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Ford Mustang Convertible: Cruisen statt Hetzen!

Die Pferdemähne im Wind

Ford Mustang Convertible: Cruisen statt Hetzen!

In seiner jüngsten Ausformung liefert der Ford Mustang sichtbare wie spürbare Reminiszenzen an sein Urmodell von 1964. Das macht eine Menge Spaß, wenn man die 422 PS des V8-Motors richtig interpretiert.

Text: Franz J. Sauer

Da wären zunächst die Offensichtlichkeiten. Die drei senkrechten Stab-Heckleuchten, der mittig nachgestellte Tankstutzen. Die leicht geschwungene Seitenlinie, das asymmetrische Verhältnis zwischen den kleinen Scheinwerfern und dem riesigen Grill. „Warum haaßt des Mustang und ned Shark?“, wusste einst Dominic Heinzl bei irgendeinem Event angesichts eines 69er-Mustangs zu fragen – und er lag damit gar nicht mal so falsch, muss man sagen. Das Lenkrad hat drei Speichen, die Armaturen drehen sich in Radien mit großen Durchmessern. Und wenn man hinterm Lenkrad sitzt und übers Armaturenbrett drüberschaut, sieht man zunächst einmal ganz viel Motorhaube mit charakteristischen Falzen und Wölbungen in ihr drinnen. Erst danach irgendwann kommt die Straße, die es zu versaugen gilt. Und auf die man mit all dem feinen Morch unter der langen Haube auch ein paar feine Striche zeichnen kann, wenn man das denn will.
Aber der aktuelle Ford Mustang sieht seinen ehrwürdigen Urahnen nicht nur optisch ähnlich wie selten zuvor. Auch das Fahrgefühl orientiert sich mehr an jenem in US-Straßenkreuzern der Sechzigerjahre als an dem aktueller Sportautos. Insofern sieht sich der frischeste aller Mustangs weniger dem modischen Segment der Sportcabrios als jenem der kraftvollen Cruiser zugehörig. Und steht damit in seiner Leistungsklasse zumindest europaweit ziemlich allein auf weiter Flur.

Dereinst hatten die dicken Vauachter in all den fetten Ami-Schlitten meist bloß 150 PS unter der Haube. Ein aktueller Achttopf wie der Fünfliter von Ford stemmt 422 kleine Mustangs auf die Hinterachse. Das macht bei entsprechender Bodenblech-Haltung des Gaspedals ordentlich wumms, aber auch nur begrenzt lang Freude. Spätestens wenn die nächste Kurve kommt, purzeln die salopp über die Sitze drapierten Gegenstände nur so durch die Gegend – und dass die üppig vorhandene Bord-Elektronik einen Race-Modus mit Stoppuhr und allem Drum und Dran bereithält, lässt einen auch eher verwundert zurück.
Zumal die genuinste Art der Fortbewegung mit einem Ford Mustang nach wie vor jene des entspannten Gleitens ist. Man lässt sich weg vom Bordstein ohne viel Gasgeben, so wie mit einem opulenten, zweistrahligen Motorboot vom Pier. Durch nonchalante Lenkbewegungen gibt man die Richtung vor, erst wenn alles gerade ist, gibt man Stoff. Kurz so richtig, damit es auch ein bisschen grummelt im Gehör, spätestens wenn man ins Gleiten kommt, nimmt man die Drehzahl zurück und lässt die Fuhre rollen. Das hält sowohl den Sturm im Innenraum dezent als auch die Tankrechnung flach (erfrischenderweise ist der Ford Mustang eines der wenigen Autos, bei denen man es mit etwas Obacht schafft, die Werksangaben zu unterbieten).
Ist der Ford Mustang also mehr ein Café Racer denn ein Sportwagen? So könnte man schon sagen. Jedenfalls macht es unfassbar viel Freude, ihm vom Straßentisch aus stundenlang einfach nur beim Glänzen zuzusehen.

:Infoporn

Ford Mustang 5.0l V8
Hubraum: 4.951 ccm
Leistung: 422 PS
Verbrauch: 12,0 l / 100 km
Drehmoment: 524 Nm
Beschleunigung von 0-100 in: 4,8 Sek.
Spitze: 250 km/h
Gewicht: 1.792 kg
Preis: ab 65.100 Euro

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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