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Audi AI:Trail – Weltall oder Wochenende?

Wenn Audi-Designchef Marc Lichte sich mal entspannen möchte, dann fährt er mit seinem alten Porsche 911 von Ingolstadt aus eine Runde durchs Altmühltal. Doch seinen Kunden bietet er bald größere Abenteuer an. Denn mit einem neuen Freizeitfahrzeug für die ferne Zukunft schickt Lichte den Audi-Fahrer von Übermorgen ins Weltall oder zumindest für ein Wochenende in Feld, Wald und Wiesen. Das jedenfalls ist die Aussicht, mit der die Studie AI:Trail in Frankfurt um Aufmerksamkeit buhlt. Sie ist das vierte Modell in einem Zyklus, der vor zwei Jahren auf der Messe begonnen hat und die Zeit vorwegnehmen soll, in der man Autos nicht mehr kauft, sondern je nach Einsatzzweck vorübergehend ausleiht, erläutert Lichte. „Dann muss ein Auto weniger Kompromisse machen und kann naturgemäß etwas extremer werden“, verteidigt er das spektakuläre Design des Showcars.

Von Thomas Geiger

Schließlich sieht der 4,15 Meter lange und 2,15 Meter breite Viersitzer mit seiner großflächig verglasten Kabine aus, als hätte man die Kanzel eines Überschall-Hubschraubers auf vier grobstollige, weitgehend freistehende Räder gesetzt. Aber das fängt nicht nur den Blick der Messegäste, sondern ermöglicht auch den Insassen ganz neue Ausblicke, verspricht der Designer: Man fühlt sich luftig und leicht, wird nicht eingeengt und kann durch die ausgestellten Seitenscheiben oder den verglasten Bug auf die Fahrbahn sehen – gerade im Gelände ein unschlagbarer Vorteil.

Aber im AI:Trail kann man sogar um die Ecke schauen. Denn wo andere Geländewagen allenfalls Suchscheinwerfer haben, steigen von der Studie bei Bedarf zwei Drohnen auf, die mit LED-Strahlern und Kameras bestückt sind. Sie übernehmen damit nicht nur die Funktion des Fernlichts, sondern werden buchstäblich zu Spähern und Kundschaften den Weg aus.

Die Drohnen sind nicht das einzige Gimmick aus der Abteilung pfiffig, aber unrealistisch. Sondern statt Becherhaltern gibt es edle Trinkflaschen, anstelle des Rückspiegels montiert Audi ein Fernglas am Dachhimmel und weil man bei solchen Touren oft nur zu zweit unterwegs ist, dafür aber vielleicht mehr Platz braucht, sind im Fond zwei Stoffsitze vorgesehen, die bei Bedarf wie eine Hängematte in die Karosserie gespannt werden oder ansonsten beim Picknick in den Büschen als Sitzgelegenheit dienen können.

Angetrieben wird der auf der Straße auf Wunsch weitgehend autonome und im Gelände stark unterstützende AI:Trail dabei von vier nah an den Rädern montierten E-Motoren, die auf 435 PS kommen bis zu 1.000 Nm auf die Fahrbahn bringen.

Zwar hat Audi die Höchstgeschwindigkeit auf 130 km/h limitiert, um irgendwie auf eine vernünftige Reichweite zu kommen. Doch bisweilen sollte man einen kritischen Blick auf das Display seines mit dem Fahrzeug vernetzten Handys werfen, wenn das Abenteuer nicht ungeplant länger dauern soll. Denn mehr als 400 bis 500 Kilometer sind aus den Akkus nicht zu quetschen, und während das Ladenetz in der Zivilisation so langsam wächst, sucht man in Feld, Wald und Wiese noch vergebens nach einer Steckdose. Und im Weltall sowieso.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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