Hot

Die Quant-e Sportlimousine auf dem Genfer Auto Salon

quant e

Seit gut einem Jahr ist der Quant e der Firma nanoFLOWCELL AG in aller Munde. Mit Salzwasser soll er laufen und extrem sparsam sein und sauschnell und überhaupt soll er die Sichtweise aufs Automobil und sein Vorankommen völlig umkrempeln. Jetzt steht er in Genf und hat seinen kleinen Bruder mitgenommen.

Sehen Sie sich dieses Teil an! Da steht nicht nur einfach ein Auto vor Ihnen, nein, dieser Zukunftsträger namens Quant e-Sportlimousine hat alles, was ein großer Hollywood-Streifen braucht: Action, Romantik, Stil und einen Funken Crazyness.

Die Action: Flügeltüren hatten schon immer etwas siegertyphaftes. Hände in die Höhe und schon ist man Herr/Frau Selbstbewusstsein: „Kommt nur her ihr steinzeitlichen Autos mit euren Abgasen!“ Eine flunderflache Front mit dem quant-Logo an der Spitze ergänzt das aggressive Äußere.

Die Romantik: Der Innenraum ist doch bitte… also wer schon mal Tron (natürlich den aus 1982, mit Jeff Bridges in der Hauptrolle und nicht diesem Milchbubi im neuen Teil) gesehen hat, der wird ausflippen. Blaue Lichtbahnen wie Adern sind eingebettet in edlem Holz und erwecken auf sinnliche Art und Weise das Innere des Quant e zum Leben.

Der Stil: Nicht einfach nur ein neues Auto, sondern – laut Prospekt – die Zukunft des Automobils. Und wieder Hollywood: Vor Marlon Brando war das klassisch weiße T-Shirt ausschließlich unterm Hemd versteckt, der junge, wilde Marlon war es, der nur mit abgenutztem T-Shirt rumlief und es so zum Kult machte.

Quant e mit revolutionärem Antrieb

Der Quant e ist in der Tat revolutionär. Das System funktioniert vereinfacht folgendermaßen: Zwei Flüssigkeiten, die mit Metallsalzen (Elektrolyten) angereichert sind, werden in zwei verschiedene Tanks gespeichert. Die eine ist negativ, die andere positiv geladen. Leitet man die beiden Flüssigkeiten nun in der Flusszelle über eine spezielle Membran, wird elektrische Energie frei. Redox, also Reduktion und Oxidation, heißt das Prinzip, finden beide Prozesse gleichzeitig statt, spricht man von einer kalten Verbrennung. Ein Prototyp wurde in Deutschland bereits angemeldet und fährt in der Gegend rum.

Das Prinzip ist nicht neu, die Nasa bastelte bereits in den 70ern daran und ließ sich die Speichertechnologe 1976 patentieren. Heute werden Flusszellen als Pufferbatterie für Wind- und Solaranlagen eingesetzt.

Neu ist der Einsatz im Auto: Zweimal 200 Liter werden gespeichert. Ein Liter Elektrolyt-Flüssigkeit soll deutlich billiger sein als ein Liter fossiler Treibstoff. Wieviel er davon braucht ist schwer zu sagen, laut einem Bericht in „Der Welt“, sind 66 Liter Elektrolyte auf 100 Kilometer notwendig. Bislang gibt es keine Möglichkeit, die riesigen Tanks zu füllen, da keine einzige Tankstelle das Mittel anbietet (nanona). Die Leistungswerte sollen beachtlich sein: bis zu 600 Kilometer Reichweite, 653 PS, 2,8 Sekunden auf 100, 380 km/h Spitze.

Der Haken an der Sache

Die Crazyness: Nunzio La Vecchia, Kopf, Genie, Unternehmer, Autodidakt und weiß Gott was noch alles hinter dem Projekt, ist kein unbeschriebenes Blatt. La Vecchia soll Anfang der 2000er Jahre eine millionenschwere Dame um ihr Erspartes gebracht haben – Alpha-Solarzellen standen damals auf dem Programm. Gesehen hat die bahnbrechenden Solarzellen niemand, weder die Forschungseinrichtungen noch das Produkt an sich schafften es ans Tageslicht. „Aus Sicherheitsgründen“ habe er 1999 oder 2000 die Prototypen vernichten müssen. Nach langem hin und her befand ihn ein Schweizer Obergericht für schuldig – La Vecchia war ein Hochstapler und musste einen Millionenbetrag plus Zinsen zurückzahlen.

Die Idee hinter dem Quant e ist bahnbrechend, richtungsweisend und Raumschiff-Enterprise-verdächtig, keine Frage. Wenn Sie aufgeht, steht der komplette Motorblock auf den Tischen und zitiert Robin Williams. Bis dahin sehen wir uns lieber Tron im Fernsehen an und tragen weiße T-Shirts. Wobei, bei manchen von uns sind die T-Shirts schon lange nicht mehr weiß (und wie der junge Marlon Brando schaut auch keiner von uns aus, eher wie der alte, verbrauchte Pate III-Marlon)

Es scheint zu klappen

Das sieht doch vielversprechend aus. Genf! Das große Genf! Wenn ein Auto dort steht, dann kann es auch gut und gerne in einer Garage stehen. Und wenn es nach der nanoFlowcell AG geht, dann stehen diese Garagen im französischen Süden oder im Nahen Osten. Im besagten Genf zeigt das Liechtensteiner Unternehmen den 5,25 Meter langen quant F und den 3,91 Meter kurzen quantino. Apropos stehen: In Bewegung hat beide Autos nach wie vor noch niemand gesehen.

Franz J. Sauer

Liebt Autos, weiß auch ein bissl was, schwurbelt schön drum herum und springt für SUV in die Bresche.

Weitere Beiträge

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"