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Cupra Ateca: Attacke!

Attacke!

Der brandneue Cupra Ateca

Sie haben sich aus dem Tal der Tränen heraus gearbeitet und schreiben endlich wieder schwarze Zahlen. Und für ihr Design werden sie allenthalben gefeiert. Doch gibt sich Firmenchef Luca de Meo bei der Stärke seiner Marke keinen Illusionen hin: Seat ist ein Volumenhersteller und verkauft bezahlbare Autos. Im Prinzip ist das kein schlechter Ansatz, immerhin hat die spanische VW-Tochter zurück in die Gewinnzone gebracht. Doch weiß de Meo auch, dass er so einen gewissen Kundenkreis nicht erreichen kann, selbst wenn er dafür die richtigen Produkte hätte: „Für mache sind wir einfach zu profan“, hat er erkannt und zur  Lösung dieses Problems das bisherige Sportabzeichen Cupra zu einer eigenen Marke geadelt. Mit eigenem Logo und eigenem Vertriebskonzept proben die potenten Sportmodelle den Aufstieg und sollen so auch die Besserverdiener ansprechen, denen ein Seat bislang zu popelig war.  Den Anfang machen die Spanier mit eine Modell, das gleichermaßen passend wie unpassend ist. Dem Ateca, der im Dezember zu Preisen ab 42.850 Euro in den Handel kommt und bei 100 ausgewählten Vertriebspartnern in einer speziellen Cupra-Corner stehen wird.

Von Thomas Geiger
Der Ateca passt, weil der verführerische Bruder des Tiguan das meistverkaufte Modell der Spanier ist und als SUV auf entsprechend großes Interesse stoßen wird. Und er passt nicht, weil ein SUV den Sport zwar im Namen, aber nicht in den Genen trägt und man einen aufgebockten Kompakten noch so weit tieferlegen und tunen kann, ohne dass aus ihm ein echter Sportwagen wird.

Doch die Spanier geben sich zumindest redlich Mühe: Für einen Aufschlag von rund 10.000 Euro auf das bislang teuerste Modell in der Palette gibt es im Tausch gegen das alte Seat-Gesicht nicht nur einen anderen Kühlergrill mit einem neuen, kupferfarbenen Logo, das entfernt am eine Stammestätowierung bei einem wilden Buschvolk erinnert, neue Schweller an der Seite und eine Schürze mit vier Endrohren am Heck. Sondern vor allem gibt es einen neuen Motor. Der hat zwar auch nur vier Zylinder und 2,0 Liter Hubraum, leistet aber statt der bislang maximal 150 immerhin 300 PS und geht mit bis zu 400 Nm zu Werke. Das reicht für einen Sprint von 0 auf 100 in 5,2 Sekunden und für einen Top-Speed, der mit 247 km/h zumindest gerade so am Sportwagen-Standard von 250 Sachen kratzt.
Damit der Ateca nicht nur auf der Geraden schnell ist, hat Seat den Cupra einen Zentimeter tiefer gelegt, mit adaptiven Dämpfern und einem elektronischen Differential an der Hinterachse ausgestattet. Wenn man damit ins sportliche Fahrprofil wechselt, lernt man zwar schnell, weshalb die Sitze im Cupra etwas tiefer ausgeschnitten sind als im Seat. Doch so tapfer sich der 1,6-Tonner um die Ecken quält und so gut die Dämpfer den Aufbau stützen, damit die Fuhre nicht ins Wanken gerät, wird aus einem SUV so kein Sportwagen.

Deshalb ist es gut, dass die Spanier auch am anderen Ende der Skala gearbeitet haben, das komfortable Setup soft genug ist für die Langstrecke und dass es zur Leistung auch ein bisschen Luxus gibt. Dann nämlich muss sich der Ateca nicht nur gegen die Power-Modelle für die Pampa beweisen, sondern fährt plötzlich gegen Premium-Konkurrenzen wie einen Audi Q3 oder einen BMW X1 – und macht dabei viel mehr Punkte als auf der Rennstrecke.
Und für all jene, die Cupra tatsächlich mit Cup-Racer übersetzen und es deshalb besonders stramm, schnell und sportlich mögen, hat Luca de Meo gleich zweimal Trost. Zum einen gibt es von Cupra tatsächlich auch Rennwagen, die zwar ohne Straßenzulassung, dafür aber wirklich sportlich sind. Und zum anderen kommt ja bald ein neuer Leon, bei dem schon die Basis deutlich sportlicher ist als beim Ateca. Spätestens da sollte die neue Marke dann ihr Versprechen einlösen können.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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