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Toyota Land Cruiser 300 – Einer wird immer größer

Toyota Land Cruiser 300

Einer wird immer größer

Die Gelände-Fahreigenschaften wurden verbessert und auch am Komfort wurde geschraubt.

von Franz J. Sauer

Mit 53 Jahren auf dem Buckel ist die Land Cruiser-Baureihe die älteste solche von Toyota, eigentlich überhaupt das längst gebaute Fahrzeug aus Fernost. Freilich zunächst als Reaktion auf den Willys-Jeep gedacht (wie alles geländegängie, was in diesen Zeiten entstand), der Entwicklungs-Auftrag kam also eindeutig vom Militär. Exakt vor 60 Jahren wurde der zunächst nüchtern „BJ“ genannte in Land Cruiser umbenannt, die nämliche Baureihe wurde von 1954 bis 1967 gebaut. Parallel dazu wurde ab 1960 jener Land Cruiser vom Stapel gelassen, der ab 1977 auch hierzulande für Furore sorgte und insgesamt 24 Jahre lang weitgehend unverändert gebaut wurde. 1981 schließlich entstand mit dem J6 der erste Großraum-Geländewagen unter dem Land Cruiser-Logo, als späte Antwort auf den elf Jahre vorher präsentierten Range Rover sozusagen. Ab 1984 schließlich erschien der Land Cruiser sozusagen in Zweifaltigkeit; während das große Modell bald auch als Lexus verkauft wurde, tauchte mit dem Modell J12 ab 2002 schließlich die Modellbezeichnung Land Cruiser 300 auf, deren letzte Ausformung mit dem J15 anno 2009 erschien. Und somit eigentlich zu einer Größe auflief, die eine Unterscheidung zum aktuellen großen Landy namens J20 schwer macht. Der aktuelle 300er ist riesig – in echt und auch optisch. Und es wurde offensichtlich auch mit Hochdruck daran designt, jedes Detail des Fahrzeugs zusätzlich noch optisch aufzublasen.

Alles groß und größer

Das beginnt bei den ausladenden Leuchten, denen man ein paar Extrafalze ins Plastik schnitzte, um sie noch ein alzerl weiter aus dem Karosserieverbund herausstehen zu lassen, und endet bei einem Kühlergrill von Lkw-Ausmaßen, der an den oberen Ecken auch noch weit auseinanderläuft (und nicht allein dadurch gewisse Schneepflug- Assoziationen weckt). Freilich wirkt sich das Feudale der Außenmaße auch im Innenraum aus. Die Sitzlandschaft im neuen, kleinen (hüstel!) Landy ist bequem und geräumig. Dass das Lenkrad in manchen Ausstattungsvarianten theatralisch-elektrisch nach vorn-unten wegkippt, um den Fahrer leichter aussteigen zu lassen, wäre wirklich nicht nötig gewesen. Die Armaturenlandschaft schließlich wirkt wie von Playmobil konstruiert, wir finden hier die definitiv größten Bedienelemente des aktuellen Automobilbaus. In puncto Klobigkeit matcht sich das Mega-Drehrad für den Allradantrieb mit dem von oben reingecrashten HiFi-Telematik-Entertainment- Block, der aussieht wie eine Kompakt-HiFi-Anlage von Fisher aus den Achtzigerjahren. Ein wahrer Klettermax ist das Riesen-SUV sicherlich auch, aber: Wer probiert derlei heutzutage schon aus? Etwas gewöhnungsbedürftig präsentiert sich die Einparkhilfe (was, bitte, soll in diesem Zusammenhang der Display-Befehl „Lenkradeinschlag zu groß“ bedeuten?), durchzugsstark und verlässlich nagelt der 190 PS starke Vierzylinder-Diesel sein Lied vom ewigen Leben. Erstaunlich, wie behende sich das große Auto derart durchs Geläuf schieben lässt, fürs geschmeidige Absurfen der Drehmomentwelle (420Nm) reicht auch die heutzutage zahlenmäßig mickrige Fünfgang-Automatik. Unverständlich bleibt aber weiterhin, warum Toyota die Hecktüre beim Land Cruiser weiterhin links und nicht oben anschlägt; es gibt hierfür sicherlich Gründe, nachvollziehbar sind sie nicht.

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