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Seat Ibiza – Eine etwas ungewöhnliche Geschichte

Motorblock fährt Seat Ibiza!

Den Seat Ibiza auf der gleichnamigen Balearen-Insel zu testen, schönes Wetter zu genießen und dabei noch eine Menge Spaß zu haben klingt toll, dachte ich mir. Also nahm ich den Termin wahr. Ich hatte nur eine Kleinigkeit vergessen: Das Programm zu lesen!

Von Karl Jereb
„Haben Sie das Memo nicht gelesen?“ ist wohl eine der am meisten verwendeten Phrasen in der Geschichte der Tollpatsch-, Nichtsnutz- und Verliererfilme. Nahezu in jedem kinematographischen Exkret, sei es nun die kreativlose Werbung für Dopaminmedikamente oder die einschläfernde Erzählung über einen Hanswurst, dem das Glück abhandengekommen ist, irgendwo war doch immer dieses mysteriöse Memo zu lesen. Da ich grundsätzlich auch immer bedacht bin, jegliche Verpflichtung meinerseits gründlichst zu inspizieren, bevor ich sie annehme oder unterschreibe, kann mir so etwas nicht passieren. Erst im Flieger kam mir der Gedanke, dass ich genau diese sonst so förderliche Tätigkeit des Lesens des Programmschriebs diesmal vergessen hatte.

Ibiza, aber anders.

Am Zielort angekommen, begrüßte ich meine Kolleginnen. Etwas verwundert über die Anzahl der weiblichen Mitreisenden: „Schon klar, diesmal mehr weibliche Journalisten, da der Ibiza ohnehin eher diese Zielgruppe anspricht“, doch erste Zweifel am Event kamen auf. Nach einigen Gesprächen mit meinen charmanten Begleiterinnen á la „Also es soll im Hotel solche Modeblogger geben“, und „Eine Firma namens ShoeVita stellt ihr Konzept zur Vermarktung von Schuhen für Frauen vor“, verdichteten sich diese Zweifel zu einer undurchsichtigen schwarzen Wolke. Nach der Lektüre, dass es im Hotel einen köstlichen probiotischen Salat geben sollte, kam die Gewissheit, dass diese Veranstaltung nicht primär dem Auto, sondern seiner vielfältigen Individualisierungsmöglichkeiten und dem dazu passenden Lifestyle gewidmet wurde. „Ja wie, du hast das nicht gwusst? Hast du das Programm nicht gelesen?!“

Ganz anders!

Die Zweifel waren zumindest aus der Welt geschafft! Die Gewissheit über eine Veranstaltung, bei der ich mich als derart fehl am Platz einordnen würde, wie nur irgend möglich, obsiegte. Ähnlich, wie wenn Keith Richards das Amt des Papstes übernehmen, oder Dwayne „The Rock“ Johnson seine eigens kreierten High-Heels vorstellen würde. ABER: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt! Bis zum Hotel redeten wir über die rund 600 verschiedenen Individualisierungsmöglichkeiten des neuen Seat Ibiza, dass das Softwareupdate Möglichkeiten á la K.I.T.T. bietet und dass der kleine Spanier nun auch die sparsameren Dreizylindermotoren unter der Haube hat. Der Ibiza ist der am meisten verkaufteste Konsorte des ursprünglich spanischen Fahrzeugherstellers. Rund 60% der Kunden sind weiblich und generell spricht das Design und die Gimmicks eher jüngere Kundschaft an.

Im Rampenlicht

Es liegt doch auf der Hand! Wo sollst den Seat Ibiza besser ins Rampenlicht stellen als auf der gleichnamigen Insel? Und wo sonst Reich und Neureich residieren, durften wir den kleinen Flitzer ausgiebig testen. Nach einer kurzen Runde bemerkten wir, dass die Insel Ibiza so grün ist, dass man sich fast an heimische Bedingungen erinnert fühlt. Zurück zum Auto. Was ist neu? Die Konnektivitäts-Lösung „SEAT Full Link“ integriert neben MirrorLink die Funktionen von Apple Car Play sowie von Android Auto. Damit kann man sich, bei ausreichendem Internetvolumen am Handy, jegliche Infos direkt auf den selbst anpassbaren Touchscreen im Auto weiterleiten lassen. Ebenso beinhaltet das Paket die Vorlesefunktion für Nachrichten oder Emails. Diesen kann man während der Fahrt lauschen, ohne eine Gefahr für sich und andere darzustellen. Nettes Gimmick: wer zufällig Smartphone und Auto braucht, sollte das „powered by Samsung“-Paket wählen. Dieses inkludiert ein Galaxy A3 mit vorinstallierter SEAT ConnectApp.

