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Audi A3 Limousine: Spießer oder Sportler?

Audi schickt den A3 in die Verlängerung. Denn kurz nach dem neuen Sportback bringen die Bayern zu Preisen ab 27.001 Euro (D) nach den Werksfreien auch die Limousine in den Handel. Um 15 Zentimeter auf  4,49 Meter gestreckt und knapp 900 Euro teurer als das Steilheck, will die kleinste Limousine im Zeichen der Ringe vor allem Chinesen und Amerikaner ködern und bei uns die eher konservative Kundschaft ansprechen.

Von Thomas Geiger

Dafür haben sich die Bayern beim Design mehr Zurückhaltung auferlegt als die Konkurrenz: Wo BMW mit dem Zweier den Agent Provocateur gibt und Mercedes mit dem CLA die Geister so gründlich scheidet, dass die Schwaben sicherheitshalber noch eine A-Klasse Limousine nachgereicht haben, wahrt Audi deshalb eine feine Balance aus Sportlichkeit, Chic und klassischer Linienführung, die zwar keinen spontanen Szenenapplaus auslöst, dafür aber auch niemanden verschreckt. Und eleganter und eiliger als der Plattform-Bruder Skoda Octavia – zumindest in Europa die einzige andere Stufenhecklimousine aus dem Modularen Querbaukasten des VW-Konzerns, ist der A3 mit seinen stark eingezogenen Flanken und den so betonten Kotflügeln allemal.

Zwar ändert sich die Silhouette, und natürlich muss man sich beim Beladen umstellen, weil die Klappe kleiner, das Fach darunter aber etwas größer ist. Denn wo der Sportback bis zur Rücklehne 380 Liter fasst, schluckt die Limousine 430 Liter. Doch darüber hinaus gibt es keine nennenswerten Unterschiede. Das gilt bei 2,64 Metern Radstand für die – nun ja – ausreichende Kopf- und Kniefreiheit im Fond genau wie für das Ambiente, das den Fahrer erwartet: Die Materialien des A3 sind ein wenig vornehmer als im Golf und die Verarbeitung ist wie immer tadellos. Und wo VW eine digitale Revolution angezettelt und bis auf ganz wenige Ausnahmen alle Schalter aus dem Cockpit verbannt hat, gibt sich Audi eher konservativ: Die Klimaanlage, die Scheinwerfer und die Fahrprofilregelung bedient man auch künftig mit konventionellen Tastern. Im Sportback mag das stören, zur Limousine passt  es sogar besser.

Die Motoren sind ebenfalls für alle Karosserievarianten gleich: Zum Start gibt es den A3 als 1.5 TFSI mit einem 150 PS starken Benziner sowie einem 2.0 TDI, der 116 PS oder 150 PS leistet. Wenig später folgen ein 1.0 TFSI mit drei Zylindern und 110 PS für das Basis-Modell sowie der 1,5-Liter als Mild-Hybrid. Dabei will es Audi freilich nicht bewenden lassen. Sondern es soll mehr Diesel und Benziner geben und womöglich auch den für den Sportback fest eingeplanten Plug-In-Hybriden. Außerdem gesellen sich zu den Fronttrieblern in der Startaufstellung bald wieder die ersten Quattros. Und natürlich stehen auch der S3 mit um die 300 und der RS3 mit etwa 400 PS auf dem Plan.

Egal mit welchem Motor aus der Startaufstellung man unterwegs ist, fühlt sich der A3 längst nicht mehr nach Kompaktklasse an: Das elektronisch geregelte Fahrwerk verbindlich, aber auch im Sportmodus noch versöhnlich, die mit wachsendem Einschlag immer direktere Lenkung und die gut gedämmten Motoren beamen die Insassen in die Mittelklasse und wenn es hinten etwas geräumiger zugehen würde, könnte man sich auch in einem A4 oder gar A6 wähnen.  

Gleichzeitig rüstet Audi bei den Assistenten auf: Das Licht wird schlauer, der adaptive Fahrassistent hält Spur und Abstand bis 210 km/h und bremst DSG-Modelle wie Handschalter im Stopp-and-Go-Verkehr bis zum Stillstand und genau wie der Golf kommuniziert der A3 mit der Infrastruktur sowie den umgebenden Autos und erweitert so seinen Horizont.

Zwar hat Audi mit dem A3 noch viel vor. Doch in den Himmel wachsen die Pläne der Bayern für den Kompakten nicht mehr – und das kann man wörtlich nehmen: Das Cabrio wird es künftig nicht mehr geben.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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