar auf dem V8-Modell 750 Li, kommt aber mit dem Turbo-Tuning aus Buchloe auf gut 30 Prozent mehr Leistung und steht jetzt mit 608 PS in der Liste. Auch seine Drehmoment-Kurve gipfelt bei 800 Nm, doch die Tacho und Stoppuhr zeigen die besseren Werte. Ebenfalls mit Allrad ausgestattet, schnellt der B7 in 3,7 Sekunden auf Tempo 100 und hat ganz ohne nachträgliche Freischaltung Auslauf bis 310 km/h. Nur in einer Disziplin können und wollen die Kemptener die Münchner nicht schlagen: Beim Preis. Denn für die 147.300 deutschen Euro, die Alpina für den B7 verlangt, wird es den M760 Li ganz sicher nicht geben.

Rainer Behounek

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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