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VW Up GTI: Jetzt geht’s up!

Jetzt geht’s up!

Der VW Up GTI

Der VW Golf I GTI ist mit den Jahrzehnten zu einer stets gern gesehenen Legende gereift. Die siebte Generation hat nun jedoch nicht mehr viel mit dem Kultboliden zu tun, ist der Golf doch mittlerweile drastisch gewachsen und längst nicht mehr so eckig wie früher – auch die Power spielt in einer ganz anderen Liga. Hier kommt der VW Up GTI ins Spiel, der die Werte des Golf I GTI in die Gegenwart holen will.

Text: Jakob Stantejsky
Gar so kantig wie Mitte der 70er geht es beim frechen Zwerg aus Wolfsburg natürlich nicht zu, aber in Ansätzen ist etwa die steil abfallende Hecklinie doch gut wiederzuerkennen. Beim Thema Leistung hingegen kuschelt sich der Up GTI ganz nah an seinen berühmten Urahnen: Mit 115 PS verfügt der Neuling über nur 5 Pferde mehr als der allererste Golf GTI, die allerdings ungefähr einen Zentner mehr an Automobil bewegen müssen – auch hier bleibt der Sprössling also recht eng am großen Vorbild. Wofür man 1975 allerdings noch vier Zylinder und 1,5 Liter Hubraum gebraucht hat, das schafft der Up heutzutage locker mit nur drei Töpfen und einem einsamen Liter. So wie hier gilt für das gesamte Auto: Im Geiste eng verwandt, doch in der technologischen Umsetzung liegen zeitbedingt Welten zwischen Golf I GTI und Up GTI.
Was mir an unserem Test-Springinkerl besonders gut gefällt, ist jedoch eine Art Schritt zurück. Denn unser Up GTI kommt ohne heutzutage übliches Infotainmentsystem mit Touchscreen aus, stattdessen gibt es ein kleines Display, das in schöner, simplistischer Qualität Radio, Einstellungen, etc. anzeigt, jedoch mit einigen darunterliegenden Tasten bedient wird – geht eigentlich fast genauso schnell wie per Touch und ist während des Fahrens deutlich intuitiver. Außerdem muss man deshalb auf Extras wie Bluetooth und Co. nicht verzichten und für das Handy bietet VW eine verstellbare Halterung, die dort Platz findet, wo bei vielen anderen Autos eben der Bildschirm steht. So hat man das Handynavi stets super im Blick und eigentlich nie das Gefühl, das einem irgendwas abgeht.

Das nostalgische GTI-Karierte auf den Sitzen erinnert auf sympathische Weise an die Ursprünge und ansonsten bietet das Interieur sowohl einen Haufen Platz (sogar hinten) als auch Wohlfühlfaktor. Während man sich über das Außendesign ja (zumindest mit so Manchem) streiten kann, lässt VW innen gar nichts anbrennen und so steht der Up sehr erwachsen und aufgeräumt da. Und ganz ehrlich: Dieses verschmitzt-freche Exterieur passt schon wie die Faust aufs Auge, daran gibt es nichts zu rütteln.
Zwei Wochen war ich mit dem Up GTI im Großstadteinsatz, wo er mit spontaner Sprintbereitschaft, Wendigkeit und Parkplatztauglichkeit eigentlich auf der kompletten ganzen Linie überzeugt. Überland stellt sich die Geschichte doch ein wenig anders dar. Zwar gibt es löblicherweise sechs Gänge im flüssig zu schaltenden Getriebe, wovon sich fast alle anderen Kleinwagen eine gehörige Scheibe abschneiden dürfen! Doch trotzdem wird es ab ungefähr 120 km/h penetrant laut und mit der Gemütlichkeit ist es ein wenig dahin. Man muss dem Up jedoch zugute halten, dass er dennoch kaum vibriert und auch bei hohen Geschwindigkeiten noch sauber anzieht – verstecken muss er sich auf der Autobahn sicher nicht. Genausowenig übrigens auf der Landstraße, wo man mit dem kleinen Flitzer fröhlich forsch durch die Gegend brettert und auch wenn man nichts so ganz und gar zerreißt, doch gute Laune bekommt.

In der Stadt ist der VW Up GTI eine echte Bank. Die 115 PS sind genau richtig, damit man ordentlich flott unterwegs ist, aber sich nicht ständig beim Überschreiten des Tempolimits und darauffolgendem in-Radarfallen-Hineintappen erwischt. Überland ist man beim kleinen GTI zwar auch gut aufgehoben, sollte aber keine Wunder erwarten und für wirklich lange Strecken dann vielleicht doch ein anderes Auto finden. Unterm Strich ist der Up GTI ein verdammt sympathisches Auto, das einen Haufen Spaß macht, ohne jedoch zum Gimmick zu verkommen – ganz im Gegenteil, der VW Up GTI bietet all jenen das perfekte Paket, die urban mobil sein und dennoch auf die gewisse Portion Freude nicht verzichten wollen.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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