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Ssangyong Tivoli e-XDI – Auf Sparflamme auf der SUV-Welle

Motorblock fährt SsangYong Tivoli e-XDI

haben zwar nicht den besten Ruf, doch dafür die größte Fangemeinde. Denn der Boom für SUV ist ungebrochen. Allerdings hält auch im Segment der vermeintlichen Spritschleudern zusehends die Vernunft Einzug. Wie auch bei Ssangyong – den Tivoli gibt es jetzt als Diesel.

Text: Thomas Geiger
Mit seinen 4,20 Metern gehört der kleine Kraxler zu den Bonsais auf der Buckelpiste, und wenn in diesen Tagen auch der neue Diesel ausgeliefert wird, reitet der Konkurrent von Renault Captur & Co gar vollends auf Sparflamme auf der SUV-Welle.

Genau wie der Benziner 1,6 Liter groß, bringt es der zusammen mit dem österreichischen Spezialisten AVL entwickelte Selbstzünder zwar nur auf 115 statt 128 PS, geht dafür aber mit bis zu 300 Nm zu Werke. Entsprechend flott tritt er an der Ampel an, selbst wenn der Elan bei höherem Tempo ein wenig nachlässt. Dabei ist der Motorrelativ dezent, läuft ruhig und kultiviert und gibt den genügsamen Kilometerfresser: Je nach Antriebskonfiguration schafft er immerhin 175 km/h, braucht aber dank Start-Stopp-System und den mageren 1,4 Tonnen Gesamtgewicht im besten Fall nur 4,2 Liter.
Während die Konkurrenz aus Europa solche Stadt-Geländewagen als Mogelpackung anbietet und sich in der Regel auf Frontantrieb beschränkt, nimmt Ssangyong die Sache etwas ernster und hat auch einen Allrad im Programm, mit dem man sich tatsächlich auch mal auf einen Feldweg trauen kann.

Aber das ist nicht das einzige, was den Koreaner ausmacht. Sondern sie haben zur ambitionierten Technik, dem auffälligen Design und der trendigen Zweifarblackierung auch innen ein bisschen Pfiff und Pepp aus den immerhin fünf Studien für den Ssangyong Tivoli in die Serie gerettet: Wo sonst kann man in dieser Klasse schon bei der Instrumentenbeleuchtung zwischen sechs Farben wählen und wo gibt es eine eigens komponierte Begrüßungs- oder Abschiedsmelodie? Und auch die farbigen Schalter in der Mittelkonsole oder die vom Captur kopierten Spanngurte an den Rücklehnen der Vordersitze haben einen gewissen Charme. Außerdem überrascht der Tivoli neben Standards wie sieben Airbags und einem großen Touchscreen mit ein paar Extras wie einem klimatisierten Fahrersitz oder einem beheizten Lenkrad. Genauso übrigens wie die dreistufige Programmierung für die Servolenkung.

… Wo sonst kann man in dieser Klasse schon bei der Instrumentenbeleuchtung zwischen sechs Farben wählen und wo gibt es eine eigens komponierte Begrüßungs- oder Abschiedsmelodie? …

Im Gegenzug gibt es allerdings auch ein paar Ecken, an denen die Koreaner kräftig gespart haben. Das offene Handschuhfach zum Beispiel oder die Ablage unter der Mittelarmlehne haben den spröden Charme einer Kunststoff-Stapelbox, die Materialauswahl ist offenbar mit dem Rotstift erfolgt und die Halter für die Gummibänder an den Lehnen sehen aus, als wären sie von Hand in die Konsole geschnitzt.

Obwohl Ssangyong mit gerade mal 150.000 im Jahr zu den kleinsten Herstellern diesseits der Luxusklasse zählt, sparen die Koreaner nicht an Vielfalt und Auswahl. Genau wie den Benziner kann man deshalb auch den Diesel mit Front- oder Allradantrieb sowie als Handschalter oder mit Automatik bestellen. Damit man trotzdem nicht den Überblick verliert, arbeitet Ssangyong mit runden Zahlen: 2.500 Euro Aufschlag für den Diesel und jeweils 2.000 Euro für Automatik oder Allrad – fertig ist das Puzzle, mit dem jeder das passende Auto findet.

So gut der Ssangyong Tivoli auch mit Import-Konkurrenten wie dem Renault Captur, dem Peugeot 2008 oder dem Suzuki Vitara konkurrieren kann, so sehr leiden die Koreaner noch unter ihrer mangelnden Bekanntheit und ihrem dünnen Händlernetz. Deshalb haben sie von dem im Juni gestarteten Tivoli auch erst rund 500 Exemplare auf die Straße gebracht. In der Heimat läuft das ein bisschen anders: Dort braucht Ssangyong für so viel Zulassungen nicht einmal eine Woche.

Rainer Behounek

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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