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VW Tiguan – der Golf fürs Grobe

VW Tiguan

Er ist im wörtlichen wie im übertragenen Sinne so etwas wie der Golf fürs Grobe: Denn der VW Tiguan basiert nicht nur auf dem Wolfsburger Erfolgsmodell, sondern beherrscht auch das SUV-Segment so dominant wie der König der Kompaktklasse das seinige.

Text: Thomas Geiger
Und genau wie der Golf ist der Tiguan ein eher biederer Geselle, der nur bei den Buchhaltern das Blut in Wallung bringt. Doch damit soll es jetzt vorbei sein. Denn wenn VW diese Woche auf der IAA das Tuch von der zweiten Tiguan-Generation zieht, sprechen die Niedersachsen von „Revolution statt Evolution“ und feiern das Ende der Langeweile: „Die Schärfe der Linien zeigt Solidität und Präzision. Geschliffen wie ein Diamant, super scharf, super klar. Und gleichzeitig hoch emotional,“ sagt Designchef Klaus Bischoff und rühmt vor allem die Silhouette mit der einzigartigen, doppelten Charakterlinie, die den Tiguan von allen anderen Geländewagen abhebe.

Den Unterbau dafür liefert – zum ersten Mal bei einem Geländewagen aus dem VW-Konzern – der mittlerweile sattsam bekannte Modulare Querbaukasten, der bereits den Golf trägt. Mit ihm sinkt nicht nur das Gewicht um bis zu 50 Kilo, sondern vor allem verbessern sich die Proportionen: Die Länge wächst um sechs, der Radstand sogar um acht Zentimeter, außerdem wird der Tiguan je drei Zentimeter flacher und breiter. Deshalb steht das Auto satter und sportlicher auf der Straße und wirkt mit dem nachgeschärften Design tatsächlich so, als könne der Blutdruck endlich ein bisschen steigen.
Für den Antrieb stehen zum Start im nächsten April je vier Benziner und Diesel zur Wahl, die ein breiteres Leistungsspektrum abdecken: Los geht jetzt bei 115 PS und die Spitze markiert vorerst der Power-Diesel aus dem Passat, mit dem der Tiguan auf 240 PS kommt. Auch das dürfte das Blut ein bisschen in Wallung bringen.

… Offiziell noch eine Studie, aber längst für die Serie beschlossen, fährt er mit einem 1,4-Liter-Benziner, einem E-Motor und einem 13 kWh großen Lithium-Ionen-Akku, den man an der Steckdose laden kann …

Vernunft und Vergnügen gehen allerdings auch unter der Haube Hand in Hand. Denn während die Motoren stärker und das Fahrverhalten sportlicher wird, hat VW den Verbrauch im besten Fall um 24 Prozent gedrückt. Und das ist noch nicht alles. Sondern neben der sportlichen R-Line, dem Offroad-Paket und der zivilen Standard-Variante zeigen die Niedersachsen den Tiguan in Frankfurt auch als Plug-In-Hybriden. Offiziell noch eine Studie, aber längst für die Serie beschlossen, fährt er mit einem 1,4-Liter-Benziner, einem E-Motor und einem 13 kWh großen Lithium-Ionen-Akku, den man an der Steckdose laden kann. So kommt der Geländegänger auf eine Systemleistung von 218 PS, eine elektrische Reichweite von 50 Kilometern und einen Verbrauch von 1,9 Litern – sparsamer war bislang noch kein Geländewagen im VW-Konzern. Und wenn das Wetter gut ist, braucht er in der Theorie sogar noch weniger. Nicht umsonst haben die Entwickler ihm ein großes Solarfeld aufs Dach montiert, das auch während der Fahrt den Akku lädt.

Zwar sieht Entwicklungschef Heiz-Jakob Neußer im neuen Tiguan so etwas wie die moderne Interpretation des Vans, der Millionen von Autofahrern und deren Familien als idealer Begleiter durch den Geschäftlichen und privaten Alltag dient und nennt ihn „einen Allrounder der Neuzeit.“ Doch so viele Bedürfnisse der Wagen auch befriedigen mag, eine Auto für alle wird nicht mehr reichen. Sondern für VW markiert der Tiguan zugleich den Begin einer groß angelegten Gelände-Offensive, die im nächsten Jahr auch einen Tiguan XL mit sieben Sitzen und ein Tiguan Coupé bringen wird. Zumindest da ist der Golf fürs Grobe seinem Taufpaten ein Stück voraus.

Rainer Behounek

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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