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BMW Z4: Nichts für Langschläfer

Nichts für Langschläfer

Der neue BMW Z4

BMW-Fahrer sollten schon langsam den Wecker stellen und sich an kurze Nächte gewöhnen. Denn wenn die Bayern im Frühjahr endlich die nächste Generation des Z4 an den Start bringen, werden Open-Air-Freunde öfter mal früher aus müssen: „Wir haben ein Auto für die einsamen Landstraßen eines Sonntagmorgens gebaut und keines für die Kaffeefahrten am Nachmittag,“ sagt Jos van As, der die Fahrdynamik-Entwicklung bei den Bayern verantwortet und zu einer ersten Testfahrt mit den letzten Prototypen bittet: War der Z4 zuletzt ein weichgespültes Schönwetterauto, soll daraus künftig ein waschechter Sportwagen werden, der sich eher nach dem Porsche 718 streckt, als zum Audi TT oder Mercedes SLC zu schielen.

Von Thomas Geiger
Dafür haben die Entwickler den bei Magna in Graz gebauten Zweisitzer nicht nur auf eine neue Plattform gestellt und so die Proportionen verändert, sondern auch das Fahrwerk aufwändiger konstruiert: Eine deutlich breitere Spur und ein kürzerer Radstand sorgen zusammen mit einem Zentner weniger Gewicht für die nötige Agilität und eine variable Sportlenkung, adaptive Dämpfer sowie ein elektronisch geregeltes Differential an der Hinterachse für die optimale Kontrolle.
Während der Z4 im Komfort-Modus noch immer den bequemen Cruiser gibt, wird er damit in den anderen Set-Ups zu einem leidenschaftlichen Kurvenräuber, der einen freudvollen Kampf mit den Grenzen der Fahrphysik ausficht und die Landstraße zur Lustmeile macht: Die Lenkung präzise und das Gaspedal gierig, so schneidet man über die Strecke, gibt mit Hand und Fuß die Richtung vor und kommt aus dem Grinsen kaum mehr heraus – zumindest wenn man Sonntagmorgens unterwegs ist und noch keine Kaffeefahrer auf der Straße sind.
Die Musik zu diesem Roadmovie spielt zunächst der drei Liter große Sechszylinder mit Genen aus Garching, der den Zweisitzer zum M40i macht: 350 PS und 500 Nm dürften für einen Sprintwert deutlich unter fünf Sekunden reichen und die 250 Sachen zu einer reinen Formalität machen. Und wer die Achtgang-Automatik aus München kennt, der weiß, dass es dem Wagen auch an Elastizität beim Zwischenspurt nicht mangeln wird. Mit jeder Runde auf dem Testgelände marschieren die Mundwinkel deshalb weiter zu den Ohrläppchen und spätestens, wenn sich die Schallklappen im Sportauspuff öffnen, wissen auch die Nachbarn, welchen Spaß man gerade hat.
Dummerweise wird sich BMW diesen Spaß teuer bezahlen lassen. Denn für unter 60.000 Euro dürfte der Z4 M40i kaum zu haben sein. Aber wer etwas Geduld hat, muss nicht ganz so tief in die Tasche greifen. Schließlich wird es den Roadster im Lauf des nächsten Sommers auch als Vierzylinder bis hinab zu etwa 200 PS geben, so dass der Preis in die Nähe von 40.000 Euro fallen dürfte.
Der Wechsel vom Gleiter zum Fighter ist aber nicht die einzige Änderung, die BMW beim Genrationswechsel macht. Sondern zugleich haben die Bayern Form und Format neu justiert: Der Z4 ist acht Zentimeter länger und sieben Zentimeter breiter geworden, er sieht genau wie die Studie vor Jahresfrist in Pebble Beach viel bulliger und schnittiger aus und trägt zwischen den schmalen Scheinwerfern erstmals eine Niere mit Gitteroptik statt Längsstreben. Er bekommt ein moderneres Cockpit und ein zeitgemäßes Infotainment-System, die nicht mehr eine halbe Generation hinterherhinken, und wird als erster seiner Art mit einem vollwertigen Head-Up-Display angeboten. Und vor allem findet er beim Dach zurück zur alten Schule: Nachdem der letzte Z4 noch mit einer hässlichen Hartschale daherkam und sich beim Öffnen Ewigkeiten bitten ließ, startet der neue wieder mit einer Stoffmütze. Die sieht nicht nur besser aus als bisher, sondern ist auch praktischer. Bis Tempo 50 öffnet und schließt sie binnen zehn Sekunden auch während der Fahrt und der Kofferraum fasst so oder so 265 Liter und damit deutlich mehr als beim letzten Roadster in der Sonnenstellung.
Aber wer dem Hardtop hinterherweint, den bitten die Bayern nur um ein klein wenig Geduld und schicken ihn schweren Herzens zur Konkurrenz. Schließlich liefert BMW die Basis für die neue Generation des Toyota Supra, der kurz nach dem Z4 von den gleichen Magna-Bändern läuft– als klassisches Coupé.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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