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Honda CR-V Hybrid: Ich habe heute leider kein Getriebe für dich!

Honda CR-V Hybrid

Ich habe heute leider kein Getriebe für dich!

Der Honda CR-V Hybrid hat kein Getriebe – und das macht sich auch bemerkbar. Positiv in der Stadt, negativ auf der Autobahn.

Text: Maximilian Barcelli

Zugegeben, auf der Autobahn Kilometer runterspulen ist grundsätzlich nicht die Paradedisziplin von Hybriden. Der CR-V stellt da keine Ausnahme da. Im Grunde schleppt man nur mehr Gewicht mit und dass das Nicht-Getriebe die Drehzahlen relativ hochhält, beeinflusst den Verbrauch zusätzlich negativ. Genau umgekehrt sieht die Sache im urbanen Gefilde aus.
Dort ist der Japaner zuhause, bewegt sich über lange Strecken rein elektrisch, es mangelt nicht an Kraft und der Motor dreht selten ungehobelt hoch. Die paar negativen Eindrücke von der Autobahn ersaufen in der wohligen Ruhe des Elektroantriebs. Und wohl fühlt sich auch das Kreuzband, das von Unebenheiten dank des gemütlichen Fahrwerks so viel mitbekommt wie ein Schafshirte in Paraguay vom Ibiza-Skandal. Klar: Bei forcierter Fahrt wirkt die Fuhre dadurch zwar schwammig, aber man kauft sich auch keinen Geschirrspüler um die Kleidung zu waschen … ihr versteht?
Diagramme am Touch-Display zeigen auf, wie klimafreundlich der Fahrstil ist. Sie motivieren – und das sorgt für Realverbräuche von unter sechs Litern. Freilich nur in der Stadt, auf der Autobahn kommen da schon noch ein paar Liter dazu. Stellt sich also die Frage, in wie weit der Hybrid-CR-V den Diesel ersetzt, ein Langstreckensparer ist dieser nämlich nicht.
Der Innenraum ist überwiegend mit Leder und Softtouch ausgestattet, die (Fake-) Holzapplikationen verleihen der ganzen Optik noch mehr Wertigkeit. Einzig der Plastik-Aufbau rund um die Tasten für’s Nicht-Getriebe und die Knöpfe am Lenkrad tanzen im sonst sehr hochwertigen Interieur aus der Reihe. Ähnlich bequem wie das Fahrwerk ist auch das Gestühl, zur komfortablen Atmosphäre gesellt sich ein hervorragendes Platzangebot – vorne wie hinten. Das Infotainmentsystem reagiert schnell auf die Touchbefehle und auf das Armaturendisplay lassen sich die verschiedensten Daten einblenden. Grundsätzlich fehlt also an nichts. Außen gibt sich der Honda CR-V zwar bullig, aber alles andere als protzig – und das trotz des nicht gerade vorsichtigen Einsatzes von Chrom.
Als Hybrid leistet der Honda CR-V bis zu 184 PS. Real fühlt er sich allerdings ein wenig schwachbrüstiger an, nach 9,2 Sekunden stehen am digitalen Tacho die 100. Ausreichend ist die Leistung aber allemal, es wirkt halt so, als würden 10, 20 PS im Getriebe verpuffen.
Wobei, in welchem Getriebe eigentlich? Er hat ja keines, der CR-V Hybrid. Also wie funktioniert das jetzt? Nun, das Aggregat verfügt über vier Komponenten Zum ist da der herkömmliche Verbrenner, ein Vierzylinder-Benziner mit zwei Litern Hubraum. Dann eine Lithium-Ionen-Batterie, die Energie speichert und eine rein elektrische Fortbewegung von rund zwei Kilometern ermöglicht. Die beiden letzten Komponenten sind zwei E-Motoren, einer davon fungiert als Generator. Der wird vom Verbrennungsmotor angetrieben, die daraus gewonnene Energie fließt entweder in die Batterie oder in den zweiten E-Motor, der Leistung auf die Straße schickt. Vereinfacht gesagt: Der Benziner treibt nicht die Räder, sondern den E-Motor an, der wiederum die Räder antreibt. Ganz richtig ist das allerdings nicht: Zwischen 80 und 120 km/h entsendet der Vierzylinder seine Kraft direkt an die Räder – allerdings nur über eine einfache Kupplung. In der Praxis bekommt man von all dem nur wenig mit, das getriebelose Fahrverhalten erinnert einfach an ein CVT-Getriebe – mit all seinen positiven wie auch negativen Seiten.
Preislich startet der Honda CR-V Hybrid mit Allradantrieb bei überaus fairen 41.490 Euro. Nur exakt 1.000 Euro weniger werden für den vergleichbaren (also mit Automatikgetriebe), reinen Benziner fällig. Allerdings verbraucht dieser 1,6 Liter mehr auf die 100 Kilometer. Bei einem Durchschnittspreis von 1,260 pro Liter Super 95 hat man den Tausender also nach … puh … Mathematik war nie meine Stärke. Sie können sich’s ja selbst ausrechnen.
Kleiner Scherz (also das mit dem selbst ausrechnen, das mit der Mathematik ist bitterer Ernst): Nach 50.000 Kilometern hat man den Aufpreis wieder drin.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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