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P.S. Hunter und die amerikanischen Muscle Cars

P.S. Hunter und
die amerikanischen Muscle Cars

Muscle Cars gehören zu den USA wie der Wiener Walzer zu Österreich. Ob jetzt der Sound eines mächtigen V8 Motors oder doch die Klänge des Walzers – beides genießt Kultstatus und stammt aus einer Zeit, wo die Welt noch in Ordnung war..

Faszination Muscle Car

Grenzenloser Optimismus, florierende Wirtschaft und das Streben nach größer, schneller, besser – Muscle Cars stehen wie nichts anderes für die automobile Freiheit der 60er und 70er Jahre, doch zur Entstehungszeit der Muskelprotze sprach noch niemand von „Muscle Cars”. Die Geschichte der Muscle Cars begann mit den Pony Cars. Eine komplett neue Generation Autos, deren Bezeichnung auf den Ford Mustang – das Pony – zurück geht. In der Regel waren sie etwas kleiner und schwächer motorisiert, doch damit war der Grundstein für die muskelbepackten Super Cars gelegt. Der heutige Sammelbegriff Muscle Car wurde erst später populär und umfasst heute streng genommen die US-V8-Coupés, die zwischen 1960 und 1974 hergestellt wurden. Aber bei Muscle Cars sollte man nur die “Matching Numbers” streng nehmen…

“Wenn du eine Zeitreise unternehmen könntest, wohin würdest du reisen?” Als eingefleischter US-Car Fan bräuchte ich da nicht lange überlegen…

Die Blütezeit

Die Ära der Muscle Cars nahm bereits Mitte der 50er Jahre ihren Anfang: Fahrzeugkonzepte wurden neu entwickelt, Motorgröße und Leistung vergrößert und das Design bekam seinen unverwechselbaren Look. In den 60ern waren sie bereits fester Bestandteil der amerikanischen Automobilkultur. Was für eine unvergleichbare Zeit das wohl gewesen sein muss! Damals begann die Unterscheidung zwischen Muscle und Pony immer stärker zu verschwimmen. Viele besaßen die Power eines Muscle Cars, bei der Größe eines Pony Cars. Selbst die europäischen Supersportler hatten zu dieser Zeit gegen die Ami-V8-Flotte keine überragende Chance. Die Jungen kauften sich einen Camaro um gegen die prüden Eltern zu rebellieren oder die Mädels zu beeindrucken und die Alten kauften sich einen Challenger um mit damit stolz durch die Stadt zu cruisen. Sobald die Fensterläden jedoch hochgeklappt wurden, starteten im ganzen Land die geheimen nächtlichen Viertelmeilen Rennen (das sind übrigens 402 Meter).
Zwischen 1960 und 1974 stieg die Anzahl der Muscle Cars täglich und viele der Hersteller hatten sogar mehrere Modelle im Programm. In diesen Jahren erreichte die Muscle Car Faszination ihren absoluten Höhepunkt, doch dann kamen die Ölkrise und neue Gesetze und ließen den Traum vom leistbaren Power-Auto platzen.

Die Krise

Tja, wenn unter die Motorhaube bis zu 500 PS gepackt werden, doch Verarbeitung, Materialien und Fahrwerk relativ schlicht gestrickt sind, dann sind auch Unfälle vorprogrammiert. Wegen der steigenden Unfallzahlen und der immer höher werdenden Umweltbelastung machten die US-Bundesbehörden ordentlich Druck auf die Hersteller. Die Versicherungskosten stiegen, während der 1970 beschlossene Clean Air Act eine verbindliche Smog-Reduktion vorschrieb und die Ölkrise den Benzin-schluckenden Muscle Cars schließlich den Rest gab. Kaum jemand konnte sich den Unterhalt eines Hubraum-Monsters noch leisten und leider fiel den Herstellern auf die schwindende Nachfrage der Verbraucher nichts besseres ein, als auf preisbewusste Autos mit weniger Leistung umzustellen.

Das Comeback 

Die Produktion einiger Modelle wurde zwar auch während der 80er und 90er weitergeführt, aber den Ruhm der vergangenen Tage erreichten sie bei weitem nicht mehr. Nicht nur die Motoren waren kleiner und sparsamer, sondern auch der Look von Mustang, Camaro, Charger, Challenger und Co. konnte nicht mit den schnittigen Modellen der ersten oder zweiten Generation mithalten.

Als kaum noch jemand mit dem Comeback der Muscle Cars rechnete, gab Ford 2005 dem Ruf der Fans endlich nach. Der Mustang war auch im neuen Jahrtausend der Vorreiter und hauchte dem Mythos wieder Leben ein. Als Muscle Car Fan gehörte ich selbst zu den Ersten, die in Europa mit einem GT Cabrio ordentlich Lärm machten. Der Rest der Auto-Bande folgte kurz darauf und so kamen die US Legenden mit viel Hubraum, verbesserter Technik im altbekannten Look zurück auf die Highways.

Ein Stück Vergangenheit für die Zukunft

Aber nochmal zurück zu den Urvätern: Was, wenn man nicht einfach zum Händler laufen möchte um einen Neuwagen zu bestellen, sondern lieber eines der Originale hätte? Hier die drei wichtigsten Tipps zu Suche und Kauf um nicht die Katze im Sack zu kaufen, denn im Originalzustand mit passenden Nummern und aus dem richtigen Baujahr werden sie oft zu schier unglaublichen Preisen gehandelt.

Kontrolle der Vehicle Identification Number (VIN): Motor und Chassis-Nummer sollten übereinstimmen bzw. ”Matching Numbers” sein (dafür gibt es eigene Websites, die meist sogar kostenlos sind).

Recherche der Schwachpunkte: Nachdem man sich für ein Auto entschieden hat, sollte man vor dem Kauf ein wenig recherchieren. Für die populärsten Muscle Cars haben wir das bereits getan: Dodge Charger – verstopfte Kühlerleitungen, undichte Servo, Rost unter dem Rahmen der Front- und Heckscheibe, Dodge Challenger – Rost an der A-Säule, Türscharnieren und Radläufen, poröse Dichtungen, Ford Mustang – Rost am Batteriekasten bis hin zu den Längsträgern, schlecht wirkende oder verschlissene Trommelbremsen, Chevrolet Camaro – Rost an der Heckscheibe durch undichte Stellen an den Wänden des Kofferraums)

Ausstattung, Zustand, Authentizität: Selbst wenn man ein Projekt-Auto sucht, sollte man sich keine absolute Schrott-Kiste in die Garage holen. Klar, die Preise für die Ersatzteile sind meist recht günstig, aber Muscle Cars sind oft zickiger als so manche Frau und ich muss es ja schließlich wissen.
Get social guys… ich bin da ja flexibel

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Greetings from Sunny Southern California,
Pacey

Patrizia Zernatto

Unter dem Pseudonym P.S. Hunter war „Pacey“ lange Zeit als US-Korrespondentin für Motorblock tätig.

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