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BMW X4: Provokant, aber praktisch

Provokant, aber praktisch

Der neue BMW X4

Audi Q5, Mercedes GLC, Jaguar E-Pace oder BMW X3 – SUV in der gehobenen Kompaktklasse gibt es mehr als genug. Niemand weiß das besser als BMW. Deshalb haben die Bayern schon vor vier Jahren den X4 ins Rennen geschickt. Dumm nur, dass der als eines der ersten SUV-Coupés in seinem Segment zwar schnittig und spannend ausgesehen hat und so zu einer leidenschaftlichen Alternative wurde. Doch mit der Alltagstauglichkeit war es nicht sonderlich weit her: Die zweite Reihe zu eng, der Kofferraum zu knapp – so blieb dem X4 nur die Rolle als Lifestyle-SUV für Pärchen ohne Anhang. Doch wenn jetzt Mitte Juli zu Preisen ab 49.700 Euro die zweite Generation der schrägen Nummer an den Start geht, ändert sich das gravierend: Denn außen wird der X4 noch protziger und provokanter und innen wird er sehr viel praktischer.

Von Thomas Geiger
Dafür haben die Bayern Form und Format gleichermaßen verändert: Nicht umsonst geht der X4 um acht Zentimeter in die Länge (4,75 Meter), wird vier Zentimeter breiter und bekommt fast sechs Zentimeter mehr Radstand (2,86 Meter). Zwar duckt er sich zugleich ein wenig flacher in den Wind. Doch in der zweiten Reihe hat man jetzt spürbar mehr Beinfreiheit und der Kofferraum wächst auf stolze 525 Liter. Und als wäre das nicht genug, gibt es zur Freude aller Lademeister und Familienväter auf der Suche nach einem Alibi eine dreigeteilte Rückbank mit verstellbarer Lehne und Hebelzügen aus dem Kofferraum sowie serienmäßig eine automatische Heckklappe und ein Staufach im Unterboden, das auch eine spezielle Aufnahme für die Gepäckraumabdeckung bietet. Das fehlt bisweilen sogar bei ausgemachten Praktikern.
Während hinten die Koffer verschwinden, nutzt BMW den Platz vorn unter der Haube für ein paar ausgemachte Kraftpakete. So startet der X4 mit drei Benzinern ab 184 PS und gleich vier Dieseln, die bei 190 PS einsteigen. Wer dabei allerdings Wert auf die bei BMW bis vor kurzem noch typischen sechs Zylinder legt, der muss bei den Benzinern gleich zum 360 PS starken M40i greifen und bei den Dieseln auf den 30d mit 265 PS warten oder ebenfalls den M40d nehmen. Das ist in Tagen wie diesen ohnehin eine gute Wahl. Wenn schon Diesel, dann den, lautet hier die Ansage und 326 PS und 680 Nm sind dafür zwei perfekte Argumente. Denn der Motor klingt nicht nur wunderbar kernig, wenn man ihn mit einem beherzten Tritt zur Arbeit fordert, sondern er geht auch ausgesprochen kräftig zu Werke: Vom 0 auf 100 in 4,9 Sekunden und so mühelos an den Begrenzer bei 250 km/h, dass man ihm auch 280 zutrauen würde – so zeigt sich der X4 von seiner sportlichen Seite und man versteht, weshalb es beim Fahrerlebnisschalter einen Dynamic-Modus gibt. Außerdem spürt man spätestens dann die serienmäßige Sportlenkung, den tieferen Schwerpunkt als beim X3 und die 50 Kilo, um die der X4 abgespeckt hat. Nur auf den Verbrauch von 6,4 Litern sollte man nicht viel geben, weil der bullige Bayer doch sehr zum vergnügen verleitet.
Genau wie die Motoren kennt man auch Ambiente und Ausstattung vom X3: Der X4 hat deshalb ein digitales Cockpit auf Wunsch mit Touchscreen und Gestensteuerung sowie der Option auf ein riesiges Head-Up-Display, er ist voll vernetzt und mit so vielen Sensoren ausgestattet, dass er nahezu autonom über die Autobahn fahren kann. Und weil es offenbar gerade Mode ist, gibt es auch für ihn eine Ambientebeleuchtung mit Lichtteppich im Eingang sowie eine Duftorgel im Handschuhfach.
Zwar ist der X4 nicht nur das schönere, sondern auch das sportlichere und schnittigere SUV in der Mitte der BMW-Palette und die Nachteile gegenüber dem X3 halten sich mit dem Generationswechsel in Grenzen. Doch zahlt man dafür einen hohen Preis – schließlich ist der X4 rund 5.000 Euro teurer als sein braver Bruder.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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