Blog

Mit dem Nissan GT-R ins deutsche Radar

Mit dem Nissan GT-R ins deutsche Radar

Jetzt ist alles aus

Auf der deutschen Autobahn kann man brettern, bis einem schwindlig wird. Außer in einer 80er-Beschränkung. Dort muss man 80 fahren. Ich hab das 80er-Schild übersehen und bin mit dem neuen Nissan GT-R reingeschossen. Dann hat das Radar geblitzt.

von Rainer Behounek

Ich schreibe Ihnen diese Zeilen aus El Salvador. Nicht, weil es dort so schön ist oder weil ich größere Mengen Marschierpulver erwerben möchte. Ich sitze in El Salvador, weil die keinen Auslieferungsvertrag mit Österreich oder Deutschland laufen haben. Am besten erzähle ich die Geschichte von vorne.

Ich war mit dem Nissan GT-R in Deutschland unterwegs. Mit dem neuen GT-R, der ja jetzt mit 570 PS und 637 Nm anschiebt, wie ein Muli mit Hornissen im Arsch. Der ist so dermaßen solide gebaut, da kann man bei 250 km/h die Hände vom Lenkrad nehmen und der fährt noch immer schnurgerade aus. Wenn du die Hände wieder raufgibst und ins Gas steigst, geht der auch bei 290 km/h so ab, dass das Schlucken schwer fällt (man munkelt ja, dass der GT-R die Zentrifuge beim Astronauten-Training ersetzt hat).

Auch super sind die Bremsen. Hätte ich mich doch nur im richtigen Moment davon überzeugt. In der Nähe von Düsseldorf ist es passiert. Ich nutze eine freie Spur und presse aus dem GT-R 290 km/h raus. Es wäre noch mehr gegangen wenn mich nicht plötzlich eine 80er-Beschränkung, in grellen LEDs gehalten, angeschrien hätte.

Ich brettere also mit einem Hollodrio in den 80er und gleich dazu in eine Radaranlage rein. Richtig gesehen hab ich sie nicht, weil vor mir ein Polo mit der Schnelligkeit einer afrikanischen Gazelle, die kaputt vor einem Löwen liegt, auf meine Spur gezogen ist und ich durch die Nahtoderfahrung nurmehr das Weiße vor Augen hatte. Als der dann gemächlich auf die rechte Spur zog, riss ich den V6 auf und brüllte vorbei. Ich brüllte vorbei und dann war da wie gesagt der depperte 80er. Vorbeibrüllen und rein in die Bremse – zum Glück überhaupt nicht proletig.

So schnell konnte ich gar nicht schauen, blitzte es überall obwohl ich eh schon im Anker stand wie ein Blöder. Meine Augen wollten gar nicht zum Tacho wandern, aus Angst, dass der restliche Körper zusammenbrechen könnte. Noch an der Raststation ein paar Kilometer danach hab ich mit zittriger Stimme einen Flug weit weg von der unbarmherzigen Exekutive gebucht. Mama, solltest du diese Zeilen lesen, mir geht es super, ich nähe T-Shirts zusammen und wohne in einem kleinen Zimmer. Also wirklich klein, ich muss mich zum Schlafen mit Zurrgurten an der Mauer festbinden.

Nachtrag:

Die Strafe ist ins Haus geflattert. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, eines ist aber klar: Auszuwandern war die richtige Entscheidung. Denn bei dem Betrag und dem Geschwindigkeitsüberschuss hätten sie mich mit einem nassen Fetzen aus dem Büro geprügelt. Es ist schwer, das alles in Worte zu fassen, deshalb hab ich den Wisch angehängt.

Rainer Behounek

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

Weitere Beiträge

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"