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Tuning-Sünden – Wenn die Liebe fehlt!

Automobile An- und Umbauten, die richtig weh tun.

Wer sein Fahrzeug hier und da ein wenig individualisieren will, dem bleibt der Griff in die Brieftasche nicht erspart. Doch Übermut tut selten gut und schon gar nicht beim Thema Tuning, was unsere Auswahl an Tuning-Sünden eindrucksvoll beweist.

Von Karl Jereb
Das Metier der Autoaffinen ist dankenswerterweise mannigfaltig. Denn wer will schon das eine vorherrschende Thema, bei dem einfach jeder „steil geht“ (welch ein sprachlicher Missgriff)? Vom Offroad-Fan, der sich, im Dreck und Morast wohlfühlend, über die Öko-Fritzen und deren neue Elektroautos beschwert, über den Oldtimer-Liebhaber, der den Zahlen-Hype des neuesten Supersportwagen lediglich mit Verwirrung entgegenzunehmen vermag, bis hin zum in Verzückung fallenden Junggesellen beim Anblick eines T2, mit dem er irgendwann einmal die Westküste Amerikas erforschen möchte. Wir Fahrzeugliebhaber dürfen uns über zahlreiche Mitliebhaber freuen, und weil die Geschmäcker eben diverse Formen und Farben annehmen, werden ebenso unsere Meinungen voneinander abweichen. Ein weiteres Milieu, welches definitiv zu gefallen weiß, ist jenes des Tunings. Die Liebe zum Automobil wird in diesem Teilbereich der Autoaffinen durch individuelle Anfertigungen, Lackierungen und arbeitsintensive Aufbauten gezeigt. Doch manchmal kann der Versuch des Ausdrucks seiner Hingabe zum Fahrzeug kläglich scheitern, wie im Folgenden präsentiert wird.

AG Excalibur

Den Anfang macht dieses rollende Ungetüm. Auf Basis des Mercedes-Benz CL 500, baut der AG Excalibur auf, dessen Erscheinung bestenfalls als auffallend bezeichnet werden kann. Knapp neun Monate hat Audronis Gestautas aus Litauen für das unkonventionelle Gefährt gewerkelt, welches tatsächlich fahrtauglich ist. Umso erstaunlicher, da die hinteren Felgen mit ihren 30 Zoll gigantische Ausmaße annehmen. Sogar der Innenraum wurde „getunt“ und mit Swarovski-Kristallen bestückt. Dass Investoren für eine Serie des Excalibur gesucht werden, sei hier nur nebenbei erwähnt.

Brabus E V12

Dass Brabus, im Normalfall gut, und gerne Hand an die Modelle mit Stern anlegt, ist bekannt. Allerdings ist dieser zum Tarnkappenbomber umgebaute Benz ein designtechnischer Fehlgriff, wie er im iPad steht. Dem ist leider auch mit Zahlen wie 800 PS und 370 km/h Topspeed nicht zu helfen. Die voll verkleideten Hinterräder sollen den Luftwiderstand senken und damit die Spurstabilität verbessert, sind jedoch derart unschön anzusehen, dass aus dem eigentlich recht ansehnlichen E-Klasse-Mercedes ein undefinierbarer Tuning-Fehlgriff wurde.

Mercedes McLaren SLR 999 Red Gold Dream

Geschmack kann man bekanntlich ebenso wenig kaufen, wie Charakter. Ersteres zeigt das Beispiel eines Schweizers, der seinen SLR mit Gold und Rubinen verzierte. Das ursprünglich atemberaubende Vehikel wurde teilweise vergoldet und in grellem Rotton lackiert. Der Front wurden eindeutig zu viele Lufteinlässe spendiert, ganz zu schweigen von der übertriebenen Länge ebendieser, und auch die Heckpartie samt Spoiler sind, gelinde gesagt, zu viel des Guten. Eindeutig „too much“, wie der Franzose zu sagen pflegt.

Ferrari Dino 308 GT 4

Ja was ist denn da passiert? Ein übermäßig aktiver Autoenthusiast hat seinem Ferrari Dino 308 GT 4 „Doppelspoiler“, geschwungene Silhouette am Heck und Body-Kit aus dem Hause „E. Kelhaft“ spendiert. Dabei hat dieser Klassiker keineswegs Bedarf an eigens konstruierten Umbauten, wie man annehmen darf. Auch vor Seitenschwellern und ungewöhnlicher Frontschürze hat besagter Tuner nicht halt gemacht, was ihm im Endeffekt lediglich einen unrühmlichen Platz auf unserer Liste bescherte.

