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Mercedes-AMG A 35: Gummi statt Gimmicks

Das Baby in Affalterbach

Mercedes-AMG A 35: Gummi statt Gimmicks

Mit ihrem Widescreen-Cockpit und dem Bediensystem MBUX ist sie der Star der Generation Y. Doch bei den Petrolheads hat die Mercedes A-Klasse mit dem Generationswechsel ihren Revoluzzer-Charme eingebüßt – und ihn prompt mit dem AMG A 35 gewonnen.

Von Thomas Geiger

Die letzte A-Klasse war nach dem braven Vorgänger ja ein richtiger jugendlicher Draufgänger, doch mit dem Wechsel zur vierten Generation hat das Pendel zurückgeschlagen. Der junge Wirbelwind ist erwachsen geworden. Doch dank AMG weht durch die Kompaktklasse aus Stuttgart nun doch noch ein frischer Wind.
Schließlich legt die schnelle Truppe aus Affalterbach jetzt wieder Hand an den abgekühlten Heißsporn und bringt zum ersten Mal einen A 35 auf den Weg. Damit steigt zwar der Preis gegenüber dem A250 um rund 15.000 Euro, doch für AMG-Verhältnisse ist der Wagen mit seinen 57.310 Euro fast ein Schnäppchen: „Das wird unser neues Einstiegsmodell und ist das erste Auto, das wir für unter 50.000 Euro anbieten“, freut sich der Produktplaner der hauseigenen Performance-Marke und spricht natürlich von deutschen Preisen.
Dass man es beim A 35 mit einem Sparbrötchen zu tun hat, merkt man allerdings nicht. Denn auch wenn AMG bei diesem Auto auf kleiner Hitze kocht, ist man sofort Feuer und Flamme für den Kraftmeier. Dafür sorgen immerhin 306 PS und bis zu 400 Newtonmeter, mit denen man dank Allrad und Sportfahrwerk in 4,7 Sekunden auf Tempo 100 schnellt und so mühelos an der 250er-Marke kratzt, dass man sich ein AMG-Drivers-Package mit etwas mehr Auslauf wünschen würde. Da tut sich der rund 80 PS schwächere A250 deutlich schwerer.
Solange man die A-Klasse im Komfort-Modus bewegt, gibt sich allerdings auch der A 35 fast schon brav und unterkühlt. Wären da nicht das aufgebrezelte Design, der kleine Flügel am Heck und die knalligen Farben auf dem Blech sowie natürlich der neu möblierte Innenraum mit angedeuteten Schalensitzen, Sportlenkrad und neu programmierten Displays, würde man der A-Klasse den Umweg über Affalterbach gar nicht anmerken. Doch sobald man in den Sport-Modus wechselt, steigt die Temperatur und der A 35 wird tatsächlich zum „Hot Hatch“.
Der Motor knurrt lauter und erlaubt sich ein paar Fehlzündungen, die Gänge knallen härter ins Getriebe, das Stabilitätsprogramm lässt die Rettungsleine etwas lockerer und die ganze A-Klasse wirkt wie ausgewechselt und angestachelt. Da können einem der ganze digitale Zauber im Cockpit und das Gequatsche der (zugegeben, ausgezeichneten) Sprachsteuerung plötzlich gestohlen bleiben. Denn endlich bietet die neue A-Klasse auch analoge Freuden, die nicht auf die Generation iPhone zielen, sondern auf die Benzinbrüder der Abteilung Bleifuß.
Mit jeder Kurve, mit jedem Ampelsprint und jedem Überholvorgang wird diese Freude größer. Denn das hier ist keine Playstation, sondern Powerplay im Hier und Heute – in echt und in Farbe. Denn plötzlich gibt die A-Klasse Gummi, statt mit Gimmicks wie den Energizing-Funktionen oder den beleuchteten Luftauslässen um Aufmerksamkeit zu buhlen.
Zwar liegen die Fahrleistungen fast auf dem Niveau des ersten A 45 AMG und GTI & Co ist der A 35 sowieso noch überlegen. Doch weil sich der Vorgänger so gut verkauft hat und weil AMG derzeit kaum eine Nische unbesetzt lässt, soll es beim 35er nicht bleiben. Parallel zu ihrem neuen Einstiegsmodell haben die schnellen Schwaben auch wieder einen A 45 entwickelt, der mit vermutlich knapp 400 PS bereits mit den Hufen scharrt. Dass er ein bisschen später kommt, ist kein Schaden: Weil bei ihm das Limit von 250 km/h auf Wunsch aufgehoben wird, dürfte er den A 35 schnell eingeholt haben.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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