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Gegen den Strom

Elektrisch unterstützter Antriebsstrang und SUV-Karosserie: Der Mitsubishi Outlander PHEV liegt voll im Trend – und ist doch ­erfrischend anders.

Text: Maximilian Barcelli / Fotos: Eryk Kepski

Das beginnt schon bei der Komponente des Antriebsstrangs, die dafür verantwortlich ist, dass sich der Ruhepuls während der Langstreckenfahrt auf medizinisch akzeptablem Niveau hält: dem Verbrennungsmotor. Der hat einen für heutige Verhältnisse ­gigantischen Hubraum (2,4 Liter auf vier Zylinder). Was wohl auch damit zu tun hat, dass er nach dem Atkinson-Zyklus werkelt, zumindest, wenn nicht allzu viele von den 211 Nm parat stehen. Die Technik dahinter: Die Einlassventile schließen erst sehr spät, da ist der Kolben schon wieder unterwegs nach oben. Der Effekt: Man spart Sprit.

So zumindest in der Theorie. Die Praxis sieht etwas anders aus, insbesondere auf der Langstrecke, wo sich die Mit­arbeit der E-Motoren auf Ver­zögerungsstreifen und Baustellen beschränkt. Immerhin, von letzteren gab’s ja im Sommer genug. Allerdings nicht genug, um den Durchschnittsverbrauch auf ­unter zehn Liter zu drücken. Fair enough: Beim Outlander – falls Sie es an den Bildern noch nicht erkannt haben sollten – handelt es sich um kein kleines Auto, und der duale Antriebsstrang drückt zusätzlich auf die Waage. Wobei rund 1,9 Tonnen schon in Ordnung gehen. Doch unterm Strich macht ein Plug-­in-Hybrid – das ist beim Outlander, so anders er grundsätzlich sein mag, eben doch auch gleich – nun mal dann Sinn, wenn die Strecken überwiegend kurz sind und man ihn regelmäßig lädt. Und weil regelmäßig laden im Falle des Mitsubishis alle 45 Kilometer bedeutet – so weit kommt der ­leise Riese nämlich rein elek­trisch –, empfiehlt sich eine ­Lademöglichkeit in der Arbeit. Oder ein eigenes Haus samt Garage. Aber das empfiehlt sich sowieso immer. Sie wissen schon: Alters­armut und so was. Jedenfalls: Ganz PHEV-like spielt der Outlander sein Trumpf-Ass vor allem in der Stadt aus. Die beiden Elektromotoren beliefern jeweils eine Achse mit 82 (vorne) respektive 95 PS (hinten). Und da das rein elektrische Spitzentempo 135 km/h beträgt, kann auch der auf die Autobahn angewiesene Semi-Städter emissionsfrei ­pendeln.

Dass wir der Langstrecke hier dennoch so viel Platz zugestanden haben, obwohl sie nicht ­gerade die Paradedisziplin der Plug-in-Hybriden ist, liegt daran, dass der Mitsubishi Outlander PHEV mit einer fabelhaften Geräuschdämmung und einem komfortabel abgestimmten Fahrwerk doch für einen hohen Wohlfühlfaktor sorgt. Den torpediert nicht einmal der 43 Liter große Tank. Denn über 400 Kilometer sollte man ohnehin nicht am Stück ­abspulen. Dieser Faktor wird zusätzlich vom Platzangebot einer Singlewohnung potenziert. Außerdem thront man auf gemütlichem, luxuriösem Ledergestühl, zumindest, wenn man bereit ist, etwas tiefer ins Börsel zu greifen. Zwar bieten diese Sitze im Gegenzug wenig Seitenhalt, der ist im Outlander aber sowieso vernachlässigbar. Denn erfrischend anders, wie eingangs erwähnt, ist vor allem das Fahrgefühl. Hier wird kein hochgebauter Kombi bewegt, der alles daran setzt, so wenig wie möglich wie ein ­Geländewagen zu fahren. Im Outlander kommt mit der weichen Abstimmung – gilt beispielsweise auch für die Lenkung – richtig Offroadfeeling auf. Schmeckt alles verdammt nach Freiheit und den guten, alten Zeiten.

Allerdings nur so lange, bis der (mal abgesehen vom Infotainmentsystem) hochmoderne Mitsubishi Outlander PHEV an der Steckdose hängt und für die nächsten 45 emissionsfreien Kilometer „auftankt“. Die Zukunft macht nämlich auch nicht vor Mitsubishi halt – und das schon seit 2013 nicht. Seitdem gibt es den Outlander nämlich schon als Plug-in-Hybrid, was ihn übrigens zum ersten PHEV-SUV aller ­Zeiten machte.

Mitsubishi Outlander PHEV
Hubraum: 2.360 ccm
Leistung: 224 PS
Verbrauch: 2 Liter
Drehmoment: 332 nm
Beschleunigung: 0–100: 10,5 s
Spitze: 170 km/h, rein elektrisch: 135 km/h
Gewicht: 1.890 kg
Preis: ab 39.995 Euro

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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