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Mazda6 Sport Combi Allrad – Auf allen Sechsen

Motorblock fährt Mazda6 Sport Combi Allrad

Das war was, als der Mazda6 Combi präsentiert wurde. Der ist ja sieben Zentimeter kürzer als die Limousine! Wie soll denn das gehen? Mazda schafft ihn, den Spagat zwischen Kombi und stilvollem Auftreten.

Text: Rainer Behounek
Denn beides geht nicht immer auf, manch geräumige Kombis sehen aus wie Leichenwägen und in den einen oder anderen stylische Kombi passt maximal gefaltetes Papier rein. Also, eine Spur kleiner, weniger Blech, dafür innen so viel Raum wie möglich zu Verfügung gestellt. Die niedrige Ladekante ist da kein Nachteil. Das und mehr wurde mit einer Deutschland-Reise auf die Probe gestellt.
Ich zum Kleinen: „So, einsteigen, wir fahren heute nach Deutschland. Bitte vorher noch aufs Klo gehen.“ „Ich muss nicht.“ „Weiß ich, probiers trotzdem.“ „Ich muss nicht.“ Ich räume den Mazda ein und sowie das Gurtschloss des Kleinen einrastet, kommt „Ich muss doch.“ Ein richtiger Sympathieträger sag’ ich Ihnen. Als Familie wegfahren ist doch immer eine Zerreißprobe, da können die Vibes im richtigen Leben noch so stimmen, vor einer Reise prallen Welten aufeinander. Ich für meinen Teil hab’ einen Plan, eine Uhrzeit im Kopf, zu der ich gerne wegfahren würde, weil: Verkehr, Stau, Wetter, Ankunftszeit, und und und. Ich kommuniziere den Plan, damit jeder meinen Kopf versteht. Was ich mir jedesmal aufs Neue genau sparen könnte, weil das eh jeden furzegal ist, was der Typ mit Brille sich da zusammendenkt. Da wird gemütlich gegessen, Lego gespielt, eingepackt und wieder ausgepackt und wieder eingepackt, doch noch geduscht, Fenster geputzt, Tomaten gepflanzt (WTF?) – verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag die Beiden aber irgendwann ist ein Punkt erreicht, da schrei ich zehn Minuten in einen Polster.

„Wissen Sie, was hilft, Herr Behaunski? Keinen Plan haben.“ Toller Ratschlag. Alles wurscht! So machen wir’s, einfach mal keine Gedanken machen, wann und ob wir überhaupt ankommen. Hauptsache alle sind geduscht, und die Tomaten wachsen, nicht wahr? Ha, ein Spaß! Hashtag Geh’schei@%n!

(Anm. Red: Wir können uns gut vorstellen, dass es die Beiden echt nicht leicht haben. Sie glauben gar nicht, wie mühsam mit dem Redaktionskonferenzen sind. Aber der Kaffee, den er macht, ist gut.)

Unsere Version verfügt über Allradantrieb und 175 Benzin-PS. Die Farbe „soul red metallic“ glänzt bereits von weitem. Ich weiß, Österreich ist ein schwarz/silber/weiß-Land aber die verführerische Kirsch-Lutscher-Farbe ist ein Hit. Innen: Perfekter Kontrast zur Außenbemalung. Weisses Leder, elektrische Sitze, Schiebedach. Braucht man alles nicht, in einer niedrigeren Ausstattung fühlt man sich genauso wohl. Die Lederausstattung zum Beispiel ist fein, da ich kein Lederfan bin, würde ich zu den Stoffsitzen greifen. Die 175 PS gibt es ausschließlich mit Sechsgang-Automatik und Revolution-Ausstattung. Kostenpunkt: Ab 43.390 Euro. 4WD ist auch eine PS-Nummer kleiner erhältlich. Mit 150 PS, Schaltgetriebe und Attraction-Ausstattung ab 37.190 Euro.

… „Ich muss nicht.“ „Weiß ich, probiers trotzdem.“ „Ich muss nicht.“ Ich räume den Mazda ein und sowie das Gurtschloss des Kleinen einrastet, kommt „Ich muss doch.“ Ein richtiger Sympathieträger sag’ ich Ihnen …

Die 175 PS machen durchaus Spaß, die Automatik legt über die Leistung leider eine gemütliche Decke, wodurch die sportlichere Wahl auf die 150 PS/Schalter-Kombi fällt.

Das Navigationssystem ist gelungen. Erstens ist es mit 600 Euro Aufpreis im Vergleich zu anderen Navis ein Schnäppchen und zweitens punktet es mit klarer, einfacher, übersichtlicher Grafik. Ebenfalls praktisch ist das Head-Up-Display, das zwar im Bereich der Grafik-Qualität längst von anderen Herstellern überholt wurde, trotzdem alles Notwendige anzeigt – Geschwindigkeit, Tempomat und eben auch die Navigations-Pfeile. Die klangintensive, etwas basslastige Bose-Soundanlage liefert dazu den Lieblingssound über Bluetooth/USB/CD/Radio.

Der Mazda6 Combi legt ein recht europäisches Fahrverhalten an den Tag. Er ist leise im Innenraum und erlaubt sich nicht die geringste Spur-Instabilität. Gerade auf der deutschen Autobahn fährt er souverän und dauerhaft auch Geschwindigkeiten über 180 km/h. Fahrwerk und Lenkung sind auf der komfortablen Seite angesiedelt, die Mischung könnte ruhig knackiger und direkter ausgelegt werden, wenn es sich nicht um einen geräumigen Langstrecken-Kombi handeln würde.

Die Fahrt aus Familien-Sicht. Mir tut die Schulter weh, weil ich vor lauter schnell fahren konzentriert sein muss, nicht auf jedes „GELBE AUTO“ schauen kann und deshalb unzählige Boxschläge kassiere. „Ich seh’, ich seh’, was du nicht siehst“ funktioniert nur bedingt, wenn jedes Mal Dinge genommen werden, die ich wirklich nicht sehe oder überhaupt niemand sieht, wie das blaue Schild sechs Kilometer hinter uns.

„Wann sind wir da?“ Ich sage es Ihnen, „Wann sind wir da?“ ist die mit Abstand zermürbendste…
Also wenn ich mal sterbe, ja? Und ich komme in die Hölle, dann bin ich bis in alle Ewigkeit an einen bequemen Sessel gegurtet und jemand, den ich eigentlich gerne hab, sitzt neben mir und sagt bis in alle Ewigkeit: „Wann sind wir da?“ „Sind wir schon da?“ „Sind wir noch immer nicht da?“ „Oh manno, wann sind wir denn endlich da?“ Denn dagegenreden bringt nichts, dann fressen sie dich mit Haut und Haaren. Mal mit der Wahrheit probieren? Und wie stellen Sie sich das vor? „Schatz, in drei Stunden sind wir da. Hast du dir gar kein Büchlein mitgenommen?“ Da können Sie froh sein, wenn Ihnen der Wonneproppen nicht die komplette Türverkleidung aufisst.

Die Zeit verging. Zig Geschichten wurden erzählt, Zillionen Spiele gespielt. Wir kamen an und alles war gut. Der Mazda6 Combi hält, was er verspricht, macht was her und fährt sich geschmeidig. Es gibt sie, die Alternative zu den eingesessenen Euro-Kombis da draußen!

Rainer Behounek

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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