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Fiat Ducato – das freundliche Lastentier

ins Gsiberger-Ländle und auch gleich wieder retour

Nur mal kurz durch Autoscout oder Mobile gesurft, so zur Unterhaltung. Oh. Was haben wir denn da. Die sind aber selten. Und der Preis… Auch fair. Hmmm…

von Philipp Stalzer
Jetzt ist es schon wieder passiert. Die Sucht, Autobörsen zu durchforsten muss ausgebadet werden. Mit dem Verkäufer in blauäugiger Verzückung über das seltene Stück telefonisch handelseins geworden. Ja, aber von selbst findet die Karre von Dornbirn nicht nach Wien. Also, auf gehts. Nicht nur ich muss das kindliche Bedürfnis nach immer mehr Spielzeug mit ordentlich Sitzfleisch für oneway etwa 700 Kilometer aufbringen, der Fiat Ducato hat die schwere Last zu ziehen. Mit seinen zugelassenen 3000 Kilo gebremster Anhängelast kann er über den folgenden Job aber eh nur freundlich lachen. Das tut er eigentlich immer, wenn man ihn so ansieht.
Sehr gut, das Wetter spielt mit für die Hauruck-Aktion. Die Sonne geht auf, ein harter Tag für den Ducato beginnt.

Vorbereitungswahnsinn abgeschlossen

Schon am Tag davor hat man bei so einer Tour alles mögliche zu tun. Geld abheben um das Objekt der Begierde zu finanzieren, ein Hotel buchen und bei Google Maps schauen ob man mit einem Ducato + Autoanhänger auch dort parken kann. Nicht zu vergessen sich einen passenden Anhänger zu schnorren und achja, die Spanngurte um den gesetzlichen Bestimmungen zur Ladungssicherung nachzukommen muss man natürlich auch noch einpacken. Stress lass nach, schon bevor die Reise begonnen hat.

Hervorragend, das Ducato-Cockpit ist für alle Eventualitäten gerüstet. Daher befindet sich ein Salami-Fach in der Türe. Funktioniert auch mit spanischen Salamis, übrigens.
Beim Anhänger ausfassen das Wichtigste: Sorgfalt und Ruhe. Nichts kann man weniger brauchen als einen herrenlos auf der Autobahn herumschlitternden Anhänger. Also darauf achten das alles fest sitzt, sowohl der Fanghaken für die Notbremsung als auch die Elektrik mit dem Zugfahrzeug verbunden ist (obligatorischer Test ob auch wirklich was leuchtet nicht vergessen) und das Bugrad ordentlich raufgekurbelt ist, das nichts streift. Sieht gut aus. Noch zur Tankstelle, den großzügigen Tank des Ducato anfüllen und es sich dann am ergonomisch optimalen Schwebesitz gemütlich machen. Für vorraussichtlich ziemlich lange Zeit.

Auf langer Strecke gewinnt man mit zwei Dingen: einem Schwebesitz und einem riesigen Tank.

Ohne Mampf kein Kampf

Auf der Autobahn angekommen und sich mit den (in diesem Fall äußerst gutmütigen) Fahreigenschaften des Gespanns vertraut gemacht, kehrt ein bisschen Ruhe ins Cockpit ein. Zeit für ein beschauliches Lebkuchenfrühstück.

Kurze Verschnaufpause

Das biologische Bedürfnis, der Zeitkiller Nummer 1 auf der Autobahn. Aber eine gute Gelegenheit, Anhängerkupplung und Anhänger nochmal zu checken. Alles in Ordnung, es kann und muss weitergehen.

Langsam geht die freundlich scheinende Sonne auch schon unter, das Ziel rückt stetig näher. Die notierten Adressen sind gut im Blickfeld, das Handynavi weiß den Weg dann im Detail.

Eiliges Verladen nach einer langen Fahrt, noch kurzer Stress bevor das Tagesziel erreicht ist.

Turbodiesel und 5 Türen, das Objekt der Begierde

Ruckzuck, die Verkäufer wollen es erledigt haben – ich genauso. Der Zustand des Auto ist wie erwartet – der vereinbarte Kaufpreis lässt nicht viel Spielraum. Rauf auf den Hänger, Kaufvertrag unterschreiben, bezahlen. Nun bin ich also im Schnellsiedeverfahren Besitzer eines BMW 324td touring der Baureihe E30. Warum man wegen sowas quer durch Österreich koffern muss? Sie sind mittlerweile so gut wie ausgestorben und der nervige Hype um die Baureihe treibt die Preise in die absurde Höhen, selbst für verbrauchte Alltagshippen. Wenn sich ein interessantes Angebot auftut, darf man es Aufgrund der geographischen Entfernung mittlerweile nicht ausschlagen.





Lifestyle-Kombi. Damals neu, heute allgegenwärtig

Der E30 touring schlug erstmals in die Lifestyle-Kombi-Schiene. Die sportliche (und im Jahr 2015 auch amtlich gültig zeitlose) Erscheinung war BMW wichtiger, als der Nutzwert. Eigentlich schon ein bisschen schrullig, mit den nicht mit aufschwenkenden Heckleuchten und der unpraktischen Ladekante – das tat meiner Begeisterung als damals kleines Kind aber keinen Abbruch. Vor allem der Diesel mit dem sofort erkennbaren 6-Zylinder Selbstzündersound nagelte sich in mein für Motorengeräusche offenes Ohr und die Karosserie des E30 touring fuhr direkt in mein aufnahmefähiges Automobilherz. Dort haben es die beiden bis heute nicht mehr rausgeschafft. Daher also der Stunt die Kiste in Vorarlberg abzuholen. Dafür muss man sich bei Motorblock-Lesern aber eh nicht entschuldigen, oder?

Halbwegs kurz und auf jeden Fall schmerzlos: die Heimfahrt

Der Ducato mit seinem 150 PS Dieselmotor zieht den gutmütigen, weil mit tiefem Schwerpunkt gesegneten, Anhänger unauffällig nach wie einen nassen Fetzen. Die Last auf der Hinterachse tut dem Fahrverhalten sogar gut. Bei Temperaturen von kurzzeitig frischen -10 Grad im deutschen Allgäu und teils harschen Bergaufstrecken blieben die Trinksitten des ialienischen Transportprofis im Rahmen, rund 10 Liter im Schnitt über die ganze Fahrt (unbeladen und beladen) haben wir verzeichnen können. Zum Glück  nur Abseits der Straße: Winterwonderland. Nach getaner Arbeit und der Befreiung vom schweren Anhänger hat er sich aber neben einem Schulterklopfer vor allem eines verdient: den Besuch in der entsalzenden Waschstraße.

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