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Ford Focus ST-Line: Zurück in die Zukunft

Lichtblick

Ford Focus ST-Line: Zurück in die Zukunft

Es muss ja nicht immer die ganz große Show sein. Ein aggressiverer Look inklusive Spoilerlein, eine rot-schwarze Lackierung und ein netter Vierzylindermotor mit ebenso netten 150 PS reicht manchmal auch aus.

Text: Maximilian Barcelli

Plomben sind für die Ewigkeit gemacht – außer du sitzt im Ford Focus RS. Dann nämlich braucht es nur einen Kieselstein und man darf sich von der geschätzten Arbeit des ungarischen Zahnarztes verabschieden, dafür aber einen frischen Kreuzbandriss in Empfang nehmen. Als Jungspund nimmt man all das in Kauf und will halt auch auffallen. Deshalb: Eine wilde Optik mit Spoilern allerorten und ein tönender Motor, den die Nachbarn fünf Häuser weiter noch hören. Irgendwann ist man dann zu alt für den ganzen Mist, fühlt sich unbehaglich, wenn sämtliche Blicke auf einen gerichtet sind und kann und will mit der Macht von 350 PS nichts mehr anfangen.
Ford hat für all jene, denen der Focus RS zu radikal ist, ein feines Angebot in petto. Und das heißt: ST. Oder wenn man gar weniger Wert auf einen starken Motor legt (Klingt verrückt, nicht wahr?) oder das Budget es nicht anders zulässt (Das kling jetzt mehr real als verrückt), gibt’s dann auch noch den Focus ST-Line, den wir zum Test-Rendezvous baten. Dieser überzeugt mit einem dynamischen Äußeren, ist dennoch niemals aufdringlich und Motor und Getriebe dürfen sich auch mehr als nur sehen lassen.
Immerhin sind die 150 Pferdchen, auf denen der Ford Focus ST-Line galoppiert, nicht nichts. Sie preschen das Gefährt in 9 Sekunden von Null auf 100 km/h – ein Wert, der sich im Auto deutlich schneller anfühlt. Dass die Fahrerei trotz humaner Power dennoch eine besondere Freud ist, liegt nicht zuletzt am manuellen 6-Gang-Getriebe. Dieses wird durch den Schaltknauf, der einem auch im kompromisslosen RS die Hand reicht, sortiert. Durch die knackigen Schaltvorgänge und kurzen Schaltwege kommt einem der Focus ST-Line sportlicher vor, als er tatsächlich ist. Der nett anzuhörende Motor giert schon fast danach, Gang für Gang ausgedreht zu werden, vergisst aber niemals auf seine höflichen Manieren und erschreckt, wenn überhaupt, nur die unmittelbare Nachbarschaft.
Ein Gedicht ist auch das Lenkverhalten. Schön direkt, dennoch nicht zu aggressiv und das Lenkrad per se liegt wunderbar in der Hand. Vom reinen Fahren her gibt’s also nix, da spielt der Focus ST-Line in der Kompaktwagenklasse in der ganz, ganz oberen Liga. Nur ist in Zeiten der Digitalisierung ein freudiges Motörchen eben nicht alles – der Kunde von Morgen will mit allerlei Infotainment umworben werden. Die neue A-Klasse macht’s beispielsweise vor wies geht, während der Ford Focus eindrucksvoll beweist, wie man die Zeichen der Zeit komplett ignorieren kann.
Man fühlt sich in die späten 00er Jahre versetzt. Das kleine Display zum Antapschen ist für einen normal großen Menschen nur durch Nachvorbeugen erreichbar, das Multimediasystem wirkt eingerostet und die etlichen Knöpfe zur Bedienung der Klimaanlage – naja. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Ergo ist dort wo Schatten ist, auch Licht. Und dieses Licht offenbart sich in den neuen Modellen des amerikanischen Herstellers – allen voran Europas Liebling im Kleinwagensegment. Denn der Ford Fiesta bietet zwar nicht die ganz große digitale Show, weiß mit einem aufgeräumten Cockpit und einem zeitgemäßen Infotainmentsystem allerdings zu gefallen. Er beweist, dass Ford die digitale Welt nicht verweigert. Was gut ist! Denn feine Autos bauen können sie – davon hat uns der Ford Focus ST-Line eindeutig überzeugt.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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