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Porsche Mission E – Teslas Albtraum

Porsche Mission E

Das letzte Auto, das gebaut wird, wird ein Sportwagen sein – das war das Credo von Ferry Porsche und seine Nachlassverwalter in Zuffenhausen leisten dieser Vorstellung jetzt einmal mehr Vorschub.

Text: Thomas Geiger
Denn statt sich weiter die Schau von elektrischen Emporkömmlingen wie Tesla stehlen zu lassen und tatenlos zu zuschauen, wie immer mehr Panamera- oder gar Elfer-Fahrer ins Modell S umsteigen, starten die Schwaben jetzt zum überfälligen Gegenschlag und feiern in Frankfurt eine eindrucksvolle Doppelpremiere. Neben dem erstmals bis hinunter zur Basis mit Turbos ausgerüsteten und so zumindest mittelfristig zukunftsfest gemachten 911er ziehen sie auf der IAA auch das Tuch von einer wegweisenden Studie, die der Mutter aller Porsche-Modelle eine langfristige Perspektive gibt: „Porsche Mission E“ heißt das elektrisch angetriebene Schaustück mit über 600 PS, das nicht weniger sein will als „Zukunft des Konzeptes, das den 911 seit über 50 Jahren zum erfolgreichsten Sportwagen aller Zeiten gemacht hat“, tönen die Schwaben zur Premiere.
Natürlich ist der Mission E ein ziemlich abgefahrenes Konzept-Auto und die holografischen Instrumente kann man wohl genauso ins Reich der Science-Fiction-Spielereien verweisen wie die Erfassung von Blicken und Gesten zur Bedienung wichtiger Funktionen. Doch Zuschnitt und Antrieb könnten Tesla bald schlaflose Nächte und so manchen Albtraum bereiten. Denn auch wenn der Mission E alle Designlinien des Elfers übernimmt und sich noch immer flache 1,30 Meter tief auf die Straße duckt, ist er augenscheinlich ein bequemer Viersitzer und hat sogar vier Türen. Denn um den Zustieg zu den beiden Einzelsesseln im Fond zu erleichtern, lassen sich auch im Fond zwei Klappen öffnen, die entgegen der Fahrtrichtung angeschlagen sind und ohne B-Säule auskommen.

… Gespeist werden die E-Maschinen aus einem neuartigen Akku, der ebenfalls eine Kampfansage an Tesla ist. Nicht nur, weil er ähnlich wie das Modell S mehr als 500 Kilometer Reichweite verspricht …

In Fahrt bringen die Flunder zwei E-Maschinen, deren Technik die Entwickler diesen Sommer beim Sieg in Le Mans erprobt haben. Jeweils einer pro Achse montiert und über ein Torque-Vectoring-System für maximale Kurvendynamik gesteuert, kommen sie in der Studie auf eine gemeinsame Leistung von mehr als 600 PS und machen entsprechend Programm: Den Sprint von 0 auf 100 jedenfalls absolviert der Mission E in 3,5 Sekunden und anders als viele andere Elektroautos ohne Einbußen auch mehrfach hintereinander. Dazu noch eine Allradlenkung und Allradantrieb – fertig ist der Rundstrecken-Renner für künftige Elfer-Fahrer mit Familienanschluss.

Gespeist werden die E-Maschinen aus einem neuartigen Akku, der ebenfalls eine Kampfansage an Tesla ist. Nicht nur, weil er ähnlich wie das Modell S mehr als 500 Kilometer Reichweite verspricht. Sondern weil Porsche zudem ein innovatives Ladesystem entwickelt hat: Wer den Mission E an eine neuartige 800V-Buchse hängt, kann in kaum mehr als 15 Minuten etwa 80 Prozent des Akkus nachladen und hat dann wieder über 400 Kilometer auf der Uhr – viel länger dauert ein normaler Tankstopp auch nicht mehr.

Zwar beschleunigt der Mission E wie man es von Porsche gewohnt ist und soll die Nordschleife in weniger als acht Minuten schaffen. Und mit der 800 Volt-Technik bekommt der Begriff vom Turbo-Laden eine ganz neue Bedeutung. Doch zumindest beim Tempo müssen sich die Vollgasfreunde offenbar umstellen. Mag der Mission E auch der modernste und zukunftsträchtigste Porsche aller Zeiten sein, ist er zugleich auch einer der langsamsten – denn bei 200 km/h macht die Elektronik Schluss.

Rainer Behounek

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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