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Peugeot 308 GTi: Power-Löwe auf der Rennstrecke

Peugeot 308 GTi

Power-Löwe auf der Rennstrecke

Peugeot hat ja unlängst seine 308-Serie aufgefrischt! Die 2017er Version des 308 und die Kombiversion haben wir ja bereits vor einigen Wochen getestet. Den ausführlichen Bericht vom Kollegen Maximilian gibt es hier.

Zum 308-Portfolio gehören allerdings nicht nur die mehr oder weniger zivilen Versionen, sondern auch das sportlich-dynamische Flaggschiff, der 308 GTi. Frei nach dem Motto „never change a winning team“, hat Peugeot das Facelift für den neuen GTi eher mild angelegt, denn ein echter sportlicher Spaßmacher war der 308 GTi ja auch bisher schon. Wesentliches Novum für die 308 GTi-Reihe bei Peugeot: Ab sofort gibt es nur mehr die „echte“ Sportversion des 308 GTi aus dem Hause Peugeot Sport. Die bisher ebenfalls habbare Version mit 250 PS, die nicht von Peugeot Sport stammte, wird künftig nicht mehr angeboten!

Text: Gregor Josel




Die 2017er Version des 308 GTi setzt motorisch auf den 270PS starken THP-Benziner, der dank eines Leistungsgewichts von 4,46 kg/PS dem sportlichen Kompakt-Löwen die Sporen gibt, dass es eine wahre Freude ist. Nur sechs Mal tickt der Sekundenzeiger bis der GTi die 100 km/h Marke durchbricht, Schluss ist dann erst bei 250km/h. Die Karosserie ist um elf Millimeter tiefer gelegt, Front und Heck sind neu gestaltet. Ganz neu ist allerdings die zweifarbige Lackierung „Coupe Franche“, die das Magnetic Blau mit dem schwarzen Perla Nera verbindet und dem GTi vorbehalten ist. Ganz klar als scharfe 308 GTI-Version erkennbar machen Features wie verchromte Auspuffrohre, das GTi-Logo auf den Kotflügeln, der schwarz glänzende Kühlergrill samt Markenlogo in der Mitte oder die roten Bremssättel und die feschen 19 Zoll Felgen namens „Carbone“.

