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Seat Ibiza Cupra – Giftzwerg!

Der neue Seat Ibiza Cupra im Test

Der Seat Ibiza Cupra ist der jüngste Spross in der Abteilung der sportlichen Kleinwagen des spanischen Fahrzeugmanufakteurs. Wir durften den Giftzwerg im und rund ums Finanzzentrum der spanischen Península zu Genüge testen und sind hocherfreut über seine Existenz!

Von Karl Jereb
Während man im nördlichen Europa bereits mit Zipfelmütze und Winterjacke trübselig durch die Gassen schlurft, schlürft man in Barcelona Gin Tonic und genießt die milde Sonne. Nach kurzer Überlegung hegt man bereits erste Gedanken bezüglich eines Wohnortwechsels, die leicht bekleideten Spanierinnen veranlassen einen tiefgreifenderen Gedankengang. Doch das Thema der Reise nennt sich Seat Ibiza Cupra und genau dieser stand in rot, grau oder weiß am Flughafen bereit. Je nach Gelüsten stehen schwarze Felgen der Zollgröße 17 zur Auswahl. Diese wirken am weißen und roten Wagen besonders geschmackvoll. „Attention, on the roads are traffic controls, so drive carefully“, verlautete der lispelnde Instruktor. Als hätte jeder Teilnehmer seine Worte überhört, röhrten wir einer nach dem anderen am blasser werdenden Spanier vorbei, der beim letzten Cupra, auf seiner Kappe kauend, kauernd am Boden lag und um seine Existenz fürchtete.

Hable Español?

In der Tat gab es unzählige Geschwindigkeitskontrollen, allerdings nur scheinbar. Die Spanier stellen die auch hier bekannten und unbemannten Radarkästen auf, aber in einer Häufigkeit, dass die Sau graust. Erinnert an Dominosteinchen ignorierten wir die möchtegern Radarkastln und dies trotz der lächerlichen Geschwindigkeitsbeschränkung von 120 km/h auf der Autobahn. Mit seinen 192 Pferdchen unter der Haube schluckt der Seat Ibiza Cupra ohnehin fast jedes Gefährt auf spanischen Straßen und nach Betätigung des Sport-Knopfes klingt der feine Kleine auch so. Dadurch werden Motorsound erhöht und Dämpfung sowie Lenkung sportlicher eingestellt. Bei Fahrbahnunebenheiten eher ungenießbar doch in anderen Lebenslagen verantwortlich für ein hämisches Grinsen. Wenn die angepeilte Käuferschaft, also vorwiegend junge, dynamische Menschen mit gewisser Vorliebe zum sportlichen Bewegen eines Gefährts, den Seat Ibiza Cupra pilotiert, dürften selbst Fahrbahnunebenheiten keine Rolle spielen.

Racetrack der Klasse öffentlich!

Weder im E-Mail noch den offiziellen Papieren seitens des Herstellers war eine dynamische Fahrt auf einem Track angepriesen worden und so fürchteten wir den Verlust der Fahrerlaubnis als am Straßenrand plötzlich ein blaulichtbestatteter Leon auftauchte. Entgegen aller Vernunft und Rechtslage, sperrten die Veranstalter tatsächlich einen Teil der öffentlichen Straße. Ein neuer Instruktor erschien, ersterer dürfte wohl kollabiert sein, und führte uns in die Streckenkunde ein. Sport-Taste aktiviert, festgezurrt und mit überdurchschnittlich positiven Gefühlen ausgestattet ging´s los. Der elektronischen Quer-Differenzialsperre (XDS), den Hochleistungsbremsen und dem sportlichen Fahrwerk sei Dank, spurtete der Seat Ibiza Cupra die Erhebung hinauf, als fühlte er sich wie ein Lamborghini Huracán. Oben angekommen fuchtelte wieder ein neuer Instruktor wild mit den Armen: „You were too fast!“ Zu schnell gibt’s nicht! Und außerdem verfügt der Giftzwerg ohnehin über unzählige regelnd eingreifende Programme, wenn man sie nötig hat. Der Blick zum Beifahrer offenbarte allerdings, dass auch ihm die Geschwindigkeit ein wenig zu hoch erschien. Wo wir gerade bei regelnden Programmen sind: Berganfahrassistent, Multikollisionsbremse , Reifendruckwarnung und Müdigkeitswarnung sind serienmäßig an Bord. Respekt!

Details technika!

Das 1.8 TSI-Triebwerk mit Turbolader beschleunigt den Spanier in 6,7 Sekunden auf 100 km/h. Bei Vollgas verlangen die 320 Newtonmeter der Vorderachse alles ab. Grip ist so nur bedingt gegeben. Autofahren macht also wieder Spaß! 235 km/h Topspeed sind im Kleinwagen entgegen aller Vernunft, denn schon bei 200 Sachen kommen erste Zweifel am Zweck dieser Unternehmung auf. Der elektrische Wastegate-Steller sorgt für optimalen Ladedruck in allen Lebenslagen und soll zusätzlich den Verbrauch senken. 1.184 Kilogramm wiegt der Giftzwerg, 133 davon bringt der Motor auf die Waage. Seat setzt mittlerweile auf die umfassende Einbindung der smarten Gerätschaften und nennt das „Full Link“. Ob iOS oder Android, das Smartphone kann bequem gekoppelt werden und so auf Temperatur, Ziel und abgespielte Musik hinweisen. Auch hier liegt der Fokus auf einer jüngeren Käuferschaft.

…röhrten wir einer nach dem anderen am blasser werdenden Spanier vorbei, der beim letzten Cupra, auf seiner Kappe kauend, kauernd am Boden lag und um seine Existenz fürchtete…

Mängel?

Der Kofferraum ist klein und dass Passagiere auf der Rückbank nicht mit meterlangem Fußraum rechnen sollten ist offensichtlich. Wir sprechen hier immerhin über einen Kompaktsportler, der eigentlich alles aus seinem Segment rauszuholen vermag, was dieses zu offerieren weiß. Das Cockpit ist schön und übersichtlich gestaltet, die zweifarbigen Sitze vermitteln die schon äußerlich mit Bravour dargestellte Sportlichkeit des Seat Ibiza Cupra und alles funktioniert wie es soll. Das Kampfangebot der Spanier ist tatsächlich als solches zu betrachten: 19.990 Euro! Manch einer wird nun eine elendslange aufpreispflichtige Liste erwarten, doch diese besteht nur mehr aus Glas-Ausstelldach, Alcantara Sitzpaket und Winterpaket (Sitze beheizbar vorne, Scheibenwaschdüsen beheizbar). Alles in allem kostet der fesche Giftzwerg also 21.688 europäische Schilling und die Konkurrenz liegt, auf ihrer Kappe kauend, kauernd am Boden. Marktstart: Jänner 2016.

Bilder: Seat

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