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Mercedes-AMG GT: It’s a Family Affair

Mercedes-AMG GT

It’s a Family Affair

Wenn mit dem Mercedes-AMG GT ein „Nischenprodukt“ plötzlich zur Produktfamilie wird.

Erst gefühlt ein paar Monate ist es her, als der Mercedes-AMG GT als neuer Häuptling in die stetig wachsende AMG-Produktpalette integriert wurde. Im Unterschied zu allen anderen schnellen Benzen mit den drei magischen Buchstaben in der Typenbezeichnung ist der AMG GT der Nachfolger des bereits jetzt schon legendären Flügeltürers SLS AMG und teilt sich mit ihm seinen Sonderstatus: nur diese beiden Renner sind komplette Eigenentwicklungen aus Affalterbach. Als der Mercedes-AMG GT Anfang 2015 das Licht der Welt und die linke Spur der Autobahn erblickt, zuckt sogar die Porsche-Mannschaft in Zuffenhausen kurz zusammen. Nun gibt es fahrdynamisch tatsächlich ebenbürtige Konkurrenz zum immerwährenden Urmeter der praktikablen Sportlichkeit, dem 911er. Doch das Match um Stuttgarts Sportwagenkrone war damals bloß erst angepfiffen. AMG wird vormachen, wie man ein Nischenprodukt zur beachtlichen, ja schon beinahe undurchsichtigen, Modellfamilie aufbaut. Der Trend geht zur Individualisierung, stärker denn je. Daher soll es für jede Nuance im Sportwagenbau den passenden GT geben. Porsche machts beim Elfer ja eigentlich nicht anders. Es folgt ein Glossar.

Baby, don´t leave your hat on

Offensichtlichste Neuerung in der Sportlerpalette: die Roadster-Version des Mercedes-AMG GT. Jetzt kommt aber auch gleich ein bisschen Verwirrung ins Spiel: gleichzeitig ist nun der AMG GT C erhältlich, wobei das C nicht etwa für „Cabrio“ oder auch „Comfort“, sondern für „Competition“ steht. Den AMG GT C, genauso wie die Basis mit 476 PS, den AMG GT, gibt es daher sowohl mit Stoffmütze als auch verlötet. Auf Wunsch zum diesjährigen 50er von AMG auch in einer auf 500 Exemplare limitierten Sonderserie in Mattschwarz, den „Edition 50“ um rund 14.000 Euro netto extra. Seine 557 PS aus dem schmatzig-ordinär grummelnden 4-Liter-V8 zielen in die Mitte von AMG GT S (510 PS, nicht als Roadster erhältlich) und AMG GT R, dem neuen Häuptling der Familie und ausgewiesenem Dynamiktalent – auch nur als Coupé erhältlich. GT C und GT R teilen sich auch das um rund 6cm breitere, sexy Hinterteil und eine somit breitere Spur, als auch eine Hinterachslenkung (ab sofort auch optional für GT S). Das zusätzliche, dynamische Talent fühlt sich durchwegs stimmig an, vor allem im extrem einfach schnell zu pilotierenden Factory-Racer, dem GT R.

Green Mobility – sehr gerne, wenn sie so aussieht

Designo Green Hell Magno – eine Bezeichnung, die schon Bände über das Auto spricht, das den aggressiv giftgrünen Farbton (gegen schlappe 7.615 Euro netto extra) exklusiv tragen darf. Entwickelt auf der härtesten Rennstrecke der Welt, der Nürburgring Nordschleife, fühlt er sich auf jeglichem Rennstreckenasphalt rund um den Globus am allerwohlsten und schafft es mit seinem brillanten Fahrwerk inklusiver ausgefeilter Aerodynamik mit aktiven Luftklappen und einem manuell verstellbaren Heckspoiler, seine nicht gerade mickrige Motorleistung von 585 PS in den Hintergrund zu rücken. Hier geht alles um total intuitiv beherrschbare Querdynamikperformance, eine Lenkung die schon fast telepathische Übertragungsfähigkeiten zu haben scheint. Der wunderbar ausbalancierte Wagen mit Front-Mittelmotor und Transaxlegetriebe ist bei flotter Fahrt genau das Gegenteil seines angriffslustigen Äußeren. Handzahm, streichelweich, zuvorkommend und fehlerverzeihend dreht man schnelle Runden. Das Fahrwerk scheint sich regelrecht zu fadisieren. Gut möglich wäre es auch, 700 PS in dieses Chassis zu packen. Doch ein so harmonisches und auch für Amateure ermutigendes Setup für vertrauensvolle Ausflüge an die Haftgrenze der Michelin Semislicks hätte der AMG GT R dann wohl nicht ergeben.

Kein Ausruhen auf Lorbeeren

Man munkelt aber, dass noch zumindest zwei weitere Ausbaustufen der Straßenrenner (neben den schon erhältlichen AMG GT3 und AMG GT4 Kundensport-Rennwagen, weitere Derivate der Familie) erhältlich sein werden. Ein weiter auf Diät gesetzter, mit Makrolonscheiben und weiteren Abspeckmaßnahmen an den Rennwagen angelehnter GT4 für die Straßenzulassung und, der AMG-Tradition folgend, eine Überdrüber-Variante im Breitbau-Brutalo-Stil der „Black Series“-Modelle. Ebenfalls ein neues Mitglied der AMG GT-Familie wird der schon länger angekündigte Viersitzer im Stil eines Porsche Panamera. Ein schneller Reisewagen mit Performance-Hybrid und einer Systemleistung von nicht weniger als 600 kW (über 800 PS) soll dem süßen Wahnsinn die viertürige Krone in Coupé-Silhouette aufsetzen. Auf weitere Kracher kann man sich also schon mal gefasst machen. Schön, dass AMG so darf, wie sie können und wollen. Es wären uns faszinierende Automobile enthalten geblieben.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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