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Porsche 718 Cayman – Vier gewinnt… wirklich?

Motorblock fährt Porsche 718 Cayman

Der Nächste, bitte! Nachdem Porsche erst den Elfer und dann  den Boxster auf die neue Motorengeneration umgestellt hat, ist jetzt auch der Porsche 718 Cayman an der Reihe.

Text: Thomas Geiger
Wenn die Zuffenhausener von September an den Porsche 718 Cayman zu Preisen ab 62.664 Euro ausliefern, gibt es deshalb nicht nur ein nachgeschärftes Design und das Baureihenkürzel 718 vor dem Namen. Sondern wie schon beim Roadster bleiben nun auch beim Coupé die Sechszylinder-Sauger auf der Strecke und machen Platz für Turbomotoren mit nur noch vier Zylindern.

Für Theoretiker mag das nach einem Abstieg klingen, selbst wenn Porsche die Abrüstung mit 25 PS mehr Leistung und deutlich weniger Verbrauch schön redet. Doch wer zum ersten Mal – natürlich links – den Zündschlüssel dreht, erlebt den Cayman bissig und biestig wie nie zuvor. Die Klangfarbe hat sich ein bisschen geändert, aber die Leidenschaft bleibt. Und kaum senkt sich der rechte Fuß aufs Fahrpedal, beginnt für das Reptil das große Fressen und verschlingt den Asphalt mit einer Gier, die dem Fahrer ein breites Grinsen ins Gesicht treibt.
Schon der 2,0 Liter kleine Vierzylinder im Basis-Cayman steht jetzt mit 300 PS und 380 Nm im Datenblatt, knackt die 100er-Marke im besten Fall nach 4,7 Sekunden und erreicht 275 km/h. Und wer mit 77.408 Euro auf den Cayman S mit dann immerhin schon 2,5 Litern Hubraum wechselt, entdeckt das Mittemotor-Coupé als den ehrlicheren Elfer.

Das liegt zum einen an Eckwerten wie den 350 PS und den 420 Nm und an Fahrleistungen wie den 4,2 Sekunden von 0 auf 100 oder den 285 km/h bei Vollgas. Aber es liegt vor allem daran, mit welcher Leichtigkeit sich der Cayman S auf Linie halten lässt, wenn man am neuen Bediensatelliten im Lenkrad erst einmal die schärfste Stufe vorgewählt hat. Nicht umsonst bekommt der Cayman die spürbar direktere Lenkung des 911 Turbo und ein Fahrwerk, das bei allem gebotenen Restkomfort an Bestimmtheit nichts vermissen lässt

Der Antritt dank des mit viel ingenieuser Detailliebe kunstvoll vorgeschärften Laders spontan und ohne Verzögerung, der Durchzug besser denn je und der dritte Gang beim Handschalter mit dem breiterem Drehmomentplateau fast eine Automatik, die zwischen 30 und 150 km eigentlich immer passt – wem Performance wichtiger ist Prinzipien, der macht schnell seinen Frieden mit dem Vierzylinder-Turbo.

So muss ein Sportwagen fahren, selbst wenn ihm zum Elfer am Ende eben doch ein paar Pferdestärken und ein paar km/h fehlen. Auf all den Rest kann man getrost verzichten. Aufs Prestige genauso wie auf den Platz im Fond, wo trotz der beiden Sitze doch niemand sitzen kann. Und was der Elfer an Assistenzen für den Alltag bietet, das haben die 718er jetzt fast alles schließlich auch – vor allem das neue Navi mit dem größerem Touchscreen, der einfacheren Menüführung und den besseren Online-Verbindungen.

Obwohl der Cayman mit diesem Paket zum vielleicht besten Sportwagen Porsche-Programm aufsteigt, ist er künftig sogar der billigste. Denn der Aufschlag für das Update fällt diesmal deutlich geringer aus, so dass sich das Coupé genau wie beim Elfer erstmals unterhalb des Roadsters einsortiert und der Cayman jenseits von Macan &  Co zum neuen Einstiegsmodell wird.

Rainer Behounek

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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