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Bosko’s 10: Mercedes V-Klasse

Bosko’s 10 Punkte zur Mercedes V-Klasse V250 BlueTEC Edition 1
von Bosko Andjelic

Ich bin: ein Raumschiff. Ein kleines, voll funktionsfähiges Konferenzzentrum auf Rädern. In Relation zu anderen, immobilen Verweilangeboten sogar preiswert gehalten – oder hat Ihr Meetingraum elektrische Terrassen-, äh Schiebe- und Hecktüren bzw. 190 exzellent im Futter stehende Diesel-Gäule, die die ganze Hütt´n mit überraschender Verve gen Führerscheinverlust anschieben können? Na eben. .

Ich bin nicht: in Untertürkheim ersonnen worden, um indisponierte Gfrastsackln durch die Gegend zu scheiben. Conference-callende Wirtschaftskapitäne, die um meinen Klapptisch herum Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründ´ ich einen Arbeitskreis spielen, sind wohl passender. Obwohl – volle Windeln auf dem super-soften Leder hätten auch was. Manchmal denselben Inhalt wie zuvor angesprochene Conference Calls.

Ich fühle: mich nach fliegendem Teppich mit aktiven Fahrsicherheitssystemen an – dickwattiger Komfort, der nicht amerikanisch entkoppelt von jeglichen Außeneinflüssen stattfindet, sondern mit schwäbischer Ingenieurskunst technoid ersonnen wurde. Gleichzeitig geht das Ganze überraschend straff übern Pass Thurn drüber. Bissfest. Gut.

Ich klinge: nach einer klinisch reinen Mischung aus Herrschaftsbibliothek und hochtechnologischem Reinstraum. Still halt. Butterweiche 7G-Tronic Plus Gangwechsel assistieren dem Motor, der selbst unter Gewaltandrohung sein Funktionsprinzip im Innenraum nicht preisgibt. Fast zu still. So fällt dann auch die vereinzelte Peinlichkeit des quakend-dünnen Signaltons beim Versperren umso drastischer ins Gewicht.

Ich rieche: retro-chic nach Davidoff Cool Water – altbekannt, vertraut und quasi ein Signature-Duft des soliden, unaufdringlichen Deutschen. Es wäre an der Zeit, Mercedes Benz wieder einen Hauch mehr olfaktorische Präsenz mitzugeben – die Größe hierzu hätte die Marke definitiv. Bissl mehr Korpus, bissl mehr Charakter.

 
 

Ich schmecke: nach Rehbraten mit Bärlauch-Serviettenknödel – in ländlichen Gefilden gerne serviert, bei herausragender Qualität auch in Königshäusern gerne verspeist. Ich erlaube mir als Schwabe keinerlei Standesdünkel an dieser Stelle.

Ich wohne: am liebsten im Nonntal, dem Hietzing Salzburgs, bei der adeligen Erbtant´. Quasi im alten Haus bzw. im alten Geld. Als guter Stern auf allen Straßen bin ich aber überall zu Hause – unter der Woche mit Oligarchen auf der A4 in Richtung Flughafen ebenso wie wochenends mit deren Gemahlinnen zum Skifahren in Mittersill.

Ich fürchte: die innerbetriebliche Allmacht des Kostenrechners, dieses humorlosen Ungustls, der doch tatsächlich glaubt, die Transportbedürfnisse dieser Welt ließen sich in einem popeligen Kastenwagen mit Verglasung ähnlich elegant lösen wie mit mir. Ahnungsloser.

Als Tier: wäre ich Moby Dick – groß, geräumig, dabei elegant im Auftritt sowie in meinem Element überraschend behände.

Als Gegenstand: wäre ich ein Raumtransporter der Enterprise. Kleiner als die NCC-1701, jedoch technologisch on par – ich sag´ nur akustische Gesprächsunterstützung. Quasi eine Tricorder-Audiofunktion, die Unterhaltungen in Flüsterlautstärke zwischen erster und dritter Reihe bei Autobahntempo ermöglicht. An sich tutti, nur hoffentlich vergisst das mal keiner zu deaktivieren, wenn die vermögenden Verwandten hinten drin sitzen – sonst wird’s nix mitm Haus im Nonntal.

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