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Catwoman und Superman – Bremsweg war gestern

Wenn der Bremsweg länger und der Fußgänger unverwundbar wird, dann ist wohl weißes Pulver im Spiel…

von Gregor Josel
Letztens hat es geschneit in der Stadt! Ich mag ja den Winter. Aus grau wird weiss, der Dreck des Herbsts bleibt unter der Schneedecke verborgen, das Autofahren macht plötzlich wieder viel mehr Spaß (so man zumindest mit Heck-, idealerweise aber mit Allradantrieb ausgestattet ist). Es wird irgendwie heimelig, man denkt ans Christkind und erfreut sich am Anblick Schneemann bauender Kinder und an in der weißen Pracht herumtollenden Hündchen. Doch habe ich herausgefunden, dass das Schnee auch zu übernatürlichen Kräften verhilft, denn in Zeiten der Schneefahrbahn und nicht geräumter Gehsteige, ergreift eine unheimliche Superkraft den Fußgänger und Radfahrer von Welt.

Unverwundbar

Woher diese universelle Kraft tatsächlich empor kriecht und die Menschen befällt, ist wissenschaftlich noch in keiner Weise erforscht, doch kann man dieses Phänomen tagtäglich im urbanen Winter beobachten. Ganz normale Menschen, die wohl gerade ihren täglichen Gewohnheiten nachgehen oder am Weg irgendwohin sind, werden plötzlich und völlig überraschend unverwundbar und stark wie der Hulk. Manche sehen auch so aus. Vielen dürfte dieser Zustand nicht unmittelbar bewusst werden, doch offenbar stellt sich dieser Körper- und Geisteszustand dann recht schnell ein, denn plötzlich beginnen sie damit, mit ihrem neuen Selbstbewusstsein ausgestattet, vor einem auf die Straße zu springen. Schneefahrbahn, Bremsweg? Völlig egal. Denn sie sind ja, wie schon gesagt, unverwundbar. Es würde also gar nichts ausmachen, könnte man als nicht unverwundbarer Autofahrer (im Auto schneit es ja bekanntlich nur wenig) nie und nimmer zum Stillstand vor jenen Unverwundbaren kommen, die da flugs vom Gehsteig und ohne rechts und links zu schauen, auf den Zebrastreifen hirschen um die Straße zu überqueren um sich dann auf deiner Motorhaube verteilen! Ein Riesenspaß sowas! Man würde sich anschließen lachend in die Arme fallen, über den kleinen Blechschaden scherzen und beide würden frisch fröhlich weiterziehen, denn schließlich wäre ja nur das Auto zu schaden gekommen, das in dieser neuen Weltordnung ja tatsächlich der schwächere Verkehrsteilnehmer wäre. Die Unverwundbarkeit überträgt sich nach meinen letzten Beobachtungen allerdings auch auf den Nachwuchs dieser Superhelden. Dies scheint auch deren Eltern bewusst zu sein, denn sie pflegen an diesen Tagen auch den Kinderwagen, quasi als Rammbock, vor sich auf die Straße zu schieben. Wäre das nicht ein lustiger Anblick und vor allem auch wirklich lustig für das Kind, würde es dabei, samt Designer-Kinderwagen, von einem Auto überrollt? Und ganz zu schweigen von der steilen Lernkurve des süßen Balgs, damit er recht bald weiß wie er seine Superkräfte einsetzen könnte und dass so ein kleiner Bums gar nicht viel macht!

Höhere Mächte

Ich persönlich glaube ja an eine höhere Macht, die uns mit der Verleihung dieser Superkräfte einfach schützen möchte. Denn klar, rechtlich ist natürlich der Autofahrer dazu verpflichtet, sein Vehikel schnell genug zum Stillstand zu bringen. Und es ist natürlich das Recht des Fußgängers über den Zebrastreifen zu gehen, ohne sich über die Fahrbahnverhältnisse Gedanken zu machen! Da kann dann schon mal was passieren! Aber zum Glück sind sie ja unverwundbar, es ist also alles in Ordnung…

… normale Menschen, die wohl gerade ihren täglichen Gewohnheiten nachgehen oder am Weg irgendwohin sind, werden plötzlich und völlig überraschend unverwundbar …

Gregor Josel

Ob einspurig, mehrspurig oder mit 30 Tonnen im Gepäck: Josel fährt und fährt und fährt und fährt...

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