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BMW Z4: Hetzjagd im Gleitflug

Hetzjagd im Gleitflug

Der BMW Z4 im Test

Der BMW Z4 schlägt zurück! Nachdem der Vorgänger oftmals als zu brav abgetan wurde, will die neue Generation beweisen, dass das Cabrio auch rabiat sein kann. Aber kann es das denn wirklich? Oder heißt es statt Hetzjagd wieder nur Gleitflug für alle Open Air-Enthusiasten?

Text: Jakob Stantejsky
Schön knackig ist er geworden, der neue Z4. Im Vergleich zum Technikbruder Toyota Supra übt sich das Blechkleid zwar in vornehmer Zurückhaltung, bringt die aber an die Grenze der Perfektion. Das zurzeit schönste Heck im BMW-Portfolio gepaart mit einer schneidigen Seitenansicht und einer anfangs leicht eigenwilligen, aber dann umso charmanteren Front ergibt zwar keinen aggressiven Raufbold, aber dafür einen coolen Jungspund. Innendrin ist alles typisch BMW: Hübsche Materialien, ein modernes, aber nicht futuristisches Cockpit und natürlich viel Komfort in jeder Hinsicht. Man könnte ihn eigentlich für langstreckentauglich halten, den Z4.
Spoiler: Das ist er auch. Nach einer ordentlichen Wochenendausfahrt mit knapp 600 Kilometern Autobahn am Stück zwickt und zwackt es nicht nur nirgends, sondern auch die Ohren zeigen sich angenehm entspannt. Flüsterleise geht es bei 180 auf der deutschen Autobahn natürlich nicht zu, aber wie auch – mit einem Fetzendachl. Doch die Sitze sind angenehm und das sportliche Fahrwerk macht sich zwar von Zeit zu Zeit bemerkbar, heftige Stöße bleiben aber aus. Dieselbe Fahrt in einem Mazda MX-5 gleicht da schon eher einer Thai-Massage – das sage ich aus Erfahrung. Nur dass der Masseur auch noch ein halbes Kilo Speed eingeworfen hat. Entspannt und ausgeruht kommt man also mit dem BMW Z4 nach stundenlangem Gleitflug an seinem Ziel an – wenn man das möchte.
Denn auf der Landstraße bleckt er gern die Zähne, sofern der Fahrer das wünscht. Im Sportmodus wird man dann doch ganz gut geschüttelt und ist total gerührt, wenn sich der Z4 in die Kurven beißt. Anders als andere Sportwagen nimmt einen das Münchner Cabrio nicht gefangen auf einer Reise zu Blut, Schweiß und (Freuden-)Tränen, sondern bleibt solange locker, wie es der Steuermann wünscht. Auf der Ausfahrt zum sonntäglichen Brunch mit der Liebsten ist alles entspannt. Und direkt auf der Rückfahrt kann man sich das Verspeiste dann nochmal durch den Kopf gehen lassen, während man mit einem Affenzahn von Kurvenscheitel zu Kurvenscheitel sprintet. Aber eben nur falls man das so möchte.

Die Straßenlage ist vom Feinsten, wenn auch nicht mit der allerletzten Brutalität gesegnet, und man verzehrt sich schon fast nach dem M40i mit seinen sechs Zylindern und 340 PS. Es dürfte auch gerne gleich ein Z4 M sein. Wir waren nämlich in der Einsteigervariante unterwegs, dem 20i mit 197 Rossen und vier Töpfen. Macht definitiv Spaß, aber ein bisschen mehr Rowdytum könnten wir dann doch vertragen. Die goldene Mitte für all jene, die gern können, aber nicht müssen wollen, füllt der 258 PS-ige Vierzylinder 30i sicher gut aus – zumindest denken wir uns das so.
Auch wenn er rein leistungstechnisch den letzten Punch vermissen lässt, der ihn zum astreinen Sportler machen würde, hat uns der BMW Z4 recht ordentlich beglückt. In der Kurve liegt er wie ein Gott in Frankreich – also genau in seinem Element, aber doch noch auf der relaxten Seite. Sein Flair verströmt er fleißig nach innen und außen. Die knapp 200 Pferde bieten auch absolut genug Power, aber wir hätten dann manchmal doch gerne ein bisschen zu viel Kraft unter der Haube. Ist unvernünftig, schon klar. Aber so ist das eben mit Sportwagen. Als 20i gleitet der Z4 wie ein heißes Messer durch warme Butter und wenn er heitzen soll, dann macht er auch engagiert mit. Es handelt sich um die Variante für Genießer. Jene für Kämpfer hat ein M im Namen. Doch egal ob Gleitflug oder Hetzjagd – der neue BMW Z4 etabliert sich als vollwertiges Sport-Cabrio.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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