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Behaunskis Tagebuch – Aus der Raum?

Behaunski über das automobile Artensterben

Die Fahrzeug-Klassen verschwimmen, die Modelle rücken zusammen oder verschmelzen gar. Eine Gattung scheint da langfristig auf der Strecke zu bleiben: Der Van.

Text: Rainer Behaunski

Rest in Peace Mazda5 oder Mitsubishi Grandis. Willkommen neuer Renault Espace und BMW 2er Active Tourer. Manche gehen, andere kommen, doch der klassische Van – groß, geräumig, unauffällig und familienfreundlich – scheint an Bedeutung zu verlieren.

Der Renault Espace ist doch ein gutes Beispiel dafür. Crossover- und SUV-Modelle gehen weg wie die warme Semmel, das weiß auch Renault. Bis zum April wurde der kleine Captur über 1.000 mal verkauft, der größere Kadjar 830 mal. Warum nicht einfach den bewährten Namen mit einem neuen Aufbau verbinden? Fertig ist der Crossover-Van, der fesch aussieht und innen mehr als geräumig ist, trotzdem: Ein klassischer Van ist er nicht mehr. Glaubt Renault selbst nicht dran, dass ein reiner Familienaufbau noch absatzfähig ist?

Der 2er Active Tourer von BMW ist auch nicht wirklich der klassische Van. Die Bayern wissen um die platte Strahlkraft einer Familienkutsche Bescheid, weshalb der 2er auch im Vergleich zu anderen Vans sportlich aussieht und mit 231 PS über genug Leistung verfügt, um nicht gleich bei den Tennis/Golf-Kumpels als Windelchauffeur abgestempelt zu werden… sondern erst später.

Der ideale Van (meiner Meinung nach) ist da noch immer der Opel Zafira. Gut, der Name wurde jetzt um das „Tourer“ erweitert, für mich bleibt er der Zafira. Das geniale Sitzsystem – zwei Sitze lassen sich spielend im Kofferraumboden verstauen und ebenso leicht hervorholen – der üppige Raum vorne wie hinten und alle Annehmlichkeiten, die die Familie braucht (in erster Linie Ablageflächen) machen ihn zum vielleicht letzten Kämpfer für entspannte Urlaubsreisen.

Vielleicht gehört das ja so. Vielleicht müssen sich manche Segmente weiterentwicklen. Vielleicht ändern sich auch die Bedürfnisse mancher AutokäuferInnen. Derzeit sieht es ja so aus, als würden beim SUV alle Fäden zusammenlaufen: SUV-Coupé, SUV-Cabrio, zweitürige SUVs oder auch Sport-SUVs mit 600 PS. Wenn Sie mich fragen, gibt es die Fülle an SUV-Varianten nur deshalb, weil wir doch alle gerne einen auf Abenteurer machen würden, uns aber neben Status-Updates, Serienmarathons und Chai-Latte mit Tofu-Streusel keine Zeit dafür bleibt. Viel einfacher ist es doch, in die Garage zu gehen und in eine Karre einzusteigen, die könnte, wenn sie wollte… oder dürfte. Das wirkt stark und mächtig. Und „stark“ und „mächtig“ haben wir noch in keiner Van-Broschüre gelesen.

Rainer Behounek

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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