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Mini Cooper S E Countryman

Lautlos durch Milano

Mini Cooper S E Countryman: Minis erster Hybrid

Dieses lautlose Schweben durch den Großstadtjungle ist schon durchaus entspannend. Nebst grantigen und lauten Italienern, Hupen und den diversen Baustellenorchestra sind wir im Mini Cooper S E Countryman All4 der mailändische Ruhepol gewesen – bis wir aus der Stadt draußen waren und der Spaß begann.

Text: Maximilian Barcelli

Ein seltsames Gefühl ist das lautlose Anfahren in einem Mini schon, ganz besonders, da der letzte Mini in dem ich Platzgenommen habe ein John Cooper Works war, die ja nicht für ihren moderaten Sound bekannt sind. Und dann sitzt du da in einem, immerhin 224 PS starken Briten und was hört man beim losfahren? Nichts, außer das Hupen aufgeregter Italiener, die sich einbilden, dass dadurch der Verkehr flüssiger wird.

Aber ehrlich: Man gewöhnt sich an den lautlosen Countryman und in gewisser Weise ist es auch äußerst entspannend, mit diesem durchs Dezibel-starke Mailand zu gleiten. Das geht auch überraschend lange, weit ist man von der Werksangabe (40 Kilometer rein elektrisch) verhältnismäßig nicht entfernt. Die 88 Pferdchen, welche der E-Motor, der die Hinterachse bedient, leistet, ziehen zwar nicht wirklich an, doch für den Stadtverkehr reicht es allemal. Und abgesehen davon ist der Elektroantrieb im Mini Cooper S E Countryman ja nicht dazu da, einer italienischen bella donna beim Ampelsprint zu imponieren, sondern möglichst emissionsfrei zum Ziel zu kommen – und das tut er ziemlich beeindruckend.

Doch wie erkennt man eigentlich einen S E, wenn man ihn in freier Wildbahn zu Gesicht bekommt? Der Mini Cooper S E Countryman All4 gibt sich relativ dezent und nur die gelb gewordenen S am Heck und am Kühlergrill und die Plug-in-Logos auf den Seiten outen den großen Mini als Hybrid-Flitzer. In einem dieser Logos versteckt sich dann auch die Anschlussstelle für das Ladekabel.
Innen geht es ähnlich dezent weiter: der gelbe Start-Stopp-Schalter ist das erste Indiz für vereinte Verbrenner- und Elektro-Power. Einen Drehzahlmesser gibt’s nicht mehr, anstelle dessen befindet sich nun eine Batterieanzeige, durch die der Fahrer in Erfahrung bringt, wie viel Saft er gerade in die Hinterachse prügelt oder wie fleißig er am rekuperieren ist. An sonst ist der neue Hybrid-Countryman ein Mini, was Stammkunden durchaus zu schätzen wissen werden. Toggle-Schalter, ein Touchscreen, um die sich eine Lichtleiste ziert, die typischen Armaturen und das ebenfalls schon bekannte (und auch ein wenig gehasste, weil Plastik und nicht elegant) Head-up-Display sind keinem neumodischen Zeugs gewichen und begeistern auch weiterhin. Moderne Systeme klassisch wirken zu lassen haben die Leute bei Mini (beziehungsweise BMW) drauf – gut, dass sie diesen Weg beim ersten Hybriden nicht verlassen!

Dennoch, so dezent sich der S E Countryman auch optisch gibt, das Fahrgefühl war, wie schon erwähnt, ein seltsames. Anfangs zumindest, mit der Zeit gewöhnt man sich auch an den leisen E-Motor im Mini. Als wir dann Mailand im Rückspiegel verschwinden haben sehen, der 1,5 Liter Dreizylinder aktiviert wurde und uns die italienischen Land- und Bergstraßen rund um den Comer See motiviert haben, den Gasfuß mal etwas tiefer sinken zu lassen, durften wir die Geräuschkulisse erleben, die wir so lieben. Auch die Fahrdynamik überraschte: Hinter- und Vorderachse arbeiten besser miteinander als erwartet und die 224 PS, die den E-Mini in 6,9 Sekunden auf Landstraßentempo beschleunigen, schieben auch ordentlich an.
Weil fahren müde macht und auch meine Blase nicht unendlich groß ist, war es Zeit für eine Pause. Stecker rein, Blase entleert und selbige mit einem italienischen Kaffee wieder aufgefüllt, ging es dann zurück nach Mailand. Genau wie mein Tank war auch die Batterie wieder relativ aufgeladen. Gut, eilig hatten wir es beim Kaffee nicht. Dennoch, Alltagstauglichkeit im Sinne von „elektrisches in die Arbeit pendeln“ lässt sich beim neuen Mini Cooper S E Countryman orten, Langstrecken-Können hat er dank den Benzinmotor auch. Kombiniert mit der Größe, die der Kleine ja hat, macht ihn das zu einem sauberen Family-Lifestyle-Fahrzeug, in dem es sowohl möglich ist italienische Damen zu beeindrucken (mit Verbrenner), umweltfreundlich in die Arbeit zu fahren oder Frau und Kind im nächsten Italien-Urlaub zu kutschieren. Oder doch besser im nächsten Kroatien-Urlaub, man soll sein Glück ja nicht herausfordern.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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