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Dacia Duster: Das Notwendige

Was braucht der Mensch schon?

Dacia Duster: Das Notwendige

Ein Einstiegspreis von 11.990 Euro ist eine offene Kampfansage, (fast) egal um welches Fahrzeugsegment es sich handelt. Dass der neue Dacia Duster dann auch noch kein kleinster Kleinwagen, sondern ein geländetaugliches Gefährt mit üppigen Raumangebot ist, imponiert. Sehr.

Text: Maximilian Barcelli

Folgendes Szenario: Du bist kein Autofetischist und siehst Mobilität eher von der pragmatischen Seite, weniger von der emotionalen. Alle Jahre wieder kommt das Christuskind, alle zehn Jahre der neue Wagen. Und nun ist es wieder so weit. Tapfer hat sich dein Seat Altea gehalten, die Kinder lieben ihn, doch die nächste Pickerl-Runde wird er wohl würdevoll abtreten. Also geht’s auf die Neuwagenpirsch, budgetiert mit etwa 15.000 Euronen. Mehr willst du nicht lockermachen, da für dich ja der automobile Nutzen im Vordergrund steht … du alter Pragmatiker, du. Weder interessieren dich solch Absurditäten à la Sitzmassage oder digitale Armaturenbretter, noch sehnst du dich nach einem Interieur, welches sich in 7000 verschiedenen Farben präsentiert. Du brauchst ein Auto, dass dich zuverlässig von A nach B bringt. Und die Kinder – samt Gepäck.
In einem solchen Preisspektrum ist die Auswahl begrenzt. Suchend landet man eher früher als später bei Fahrzeugen wie den VW up!, Renault Twingo oder Toyota Aygo. Und wären da nicht die Kinder, wären dies ja auch alles sinnvolle Alternativen – zumindest, wenn der Weg nur selten auf die Autobahn führt. Aber die Kinder. Und, um Gottes Willen, der Hund! Das braucht ja alles Platz. Und den hast du im Dacia Duster (478 Liter Kofferraumvolumen, um genau zu sein), der mit einem Einstiegspreis von 11.990 Euro der Konkurrenz um die Ohren fährt. Wobei, welche Konkurrenz?
Also wird’s ein Duster. Nur gut, dass die Neuauflage in den Starlöchern steht. Nur gut, dass wir die 3. Generation des Dacia Duster schon gefahren sind und nun darüber berichten können. Und nur gut, dass der Renault-Konzern dem Irrglauben, dass so ein Dacia bei der ersten Windböe eingeht, mit einer 3-Jahres- beziehungsweise 100.000 Kilometer-Garantie entgegensetzt.
Damit Dacia mit so einem Preis aufhorchen lassen kann, muss selbstverständlich reduziert werden. Was negativ klingt, kann allerdings durchwegs positiv verstanden werden: Nur das Notwendigste, das Wichtigste findet man im Duster. Und jetzt mal ehrlich: Was braucht der Mensch schon? Er braucht Sitze, fünf an der Zahl. Er braucht ein Navi, damit er weiß, wo’s hingeht im Leben. Und auch eine Klimaautomatik ist in Zeiten der Erderwärmung schon zu einer kleinen Notwendigkeit herangereift. Übrigens, die Bedienung dieser durch die Drehregler an der Mittelkonsole fühlt sich hochwertiger an, als in so manchem Luxus-Gefährt. Sonst bleibt sich Dacia treu. Eine Hartplastik-Landschaft erstreckt sich über den gesamten Innenraum. Na und? Er fährt sich angenehm. Er ist, im Gegensatz zu so mancher Konkurrenz, auch tatsächlich geländetauglich. Er bietet viel Platz. Und das alles zu einem konkurrenzlosen Preis. Punkt.
Die Motorisierungen, die sich in unsere Hände begeben (der109 PS starker Selbstzünder sowie der 125 PS leistendes Benzin-Aggregat) haben, sind mehr als ausreichend und rackern den Duster während Überholmanövern fleißig nach vorne. Und, wie schon angeschrieben, ist der Franzose mit rumänischen Migrationshintergrund auch kein Blinder im Gelände. Ganz im Gegenteil: Der Duster punktet mit einer Bodenfreiheit von 21 Zentimetern und die Unterbodenschützen an Front und Heck sind nicht nur hübsch anzuschauen. Apropos hübsch anzuschauen: Bulliger ist er geworden. Wie sagt man so schön? Erwachsener. Durch komprimierte Heckleuchten zum Beispiel zieht es den Duster optisch in die Breite – und das bei fast identen Abmessungen. Auch die serienmäßigen LED-Lichter wissen zu gefallen und verleihen ihm einen zarten Stich.
Nun, unser Pragmatiker wird inzwischen wohl eine Entscheidung zugunsten des Rumänen getroffen haben. Wir haben das auch: Der neue Dacia Duster imponiert. Klar herrscht Minimalismus vor, selbstverständlich wird an hochwertigen Materialien gespart, natürlich ist der Touch-Display nicht der feinfühligste überhaupt – doch das alles hat einen guten Grund. Und der da wäre: 11.990. Da beginnt nämlich das Duster-Vergnügen – und auch wenn man sich beim Kreuzerlmachen so richtig austobt und auch vor der höchsten Ausstattungslinie keinen Halt macht, unter 22 Riesen ist der Dacia Duster immer zu haben. Nüchtern betrachtet ist der Dacia Duster also ein richtig feines Auto, mit einem unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnis – nur darf ein Auto schon auch noch vom emotionalen Standpunkt aus betrachtet werden.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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