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Jeep Wrangler: Ein Dino am Weg in die Zukunft

Ein Dino am Weg in die Zukunft

Der neue Jeep Wrangler

Er fuhr schon durchs Gelände, als die Anderen noch gar nicht wussten, dass 4×4 keine Rechenaufgabe ist. Und er war schon ein Lifestyle-Auto, als man SUV noch nicht buchstabieren konnte – kein Allradler hat eine derart lange Tradition wie der Jeep Wrangler. Schließlich reichen seine Wurzeln zurück bis zum Willy’s Jeep von 1942 und selbst in einem halben Dutzend Generationen hat sich nicht einmal am Design viel geändert. Wenn Jeep deshalb jetzt auf der Autoshow in Los Angeles das Tuch von der nächsten Auflage zieht, ist das auch kein Retro-Auto und keine Kopie, sondern einfach nur das nächste Kapitel einer ziemlich langen Geschichte – und es spricht vieles dafür, dass es ein gutes wird. Denn auch bei der neuen Generation halten die Amerikaner ihren alten Tugenden die Treue.

Von Thomas Geiger
Der nächste Wrangler sieht deshalb trotz der neuen optischen Größe, die mit dem Zollstock nur bedingt nachzuvollziehen ist, trotz des kleinen Knicks im Grill, der LED-Scheinwerfer und der etwas stärker geneigten Frontscheibe nicht nur aus wie früher, sondern er ist auch genauso gestrickt. Es bleibt beim obligatorischen Allradantrieb, beim Untersetzungsgetriebe und bei Geländeeigenschaften, bei denen sich ein Tiguan oder ein RAV-4 beschämt im Straßenstaub wälzen. Der legendäre Rubicon-Trail in der Wüste von Moab jedenfalls ist für den Wrangler wieder nur ein besserer Spaziergang, versprechen die Entwickler.
Angeboten wird der Klassiker wie bisher als kurzer Drei- oder als langer Fünftürer und natürlich gibt es wieder ein halbes Dutzend Aufbauvarianten: Beide Modelle kann man mit Hard- oder Softtop bestellen, kann sie zum Cabrio umbauen oder die Türen herausnehmen und wie eh und je kann man auch wieder die Frontscheibe umklappen. „Das macht zwar kein Kunde, aber es sieht cool aus und ist bei keinem anderen Auto möglich“; rechtfertigt Chefdesigner Mark Allen den Aufwand.
Währen der Wrangler von außen aussieht wie immer, weht innen ein neuer Wind. Zwar mühen sich die Amerikaner tapfer um einen rustikalen Look von Freiheit und Abenteuer – aber ohne großen Touchscreen und ein riesiges Display zwischen den Rundinstrumenten geht es offenbar nicht. Dafür wirken die Bedienelemente drum herum so wunderbar analog, als wären damit auch die GIs im Kalten Krieg schon zurechtgekommen.
Auch unter der Haube ist alles neu und bleibt trotzdem beim Alten. Denn von der angekündigten Hybrid- oder Elektrovariante ist aktuell erst einmal keine Rede, sondern es gibt nur konventionelle Vier- oder Sechszylinder: Für die Ottofraktion sind das ein weiterentwickelter V6 mit 3,7 Litern Hubraum und 285 PS oder ein nagelneuer 2,0-Liter-Turbo mit 270 PS und für den Weltmarkt kommt noch ein 2,2 Liter großer Diesel mit 197 PS.
Zwar wird für den neuen Wrangler niemand ein modernes SUV stehen lassen, so dass der Wagen für Tiguan & Co kaum eine Gefahr ist. Aber dafür erhöht Jeep den Druck auf Land Rover und holt für diese Mission auch noch Mercedes ins Boot. Schließlich bringen die Schwaben im Januar nach bald 40 Jahren eine neue G-Klasse und schreiben so ebenfalls weiter an der Geschichte einer Legende – und vom neuen Defender, der als dritter im Bunde der SUV-Saurier gilt, ist noch immer nichts zu hören.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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