Schon vor einigen Wochen, als die ersten Autofabriken geschlossen werden mussten, kündigten einige Hersteller an, ihre Kapazitäten stattdessen für medizinisches Gerät einzusetzen. Mittlerweile produziert man diverse Ausrüstung für den Kampf gegen Corona. Wir haben uns angeschaut, wer eigentlich was baut.
Text: Jakob Stantejsky / Fotos: Hersteller
Besonders schnell und medienwirksam war natürlich Tesla unterwegs. Rasch kündigten die Amerikaner an, aus Bauteilen ihrer Elektroautos Beatmungsgeräte herstellen zu wollen. Im Video unten erklärt ein Mitarbeiter schön anschaulich, wie dieses Unterfangen funktioniert. Eines sei jedoch vorausgeschickt: Viele Hersteller haben Beatmungsgeräte angekündigt, es handelt sich allerdings verständlicherweise nicht um die stationären Teile, mit denen ein Mensch mehrere Tage lang am Leben gehalten werden kann. Das ist insofern logisch, als dass solche Geräte höchst spezielle Werkzeuge sind, deren Produktion und Bedienung Einschulung und Expertise bedarf. Es wäre also völlig irrational, von den Autoherstellern zu erwarten, diese Dinger mit ein paar Wochen Vorlaufzeiten rauszupumpen. In der Regel handelt es sich also um mobile Beatmungsgeräte, die etwa in einem Krankenwagen verwendet werden. Die sind natürlich auch wichtig, Intensivpatienten, die tagelang auf frische Atemluft angewiesen sind, können damit aber nicht dauerhaft versorgt werden. Dennoch leisten viele Autohersteller einen ziemlich coolen Beitrag, egal ob mit Schutzmasken oder Beatmungsausrüstung.
Der VW-Konzern etwa produziert mit seinen 3D-Druckern Schutzausrüstung für Spitalspersonal, wie beispielsweise Gesichtsmasken. Daran beteiligt sich nicht nur Wolfsburg, sondern auch Audi, Porsche, Bentley, Bugatti und MAN haben ihre Drucker angeworfen. Unten zu sehen sind etwa Halterungen für Gesichtsschilde von VW Motorsport.
Auch Toyota hilft mit in puncto Gesichtsschutz und baut ebenfalls Schilde, ebenso wie der NASCAR-Verband. Bei diesen Teilen handelt es sich zwar nicht um die ultrakomplexen Geräte, aber in Zeiten wie diesen wird jede Form von Schutz eben dringend gebraucht – weltweit.
Lamborghini beschränkt sich nicht nur auch Schutzschilde, sondern fertigt in der hauseigenen Polsterei per Nähmaschine auch Schutzmasken an. Rund 1.000 Stück werden täglich in Sant’Agata produziert und gehen in der Folge an Krankenhäuser.
Da lässt man sich in Maranello natürlich nicht lumpen und trägt ebenfalls fleißig bei – der gesündeste Konkurrenzkampf aller Zeiten, sozusagen. Hier fertigt Ferrari sowohl Ventile für Beatmungsgeräte als auch Teile für Schutzausrüstung an. Natürlich mit Ferrari-Emblem. Man will ja ordentlich flexen können auf der Intensivstation.
Ford geht noch einen Schritt weiter und tut sich mit 3M zusammen. Dabei liefert Ford Gebläsemotoren, die sonst in den Sitzen des F-150 zum Einsatz kommen. Die dienen dann als Luftpumpen für luftreinigende Atemschutzgeräte namens PAPRs. So Darth Vader-Style.
Damit aber nicht genug. Nebenher haben die Amerikaner auch noch Beatmungsgeräte entwickelt, die nicht mit Strom, sondern mit Druckluft betrieben werden. Die Teile sollen außerdem besonders einfach zu bedienen und vielfältig einsetzbar sein. Nicht schlecht, Herr Specht!
Generell sind die Amerikaner recht aktiv. Auch GM fertigt derzeit fleißig Beatmungsgeräte in einer Fabrik – in Indien – an. Entworfen wurden sie von Ventec Life Systems, die VOCSN-Geräte sind dank Batterien mobil und können bis zu neun Stunden durchgehend Atemluft spenden.
In unseren Breitengraden weniger bekannt ist BYD, ein chinesischer Elektroautohersteller. Die Asiaten haben fünf Millionen Schutzmasken und 300.000 Flaschen Desinfektionsmittel als Ziel ausgegeben – und zwar täglich!
Sogar die Scuderia Cameron Glickenhaus, bekannt für ihre ultra-exklusiven Hypercars, meldet sich zu Wort. Die Amerikaner wollen Universalfilter in Vollvisier-Tauchmasken einarbeiten und so Not-Masken bauen. Vielleicht nicht die eleganteste Lösung, aber bei den knappen Beständen überall hilft jede praktikable Idee. Und auch wenn die Autohersteller die Welt nicht vor Corona retten können … ihre Hilfbereitschaft ist definitiv eindrucksvoll.