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Citroen C4 Cactus: Rollenbewusstsein

Kein Spagat

Citroen C4 Cactus: Rollenbewusstsein

Jogger kennen das Problem: Die Musik macht das Tempo. Ganz ähnlich ist das auch beim Autofahren – außer du sitzt im Citroen C4 Cactus.

Text: Maximilian Barcelli

Also wir haben da jetzt keine wissenschaftliche Studie durchgeführt. Aber manch einer wird das wohl auch kennen: Ruhige Töne führen zu einem ruhigen Gemüt, das einen kultiviert und bequem durch den Verkehr gleiten lässt. Motivierende Musik – für den einen Halt die Fresse-Rap, für den anderen Bum-Bum-Techno – erwirken hingegen oft das Gegenteil: Sie animiert irgendwie zum schneller fahren.
Im Citroen C4 Cactus aber, kannst du noch so ballernde Mucke anmachen, man bleibt gelassen. Hat quasi sein inneres Qi gefunden – was immer das auch heißen mag. Jedenfalls hat der Franzosen einen derartig gutmütigen und gemütlichen Charakter, wie nur wenige Fahrzeuge. Das liegt natürlich primär an der Federung. Die neuste Generation des Citroen C4 Cactus – die eigentlich nur ein Facelift, aber ein sehr umfassendes ist – setzt auf eine Federung mit „progressivem hydraulischem Anschlag“. Heißt: Zusätzlich zu einem Stoßdämpfer, einer Feder und einem mechanischen Anschlag bereichern auch zwei hydraulische Anschläge die Federung.
Das Ergebnis? Sagenhaft. Einsame Spitze im Segment. Mit einem derart sanften Fahrerlebnis können eigentlich nur Automobile, die in zwei, drei Ligen höher spielen, aufwarten. Für die zahlt man aber auch das zwei-, dreifache. Unser Citroen C4 Cactus hingegen kommt mit 110 PS, einer gemütlichen 6-Gang-Wandlerautomatik und einer üppigen Ausstattung auf rund 25.000 Euro. Dafür gibt’s einen bequemen Gleiter, der dank soliden 358 Liter Kofferraumvolumen und – für die nur 4,17 Meter Auto – ansehnlichen Platzverhältnisse ein perfekter Gefährte für die nicht allzu große Familie ist.
Zum hohen Fahrkomfort trägt allerdings nicht nur die Federung bei. Auch das Gestühl auf denen Passagiere und Fahrer ihr Gesäß einstweilen lagern, strotzt nur so von Bequemlichkeit – zum Leiden des Seitenhalts. Aber der ist im Citroen C4 Cacuts quasi eh nie von Nöten, also lieber so als so. Wo wir schon im Innenraum angekommen sind: Der wirkt sehr verspielt und ist vor allem in diesem Lila wohl eher etwas für Exzentriker.
Dass der Citroen ein bisserl anders als die anderen ist, verrät aber schon das Exterieur. Der Franzose ist der Lachs unter den Automobilen: Entgegen dem Sportlichkeits-Trend, der sich zumeist sowieso nur aufs Optische beschränkt, schaut der C4 Cactus irgendwie schon fast knuffig aus. Böse Zungen würden ihm wohl das Adjektiv pummelig umhängen. Die Leuchten bestätigen als Ausnahme die Regel: An der Front verschmelzen sie stilvoll mit dem falschen Kühlergrill und am Heck erinnern sie, nun ja, an Range Rover. Beide jedoch wirken dynamisch, beinahe aggressiv. Unsereins kann sich grundsätzlich mit dem erfrischenden Design anfreunden. Auch wenn uns die prominenten Airpumps des Vorgängers etwas fehlen – doch die waren offensichtlich schon zu exzentrisch.
Zur ganzen Gemütlichkeit, die dieses Fahrzeug mittels Federung, Motor, Getriebe und Interieur als oberstes Gut hält, gesellt sich eine wirklich sehr leichtgängige Lenkung. Bei anderen Fahrzeugen würden wir diese vielleicht als gefühlslos oder viel zu indirekt betiteln. Im Citroen C4 Cactus passt sie wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Und das ist überhaupt so eine Sache, die wir am Franzosen schätzen: Er versucht sich nicht im irrsinnigen Spagat und verzichtet darauf, alle Stücke spielen zu wollen. Der Citroen C4 Cactus ist sich seiner Rolle als gemütlicher Geselle bewusst – und in dieser brilliert er wie kein anderer.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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