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Der Renault Twingo im Test

Behaunski fährt den neuen Renault Twingo

Der Renault Twingo schaut gut aus, braucht wenig und bietet viel Platz. Behaunski hat sich angesehen, wie er sich im Stadtdschungel – seiner Heimat – wirklich schlägt (also der Twingo jetzt).

Text: Rainer Behounek


Ein Auto wird in erster Linie für seinen Einsatzzweck gebaut. Ein Großraum-Van braucht kein Gewindefahrwerk und ein Sportwagen keine Geländeuntersetzung. Der eigentliche Fahrer, die Fahrerin, also der Kunde kommt später. Wie beim Rennfahrer, der erst in der letzten Bau-Phase eines Rennwagens Abstimmung und Feintuning vornimmt, wird auch beim Straßenfahrzeug darauf geachtet, dass alles fast fertig ist, sobald der Fahrer Platz nimmt. Wofür soll der Pkw gebaut werden? Wieviel Personen sollen Platz haben? Und vor allem, wird das Konzept auch angenommen?
Die Merkmale, wo ein Auto hingehört und wie es sich dort verhalten soll, verschwimmen in der heutigen Zeit immer mehr. Das Grundkonzept aber bleibt gleich. Es gibt keine leicht zu planenden Autos, eines der schwierigsten ist aber sichlich der Kleinwagen. Weil so viele Kriterien aufeinandertreffen. Er muss zuerst mal klein sein. Soweit so gut. Er muss aber trotzdem Raum für Mensch und Gepäck bieten, muss (in der heutigen Zeit) individualisierbar sein und darf vor allem – und das ist das schwierigste Unterfangen, da Entwicklungskosten prinzipiell immer im Millionenbereich liegen – nicht viel kosten.

Ob das Konzept dann angenommen wird, lässt sich übrigens nicht planen, Marketing-Armada hin oder her. Kommen wir also zum neuen Renault Twingo.




Was hatten die Entwickler beim Twingo im Kopf?

Klarer Auftrag: die Stadt. Das Paket, bestehend aus 3,6 Meter Länge, 1,6 Meter Breite und 1,5 Meter Höhe ist perfekt für den urbanen Raum ausgelegt. Das Ass im Ärmel hat der Renault Twingo in dem Fall im Heck. Dank des spaßigen Konzepts, Heckmotor plus Heckantrieb, ist die Vorderachse frei von hinderlichen Störfaktoren und kann sich in alle möglichen Richtungen drehen und wenden. Das geniale Endresultat ist ein Wendekreis von 8,6 Metern! Enge Gassen, Altstadt und Zentrum können noch so winkelig und verzweigt sein, Gespräche, die mit: „Heast, werden die Tiefgaragen immer enger oder meine Autos immer breiter“ beginnen, kann sich der Twingo-Besitzer getrost mit einem Lächeln auf dem Gesicht und einem eindeutigen Nicken anhören.

Twingo und Stadt: Check. Twingo und Passagiere?

Dann kann er halt auf engstem Raum eine gute Figur machen. Wie geht es dabei aber den Passagieren? Vorne ausgezeichnet. Sitzposition passt für Groß bis Klein, Übersicht ist 1A. Ablageflächen sind in Hülle und Fülle vorhanden, wobei das große Fach mit Deckel hinter dem Schalthebel nicht richtig zu befestigen ist. Kommt man während der Fahrt blöd an, ist das Ding auch schon aus seiner Verankerung draußen – umständlich.

„Heast, werden die Tiefgaragen immer enger oder meine Autos immer breiter?“ – darüber kann ein Twingo-Besitzer nur lächeln

Die Rücksitzbank bietet Platz für zwei Personen. Je nachdem welcher Lackl vorne Platz nimmt, herrschen hinten Platzverhältnisse von eng bis „Wieso wurde ich mit Füßen ausgestattet!?“ Dafür aber gibt es Fondtüren und man muss sich nicht, wie manchmal bei Kleinwägen üblich, von vorne reinschälen. Man kann die Fondbank auch als geräumigen every-day-Stauraum sehen. Apropos Stauraum: Der Kofferraum ist klein. Wirklich klein. 188 bzw. 219 bis 980 Liter. Irgendwo muss das Heckmotor-Konzept ja auch haken. Zwar hat der Kofferraum keine Stufe von der Ladekante weg, was Be- und Entladen easy macht, dafür aber wärmt sich der Boden bedingt durch die Wärmeentwicklung des Motors auf. Zwar erst nach wirklich langer Fahrt (> 45 Minuten), dennoch sollte man dran denken, wenn man weit wegfahren und Schokolade, Eis oder Fisch mitbringen möchte.

Passt der Motor zum Twingo?

Der Motorblock-Twingo wird vom 70 PS-Dreizylinder Benziner bewegt, der die Leistung bei 6.000 Umdrehungen in der Minute erreicht, das Drehmoment von 91 Nm steht schon bei 2.850 U/min an. Zusammen mit dem Fünfgang-Schaltgetriebe erreicht er die 100 in 14,5 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 151 km/h. Die Daten zeigen es bereits: Der Fahrspaß hat sich ganz weit unter dem Kofferraumboden versteckt und will da partout nicht rauskommen. In der Stadt und für Menschen die dem Staat nicht sonderlich viel zahlen wollen, macht diese Variante Sinn. Wer es drauf anlegt, schafft es, unter fünf Liter auf 100 Kilometer mit dem 939 Kilogramm leichten Twingo zu verbrauchen.

Wir raten allerdings zum derzeit „stärksten“ Twingo mit 90 PS und 135 Nm. Der 900 Kubikzentimeter große Motor bleibt der gleiche, nur kitzelt ihm ein Turbolader kitzelt etwas mehr raus. Der geht nicht nur besser, er passt auch perfekt zu dem, was der Twingo sein will.

Und was will er sein?

Der Twingo ist ein Stadtkind, dass mit kleinem Raumanspruch außen und großem Raumgefühl innen überzeugt. Wer dauerhaft einsteigen will, löhnt ab 9.990 Euro. Für die 90 PS-Version, die es nur in der höchsten Ausstattungsvariante „Intens“ gibt, werden 13.290 Euro fällig.

Rainer Behounek

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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