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Mazda6 Allrad und CX-5 Facelift

Platz da, für mich und meinen Allrad-Mazda!

Die Allwetterprofis aus Hiroshima. Neuvorstellung Mazda6 Allrad und CX-5 Facelift.

Text: Bosko Andjelic
Mazda und Allrad – meine Generation denkt da volley an den Mazda 323 Turbo 4WD 16V, der 1987 mit seinem zwangsbeatmeten 1.6l-Motor gegen den legendären Delta HF antreten und in der Rallye-WM der Gruppe A den dominanten Signori des Martini Racing Teams ein bisserl Sorgenfalten machen sollte. Die meisten jüngeren Motorsägen denken bei Mazda und Allrad jedoch an den CX-5, das meistverkaufte Modell des 1920 von Jujiro Matsuda gegründeten Unternehmens hier bei uns in Europa. Ja, richtig gelesen, ein knapp unter 4,60m langer SUV ist das meistverkaufte Mazda-Modell in Europa – so richtig schlecht kanns uns de facto nicht gehen. Alle bisherigen und zukünftigen CX-5 Kunden werden das besonders bestätigen können. Einem gewissen Wohlstandstrend folgend wurden im letzten Jahr mit über 67.000 Exemplaren in Österreich erstmals mehr SUVs als Kompaktautos zugelassen – der Allrad-Split beim CX-5 liegt mit 80% hier deutlich höher als overall und darüber hinaus wird fast die Hälfte davon mit besseren Ausstattungen und Automatikgetrieben geordert. Nicht unlogisch, dass Mazda dem neu verfügbaren 192 PS-Benzinmotor zukünftig 10% im Modellmix zutraut.

Bequem statt Pseudo-sportlich

In der pittoresken Landschaft um Sitges und Monserrat herum hatte Motorblock ausgiebige Gelegenheit, den neuen Jahrgang beider Modelle zu verkosten. Der Verkaufszahlen-Highroller, der im April zu uns kommen wird, ist ein mächtiges Auto. Ein Auto, das hauptsächlich als Langstrecken-Reisefahrzeug gekauft wird und sich in dieser Rolle gefühlt bestens zurecht findet. Die Geradeaus-Partien saugt der SUV mit dem getesteten 175PSigen Skyactiv-Diesel richtiggehend auf – nichts poltert, ächzt oder macht unnötig auf sich aufmerksam. Wo bei einem Fahrzeug dieser Größenordnung der physikalische Schwerpunkt generell liegt, bleibt jedoch außer Zweifel – das darf konzeptbedingt niemanden überraschen, auch nicht diejenigen Spezialisten, die den CX-5 unfairerweise mit vollelektronisch befahrwerkten Fullsize-SUVs vergleichen wollen.

Diese besonders von Döblinger Desperate Housewifes bevorzugten Fortbewegungsmittel werden unter immensem technoiden Aufwand auf sexy und quirlig gepimped, aber ohne Elektro-Guzzi-Hilfe sieht die Wahrheit etwas differenzierter aus. Faktum ist – ein SUV kann kein Sportler sein und sympathischerweise will das der CX-5 auch nicht. Der Sechsgang-Automat verwaltet die anwesenden 420Nm besser, als man es sich vom Papier her erwarten würde – der guten Übersetzungswahl der einzelnen Stufen sei Dank und derart vermisst man die anderswo bis zu drei zusätzlich erhältlichen ratios eigentlich gar nicht. Die geschärfte Front inklusive liebster Designerspielwiese, der – natürlich noch dynamischeren – Lichtsignatur, wirkt durchwegs stimmig und wird innen mit neuen Materialien und hübschen Formen fortgesetzt. Das gechillte Gefühl an Bord wird durch die deutliche noise reduction im Vergleich zum Vorgänger gesteigert und von allen aktuell verfügbaren elektronischen Helferleins beschützt – zumindest soll das dem Fahrer suggeriert werden.

Hat da g´rad wer Premium gerufen? Naja, anklopfen tun sie schon mal, die Mazdas. Saubere Verarbeitung, weiche und hochwertige Materialien am Dashboard mit nobler Doppelnaht abgesteppt (sweet!) erfreuen Auge und Fingerkuppen.





