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Mercedes B-Klasse: Smart und modern

Smart und modern

Die neue Mercedes B-Klasse

Sie war gut für den Absatz, aber schlecht fürs Image. Denn so sehr sich Mercedes über 1,5 Millionen B-Klassen in zwei Generationen freuen mag, so sehr hat die Schwaben der Ruf vom Rentner-Benz geärgert, der dieser A-Klasse mit Hochdach vom ersten Tag an angehaftet hat. Doch damit soll jetzt endlich Schluss sein: Wenn im Februar zu Preisen ab 31.847 Euro die dritte Auflage der B-Klasse an den Start geht, sieht der Sports Tourer deshalb nicht nur außen deutlich schnittiger und mit seiner flachen Schnauze und den breiten Hüften fast sogar ein bisschen sportlich aus. Sondern vor allem wird der Van, der keiner sein will, von innen kräftig entstaubt und mit dem neuen Bediensystem MB UX ins Hier und Heute geholt. Smartphone statt Stützstrumpf lautet die Devise oder wenn man es wie Vertriebschefin Britta Seeger etwas feiner formulieren möchte, „so praktisch wie immer und so chic wie noch nie.“

Von Thomas Geiger
Für einen Aufpreis von immerhin gut 4.000 Euro gibt es im Vergleich zur A-Klasse auch weiterhin deutlich mehr Auto: Auch wenn Designchef Gorden Wagener nicht nur ein paar Linien mehr aus dem Blech genommen, sondern auch das Dach etwas tiefer gezogen hat, bietet die B-Klasse das größere Volumen und deshalb spürbar mehr Platz: Auf den Sitzen genießt man deshalb mehr Kopffreiheit und im Kofferraum muss man sich nicht so stark einschränken. Statt 370 bietet sie 445 Liter Ladevolumen, das sich mit der umklappbaren Rückbank auf bis zu 1.530 Liter erweitern lässt. Und deutlich praktischer ist sie obendrein, zumindest wird sie es bald sein. Denn ab Mitte 2019 gibt es auch die Option auf eine um 14 Zentimeter verschiebbare Rückbank mit verstellbarer Lehne, so dass man zusammen mit dem serienmäßigen Doppelboden im Kofferraum leicht einen individuellen Kompromiss zwischen Kind und Kegel, zwischen Knie und Koffern findet.
Ein weiterer Unterschied zur A-Klasse ist die Sitzposition: Obwohl flacher als bisher, sitzt man auf den neu gepolsterten Sesseln auch künftig neun Zentimeter höher. Das erleichtert das Ein- und Aussteigen, womit wir dann doch wieder beim Rentner-Auto wären, und das verbessert die Übersicht, aber es mindert zugleich den Fahrspaß. Auch wenn Mercedes sogar adaptive Dämpfer einbaut und in der Charakter-Regelung ein Sportprogramm vorsieht, wird die B-Klasse damit nicht zum Pulsbeschleuniger. Sondern der Wagen ist und bleibt ein Blutdrucksenker, mit dem man jetzt entspannter denn je unterwegs ist. Das liegt zum Einen am komfortablen Set-Up und der seidig-sahnigen Achtgang-Doppelkupplung, die nun bei den stärkeren Motoren zum Einsatz kommt. Es liegt zum Anderen an der auch aerodynamisch geglätteten Karosserie, die noch leichter und damit leiser durch den Wind schneidet. Und es liegt vor allem an der Energizing-Technik, die Mercedes mit der A-Klasse eingeführt und für die B-Klasse weiter optimiert hat: Sie startet jetzt nicht nur auf Knopfdruck unterschiedliche Wellnessprogramme, für die sie Beleuchtung, Klimatisierung, Musikanlage und Sitzmassage kombiniert. Sondern verknüpft mit einer Smartwatch wird sie zum pro-aktiven Wohlfühl-Coach und wer die Energizing-Sitzkinetik aktiviert, dem verstellt die Elektronik millimeterweise Lehne und Kissen, um so Ermüdungserscheinungen von Rücken und Beinen vorzubeugen.
Die meiste Energie liefern aber freilich die Motoren, von denen zumindest einer neu ist in der Baureihe. Denn neben dem 1,3 Liter großen Benziner mit 136 oder 163 PS im B 180 oder dem B 200 und dem 115 PS starken 1,5-Liter-Diesel im B 180 d gibt es jetzt erstmals in Quermontage den 2,0-Liter aus der C-Klasse. Er leistet im B 200 d 150 und im B 220 d sogar 190 PS und ist zurecht der ganze Stolz der Entwickler. Zum einen, weil er mit einem zweiten SCR-Katalysator zu den saubersten seiner Art zählt und bereits jetzt die 2020er-Norm für Euro 6d ohne die Einschränkung „temp“ erfüllt. Und zum anderen, weil er einen ordentlichen Punch hat und damit viel zur entspannten Fahrweise der B-Klasse beiträgt. Nicht, weil man dann plötzlich doch die Kurven kratzen möchte. Dafür ist der Van in der Tarnung eines Tourers einfach nicht gemacht. Aber weil man damit sehr souverän unterwegs ist. 400 Nm sind eine solide Basis für kurze Überholvorgänge, 234 km/h ein Spitzentempo, mit dem auch lange Reisen schnell vorüber gehen und 4,4 Liter ein Normverbrauch, der einen nur selten zur Pause zwingt.
Außen schnittig, innen im wörtlichen wie im übertragenen Sinne spacig und dabei ausgesprochen entspannt – so hat Mercedes die B-Klasse spürbar verjüngt und reichlich Staub vom Blech geblasen. Und wem das noch nicht hip genug ist, den bitten die Schwaben noch um ein paar Monate Geduld. Dann zeigen sie mit der seriennahen Studie GLB, wie der Van zum SUV wird und die Stützstrümpfe des Rentner-Benz gar völlig abstreift.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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