Im Innenraum spielt’s neben all den aktuellen zahlreichen Assistenzsystemen, die auch die Standard 308-Reihe mitbringen, noch serienmäßige Schalensitze und ein Multifunktionslederlenkrad. Als Sahnehäubchen stattet Peugeot Sport den 308 GTi auch serienmäßig mit einem Torsen Differenzial aus. Soweit die Theorie!
Wie sich der facegeliftete GTi-Löwe fährt, das konnte ich unlängst auf der spanischen Privatrennstrecke Ascari in Malaga testen, denn diese wählten die Franzosen aus um den 308 GTi der Medien- und Bloggerwelt zu präsentieren. Das die Burschen von Peugeot Sport recht selbstsicher an die Sache rangingen, zeigt jedenfalls die Tatsache, dass sie uns die Fahrzeuge tatsächlich frei auf der Strecke fahren ließen! Ohne irgendwelche Pacecars, die sich immer am schwächsten Glied der Kette orientieren, sogar Überholen war uns erlaubt. Dafür ernten die Peugeot Sport-Leute schon mal ein besonders fettes Thumbs up! Ein kurzes Briefing und los gings für insgesamt rund 25 Runden auf dem einmaligen Ascari Track, der den Autos und auch uns Fahrern einiges abverlangt.
Dass der Peugeot 308 GTi ein Auto für den sportlichen Alltag ist, ist eigentlich klar, er bietet viel Komfort, tolle Ausstattung, neueste Infottainment-Technik. alles da, was man braucht. Aber der 308 GTi kann noch einiges mehr, wie er schon nach den ersten drei vier Runden auf der Rennstrecke vermitteln konnte. Nach wie vor Gewöhnungsbedürftig für mich persönlich ist das kleine, aber nunmehr ja Peugeot-typische Lenkrad, mit dem man den Wagen extrem handlich unter Kontrolle hat. Für meinen Geschmack ist das Lenkrad für so ein sportliches Fahrzeug zu klein, doch hat man sich erst mal daran gewöhnt, fällt es einem nicht wirklich auf. Man muss lediglich ein wenig mehr „arbeiten“, als sonst.
Das Handling des 308 GTi auf der Rennstrecke ist kinderleicht. Der Wagen verzeiht nahezu jeden Fehler, notfalls greift das ESP ein. Sich mit diesem Auto an den persönlichen Grenzbereich ranzutasten funktioniert perfekt, die Lernkurve ist steil, die Rundenzeiten werden stets besser. Besonders überraschend ist das mächtige Bremswerk des 308 GTi. Nach ein paar wirklich harten Runden, in denen die Kurven immer später und härter angebremst wurden, verzögerte der GTi nach wie vor souverän und auf gleichbleibendem Niveau. Nach den ersten zwei schnellen Runden gibt das Bremspedal zwar etwas nach, aber daran ändert sich dann nicht mehr viel.
Die Gasannahme im Kurvenscheitel beim Beschleunigen ist spontan, die Dosierbarkeit des Gespedals überraschend direkt. Möchte man irgendetwas kritisierbares an Auto und Performance finden, dann blieben nur die für meinen Geschmack etwas zu langen Schaltwege. Das manuelle Sechsganggetriebe per se ist durchaus knackig und präzise zu bedienen, einzig die vergleichsweise langen Schaltwege stehen wirklich schnellen Schaltvorgänge vor engen Kurven oder bei Schikanendurchfahrten etwas im Weg. Durch die langen Schaltwege ist auch der eine oder andere „Verschalter“ dabei, das ginge sicher noch besser.
Alles in allem beeindruckt der 308 GTi in seiner Gesamtheit. Ist er doch vollkommen alltagstauglich, scheut aber auch den Abstecher auf die Rennstrecke nicht. Für all diese Assets und den enormen Fahrspaß ist ein Einstiegspreis für den 308 GTi von 39.450 Euro mehr als in Ordnung. Man kann für Autos dieser Qualitäten auch wesentlich mehr Geld ausgeben, muss man aber nicht, wie uns der kompakte Sport-Löwe heute bewiesen hat.
Für den Nachmittag haben die Peugeot-Leute allerdings noch ein besonderes Highlight mitgebracht, nämlich ein paar Runden in der Rennversion des 308, dem 308 Racing Cup, der als echtes Rennauto um nicht minder wohlfeile 74.900 Euro zu haben ist und der in der gleichnamigen Peugeot Rennserie, der 24h-Serie, aber auch ab 2018 in der TCR auf den Racetracks dieser Welt unterwegs ist.
Kein ABS, keine Traktionskontrolle, dafür 308 PS und natürlich das konforme Racingsetup mit Überrollkäfig, Schalensitzen und allem drum und dran. Schon das Wegfahren ist eine Herausforderung. Die richtige Drehzahl und die Millimeterarbeit an der giftigen Kupplung und der in diesem Fall vollkommen befreit brüllende Löwe setzt sich in Bewegung. Ganz im Gegensatz zum zivilen 308 GTi verzeiht dieses Rennfahrzeug nichts. Einmal zu stark gebremst und die Reifen blockieren, einmal zu unruhig oder zu schnell in die Kurve eingelenkt und das leichte Heck möchte dich überholen. Erst wenn man selbst mal die Gelegenheit hatte, einen Boliden wie diesen zu lenken, weiß man, wieviele Lichtjahre man von echtem Rennfahren noch entfernt ist.
Ein würdiger Abschluss für einen würdigen Tag im Zeichen der Löwen-Marke aus Frankreich und der neuen 308-Speerspitze, dem 308 GTi, dem es in Sachen Konkurrenzfähigkeit in seiner Klasse an überhaupt nichts fehlt. Außer vielleicht an Mut der potentiellen Käuferschicht, die sich ersthaft überlegen sollte, künftig zu einem GTi von Peugeot zu greifen…

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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