Twizy Renault Sport F1

Eigentlich sollte es eine klar definierte Grenze geben, bei welchem Gefährt es sinnvoll ist, Hand anzulegen, und welches Fahrzeug besser unberührt bleiben sollte. Dieser Twizy, im Normalzustand 18 PS stark und ohne Probleme in die stabile Seitenlage zu „schupfen“, erreicht dank seines KERS-Systems satte 100 PS und sprintet dadurch in nur 6 Sekunden auf 100 km/h (bei 110 ist´s dann vorbei). Allerdings sind die Reifen, Spoiler, und Schürzen im F1-Look doch ein wenig übertrieben, wie wir finden.

Toyota Celica

Die allseits beliebte Celica ist prädestiniert für liebevoll gemeintes Tuning, welches sich bei einem Überschuss an Enthusiasmus umgehend zu hasserfülltem Modellieren, zumindest in diesem Beispiel, wandeln kann. Während der vordere Teil noch im Bereich des übertriebenen Eifers einzuordnen ist, erinnert das Heck eher an die gebrochenen Beine eines „Maulwurfs“ im Agentenfilm. Weshalb diese Tuning-Maßnahme eine scheinbar gebrochene Hinterachse präferiert, ist schleierhaft und muss vom jeweiligen Tuner erfragt werden.








Auspuff-Tuning selbstgemacht

Gegen Ende unserer Liste dürfen die durchaus kreativen Versuche, aus 0-8-15-Autos echte Sound-Wunder zu machen, natürlich nicht fehlen. Im Grunde geht es darum, unter Zuhilfenahme eines gewöhnlichen Schlauches, die unzureichenden Auspuffgeräusche in wohlige, sportwagentaugliche Klänge zu verwandeln und so die Zuhörer zu verblüffen. Erster Kandidat ist ein Nissan Micra aus Polen, der erst nach mehreren Beschneidungen des Gummis richtig unappetitlich klingt (dass es sich dabei lediglich um einen Scherz handelt, wird unterstrichen). Der zweite Kandidat, der den Auspuff eines Polski Fiat 126p per Schläuchle modifiziert, lässt die Herzen der Klangfanatiker ebenso in ungeahnte Tiefen schlagen. Hier generiert der Gummibehelf Töne, die jenem von menschlichen Gedärmen nebst Auspuff nach maßlos übertriebenem Bohnenverzehr ähneln, dadurch speziell leicht zu begeisterndem Publikum den einen oder anderen Lacher entlocken können.

Extremes aus Japan

Die Reise nach Fernost zieht meist einen Kulturschock für den europäischen Besucher nach sich. So unterschiedlich die Sitten und Gewohnheiten zum Beispiel in Japan sind, so gleichgestellt ist die Liebe der dort ansässigen Tuner für ihre Gefährte (siehe Liberty Walk oder Rauh-Welt-Begriff). Allerdings gibt es in Japan eine extreme Sparte im Tuning-Bereich, die manchen Menschen doch eher sauer aufstoßen wird. Frontschürzen, die den Gabeln des gleichnamigen Staplers in Länge und Ästhetik ähneln, Heckspoiler, die für den Verzehr der Pommes rot-weiß eine Leiter in Anspruch nehmen und Auspuffrohre, die aus der Motorhaube hervorragen, sind gar derart verdrießlich, dass man diesen Japanern tatsächlich die Krone der Tuning-Missgeschicke aufsetzen muss. Wohlverdient, denn Arbeitszeit wurde mit Sicherheit zu Genüge investiert und trotzdem kann man hier kaum von „tuneischen“ Meisterleistungen sprechen. Neben der Krönung der Tuning-Missgeschicke, können wir gleichzeitig das Sprichwort: „der Wille zählt“, aus der Welt schaffen. Das trifft in diesem Beispiel nämlich augenscheinlich nicht zu!

Zum Schluss präsentieren wir noch eine hervorragende Auswahl feinster Tuning-Wunder, welche durch Pappkarton, verhältnismäßig überdimensionierten Felgen und grobmotorische Verbreiterungen glänzen. Viel Spaß!

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