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Saker RapX – For Christ Sake(r)!

Motorblock fährt Saker RapX

Der große und großartige Rennsport lässt sich erleben, viel brauchen Sie dafür nicht, glauben Sie uns. Mut vielleicht aber der kommt automatisch, wenn der Saker in der zweiten Runde seine Reifen auf Temperatur gebracht hat.

Text: Rainer Behounek
„Leg’ am besten die Beine übereinander. Es ist schon passiert, dass der Beifahrer plötzlich am Gaspedal hing und das ist in der Kurve nicht so hilfreich. Die rechte Hand steckst du durch die Schlaufe in der Tür, da kannst dich gleich auch mit der Linken festhalten.“

So lieg ich also da, weil, sitzen kann man das nicht nennen. Beine übereinander, Hände zusammengefaltet – von außen muss ich mit der gemütlichen Couchposition richtig tiefenentspannt aussehen. Andi, der Fahrer, und ich, der innerlich ziemlich genau das Gegenteil von seiner körperlichen Haltung ist, sitzen im Saker und warten darauf, dass uns der Kerl mit dem Klippboard durchwinkt.

Saker sitzt in Holland, steht für Rennsport, liegt so flach auf der Straße, dass der Ford GT40 als Hochdachkombi bezeichnet werden kann und läuft zur Höchstform auf, wenn die Boxenampel auf grün springt.
785 Kilogramm wiegt der 4,28 Meter lange Saker RapX. Angetrieben von einem 2,0-Liter Subaru Boxer mit 275 PS und 350 Nm reißt die rote Flunder die 100er Marke in 3,4 Sekunden ein, was auf der Rennstrecke eher nebensächlich ist. Viel wichtiger ist, wie er sich gegen den physikalischen Widerstand in den Kurven stemmt. Dort biegt er mit 2,1 G ein.

„Wir fangen ruhig an, zuerst müssen die Reifen auf Temperatur kommen!“ schreit Andi rüber, das Ding ist irre laut. Warum er das sagt, weiß ich nicht, weil wir offensichtlich nicht ruhig anfangen und in die erste Kurve reinbiegen, als gäb’s irgendwo Gratis T-Shirts. Ich muss an meine Beine denken und schmunzeln, die wandern tatsächlich in der Gegend rum, so dermaßen pickt der fliegende Holländer in der Kurve. Raus, Vollgas, hart Bremsen, Temperatur aufbauen, Boxengasse, Fahrerwechsel.

… Saker sitzt in Holland, steht für Rennsport, liegt so flach auf der Straße, dass der Ford GT40 als Hochdachkombi bezeichnet werden kann und läuft zur Höchstform auf, wenn die Boxenampel auf grün springt …





Im Fahrersitz liege ich jetzt noch mehr drin, nehme also eine ernstere Position ein und freue mich, dass Andi eine ähnliche Statur hat, wie ich – Lenkrad, Sitz und Gurt passen (ok, Gurt eher nicht, aber das sag’ ich ihm nicht). Ich starte zaghaft und vorsichtig, taste mich an die Kurven heran, schließlich möchte ich nicht zurückgehen und ihm erklären müssen, dass er den Saker an verschiedenen Orten zusammen sammeln kann. Die Fünfgangschaltung ist hart, die Bremsen ebenso, ABS gibt’s keines und die Sicht ist auch gewöhnungsbedürftig, vor allem nach links vorne. Die erste Runde ist Ausprobieren. Dort reinstechen, da rausschießen, mehr Gas, mehr Gefühl, mehr Grinsen.

Zweite Runde ähnlich, dritte Runde mit etwas mehr Druck. Fühlen und erahnen, was das Ding macht funktioniert mit dem Saker perfekt. Kein Klimmbimm sondern puristischer Motorsport. Der Innenraum hat das Notwendigste an Board, Feuerlöscher, Ein-Aus-Schalter, digitales Display mit allen Informationen, Personen, die Nappaleder, Bang&Olufsen-Sound oder Sitzheizung möchten, sollten sich besser woanders umsehen. Es knistert, es rumpelt, es schreit – der Innenraum wird zur motorsportlichen Konzerthalle und ich sitze in der ersten Reihe. Es ist das Gefühl vom Rennfahren, dass der Saker eindrucksvoll durch den Sitz hindurch in den Körper pumpt.

Der tut so geschmeidig, dass es eine helle Freude ist und ich nicht mehr aussteigen möchte. Stint vorbei… wieso das denn? Einen hat’s rausgezwirbelt, ich fahr‘ an ihm vorbei und denk mir: „Wenn du mir noch einmal den Stint versaust, dann nehme ich dir das Lenkrad weg…“ so sehr lebe ich den Motorsport im Moment. Warten, bis die Ampel auf grün schaltet und Vollgas! Nach der langen Geraden fällt die Rechtskurve etwas ab und zieht sich lang bis zum eigentlichen Bremspunkt, dem dritten Gang und einem spitzen Rechtsknick. Dort lasse ich den Saker raus, um schnell nach rechts zu ziehen und die lange Links voll zu nehmen. Vollgas bis zur engen Links und dann raus. Mittlerweile sehe ich aus dem Saker mehr, als mir lieb ist, die anfänglichen Abschätzungsprobleme werden von einem intuitiven Gefühl für Distanz und Reichweite abgelöst. Die G-Kräfte hab ich auch im Griff oder besser umgekehrt, wobei ich noch immer schneller sein könnte, mein Kopf aber sagt:“Bist du ang’rennt!?“

In der Box. Fachsimpeln, Strecke durchgehen, ärgern, freuen. Alle Saker-Modelle verbindet der einfache, robuste Zugang zur Rennstrecke. Während manche an ihren Wägen schraubten und reparierten, fuhren wir raus und wieder rein und wieder raus, weil das Ding stimmig für die Rennstrecke gebaut ist. Viel kosten die Autos im Vergleich zu anderen Rennstreckenautos nicht, der rote RapX ist ab 53.950 Euro exkl. Steuern zu haben, im Programm haben sie noch mehrere, ein paar offen, ein paar geschlossen. Den Einstieg ins Rennfahrerbusiness bildet der Saker Sprint, den es ab 46.950 Euro exkl. Steuern gibt. Es muss nicht das sündteure und 16 mal gefaltete Damastmesser aus Japan sein, um kochen zu können, das wichtigste sind die Zutaten.

So eine Auszeit ist extrem reinigend. Alles, was man braucht, ist ein Hänger und ein Unterstellplatz für den Sportler. Rauf auf den Hänger, hin zum Ring, runter damit und losfahren.

Rainer Behounek

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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