Mazda-Hoheitsgebiet.at

Die Beantwortung der generellen Frage, ob uns die komplette Assistenzpalette und der Trend zum permanenten geholfen werden, tendenziell zu entmündigen droht, gehört nicht zwingend an diese Stelle, drängt sich aber auch hier auf. Don´t get me wrong – Tempomat mit Radarunterstützung oder Toter-Winkel-Assistent sind Bombe, aber dass mir ein Chip erklären will, wann ich eine Pause einlegen soll? Nope, sir. Wie beliebt das Universum der elektronischen Sicherheitssysteme und deren nicht immer 100%-iges Zusammenspiel ist, sollte aber relativ bald repräsentativ recherchiert werden. Das Ergebnis dürfte die Autobauer überraschen.

Ganz im Gegensatz hierzu stehts mit der generellen Beliebtheit der Marke an sich und deren Sympathiewährung in Österreich – tu felix Austria galt ja lange als Mazda-Hoheitsgebiet und ist nicht zuletzt aufgrund der günstigen geographischen Lage als CSEE-Zentrale unter Günther Kerle auserkoren worden. Von Klagenfurt aus werden so mithilfe von über 500 Retail-Partnern 18 Länder in Zentral- und Südosteuropa bearbeitet. Die Vernichtung eines 323 Stufenheck in Ex-Benzinbruder Düringer´s Hinterholz 8 sagt folglich nichts anderes aus, als dass gewisse Mazda-Modelle einfach die erste, pragmatische Wahl von Herr und Frau Österreicher waren und exemplarischen Status erreicht hatten. Waren? Hatten? Ja, die Produkt-Offensive der Koreaner ging an keinem der japanischen Großserienhersteller spurlos vorbei. Umso beeindruckender, dass die japanische Antwort darauf – ganz der eigenen Verpflichtung zur Leistung und zum Perfektionismus folgend – immer smarte, zugleich aber elegant designte Modelle sind.

Der Mazda6 im 2015er Jahrgang setzt die firmeneigene Tradition der Neuzeit hier nur schlüssig fort. Die neueste Generation des ikonischen MX-5, aber auch der vor kurzem vorgestellte Mazda2, legten diesbezüglich erfolgreich vor. Mit der aktuellen Auflage des Flagschiffs dürften die Damen und Mannen aus Fuchu den österreichischen Geschmack punktgenau getroffen haben. Fragt man selbst überzeugte PilotInnen deutscher Produkte ob des Kodo-inspirierten Designs, wird man nahezu ausschließlich zustimmendes, wohlwollendes Nicken ernten.

Zugespitzteres und dramatischeres Kodo, das sich gut mit Art of Motion einfangen lässt, und noch Allrad on top – sounds like a plan. Vor allem in Österreich ein nicht zu unterschätzendes Argument, wo im europäischen Vergleich immer noch hohe 4×4-Anteile im Markt unterzubringen sind – der mitgereiste (Chapeau!) Mazda Austria-Boss Günther Kerle rechnet im innerfamiliären Split mit einem Drittel an Mazda6 AWD-Modellen, die hauptsächlich wegen des zusätzlichen Sicherheitsfaktors nachgefragt werden sollen. Verfügbar wird die beliebteste Antriebsvariante aller Nicht-Flachländler vorab ausschließlich für die Diesel-Kombis sein, wahlweise mit 150 und 175PS, jeweils geschaltet oder verwaltet.

Unser guter Freund, der Mazda6

Die Versprechen von Fahrdynamik und Agilität auf ausgedehnten Testrouten über steile Gebirgspässe und long and winding roads im Umfeld von Barcelona auf Herz und Nieren zu überprüfen, war keine – Achtung, Ironie – allzu unangenehme Aufgabe. Soviel vorweg – der Deal überzeugt. Die Preis-/Leistungsperformance, die speziell den handgeschalteten Mazda6 SportCombi CD150 AWD Attraction mit dem zwar etwas knurrigen, jedoch souverän agierenden Dieselmotor ab EUR 37.190,- auf den vordersten Plätzen in diesem Segment einlaufen lässt, wird im schon frühlingshaften katalanischen Licht vor schroffen Felsformationen um eine Top-Leistung in der Beauty-Wertung erweitert. Der neue Jahrgang bringt äußerlich ein frischeres und dynamischeres G´schau, again eine dramatisiertere LED-Lichtsignatur inklusive adaptivem, blendfreien Fernlicht – im Innenraum erfreuen modernisiertes Cockpit mit freistehendem Infodisplay und optionalem Head-up Display sowie Popschheizung für die Hintensitzenden. Sauber.