… Ja wie, du hast das nicht gwusst? Hast du das Programm nicht gelesen?! …

Motorentechnisch und optisch fein!

Auch motorentechnisch wurde der kleine Flitzer erneuert. Der 1-Liter-Dreizylinder leistet je nach Ausstattung 75, 90 oder sogar 110 PS. Dass aus einem Milchpakerl 110 Pferdchen galoppieren ist schon sehr erstaunlich. Richtig lustig wird’s mit dem 150 PS-starken 1,4-Liter TSI und seinen 250 Nm, dessen Preis allerdings noch nicht verraten wurde. Für den Zwerg echt nicht schlecht! Auch bei der Individualisierung hat Seat nachgelegt, wodurch man den Kleinen nun mit Farben von Rot über Grau bis hin zu Velvet und Bismuth (hm?) ausstatten kann. Jedes Optik-Paket ist innen (Sitzbezüge, Belüftungselemente und Lenkrad) sowie außen (Kühlergrill und Seitenspiegel) anpassbar. Mit den 17-Zöllern und der passenden Lackfarbe, kommt der FR sogar ziemlich bösartig daher, was unter anderem auch Männer zum Kauf bewegen kann. Wo wir gerade beim Kauf sind: 10.990€ kostet die zweitürige Einstiegsversion. Der 110 PS-starke FR mit umfangreicher Ausstattung kommt auf 18.390 Euro.

ShoeVita!

Die kurze Ausfahrt am ersten Tag sollte glücklicherweise nicht die letzte sein. Ibiza mit dem Auto zu umrunden verbraucht nicht länger als ein gemütlicher Spaziergang durch den Wiener Prater, kann aber mitunter weitaus schöner sein. Die eigentliche Stadt mit Partymeile und Modeläden gleicht zu dieser Jahreszeit den aus Western bekannten, leergefegten und unattraktiven Siedlungen. Wurscht, es geht ums Auto! Die Pressekonferenz und (von mir) höchst gefürchtete Präsentation von ShoeVita folgten eindeutig zu schnell. Am Hotel angekommen versammelten sich geschätzte 400 Frauen im besten Alter (mindestens 10 waren es tatsächlich). Angespannt ging es zur Darbietung des Konzeptes. Ich zitterte, befürchtete Schlimmstes. Wenn mich der Schlag treffen sollte, warum dann nicht jetzt? Die Damen begannen diverse Schuhe hervorzukramen und zu promoten. Plötzlich wurde es finster. Ich fühlte mich leicht, ja sogar schwerelos. Was war passiert? Mein Gleichgewichtssinn war verloren, alles drehte sich. Und dann kam mir die Gewissheit: ich verliere das Bewusstsein!

Ende einer ungewöhnlichen Geschichte!

Einen Augenblick später erwachte ich wieder. Nun kam die tatsächliche Gewissheit: ich hatte nur kurz meine Augen geschlossen. Ein Wimpernschlag quasi. Die Präsentation war nach zwei Minuten vorüber, alles halb so wild. Es folgte ein viergängiges Menu und Cocktails. Quasi als Belohnung für die überstandene Tortur (die in Wahrheit gar keine war). Immerhin habe ich nun ein Weihnachtsgeschenk für meine Freundin: einen Gutschein für den eigens kreierten und handgefertigten Schuh! Und noch etwas werde ich von dieser Reise mitnehmen: Ich bin davon überzeugt, dass ich durch die Lektüre des Programms im Vorfeld, keinesfalls zugesagt hätte. Dies wäre im Nachhinein ein grober Fehler gewesen, denn ansonsten hätte ich niemals Bekanntschaft mit meinen wunderbaren Begleiterinnen und der Insel Ibiza gemacht. Und das würde ich bitterst bereuen!

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