Hat da g´rad wer Premium gerufen? Naja, anklopfen tun sie schon mal, die Mazdas. Saubere Verarbeitung, weiche und hochwertige Materialien am Dashboard mit nobler Doppelnaht abgesteppt (sweet!) erfreuen Auge und Fingerkuppen. Raum, speziell bei der Beinfreiheit, ist in rauen Massen vorhanden, selbst Dirk Nowitzki sollte auf der Rückbank kommod sitzen können. Apropos Sitzen – ja, das tut man besser als zuvor, die Haptik und das Material der Stoffsitze hat noch ein bisserl Luft nach oben – das Belederte kommt jedoch sehr gut rüber. Interessant, denn die Erwartungshaltung wäre eigentlich genau umgekehrt. Der Allradantrieb, der in seiner Ausprägung direttissima aus dem CX-5 übernommen wurde, glänzt durch seine asiatische Dienstbeflissenheit und noble Unauffälligkeit – da verspragelt nix, es sind keinerlei Behäbigkeiten zu verzeichnen und das Wenden auf der vielzitierten Briefmarke überrascht zusätzlich. Die stufenlose Verteilung der Antriebsmomente überzeugt und die – sage und schreibe – 27 Sensoren, die die Vorderhand überwachen, verstehen, salopp gesagt, ihren Job. Handlicher Schalthebel und dessen kurze, präzis geführten Schaltwege gefallen, die Lenkung ist auf der komfortablen Seite interpretiert – hier ist die Präfektur Hiroshima noch ein gutes Stückerl von Bayern entfernt, was die Responsiveness anbelangt. Der Freude am Reisen und entspannten Cruisen tut das jedoch keinen Abbruch – ganz im Gegenteil. Auch der Freude am Bewegen und Besitzen nicht – der Mazda6 übernimmt bereits nach kurzer Fahrt die Rolle eines guten Freundes, der Dich unterstützt und als solches macht er und daher auch der potentielle Kunde nix falsch. Der Mazda6 ist in diesem Segment um eigenes Geld gekauft sicher eine der besten Entscheidungen, insbesondere jetzt als 2015er-Modell.

Fährt und Wert

Unverändert gut und quasi ehrlich sind die bekannten, mit 13 bis 14:1 extrem hoch verdichteten Mazda Skyactiv-Motorisierungen, die den allgegenwärtigen Downsizing-Wahn in der Branche glücklicherweise nicht mitmachen und daher auch bei Fahrbedingungen, die fernab von Labor-Settings beheimatet sind, keine Verdopplung der Verbrauchsschätzung zur Folge haben. Ein-Liter Hubraum, auf drei Häferl verteilt, in der Mittelklasse? Danke. Nein, danke. Wohin geht die Reise der Mittelklasse eigentlich? Naja, weiter runter wohl nimmer – denn 2014 wurde das Segment nun auch noch von den Kleinwagen überholt und residiert nun an 4. Stelle. Der Marktanteil hat sich nicht zuletzt dank Firmenkunden bei knapp 10% eingependelt, die anders als die Privatkunden nicht auf den SUV-Zug aufgesprungen sind oder nicht aufspringen durften. Hier gilt das Diktat der Kostenrechnung und das Atout, dass der Mazda 6 laut Eurotax im Werterhalt vor deutschen Mitbewerbern aus Wolfsburg oder Rüsselsheim zum Liegen kommt, sticht. Mazda6 als Restwert-Kaiser – das sollte auch außerhalb der Flottenabteilungen für freudige Überraschungen sorgen können. Konnichiwa!

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