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Mercedes E-Klasse Facelift: Power-Napper

Normalerweise wollen sie aufregen und den Puls der potentiellen Kunden beschleunigen. Doch wenn Mercedes in diesem Sommer die überarbeitete E-Klasse an den Start bringt, dann schicken die Schwaben ihre Kunden in den Schlaf – und sind auch noch stolz darauf. Denn eine der Neuerungen für das wichtigste Modell der Marke ist die Power-Nap-Option für das digitale Wellness-Programm, mit dem die Kunden besser wegdösen, erholter schlafen und entspannter wieder aufwachen sollen.

Von Thomas Geiger

Zwar gibt es diese Option nur für die Plug-In-Hybriden. Doch weil Mercedes mit der Auswahl von Diesel und Benziner, Heck- oder Allradantrieb und Limousine oder Kombi auf nicht weniger als sieben Teilzeitstromer kommt, wird das eine ziemlich verschnarchte Angelegenheit. Aber so groß der Beitrag sein soll, den die E-Klasse mit ihrem breiten Plug-In-Programm leistet, wird es auch eine große Palette konventioneller Motoren geben. Bei den Dieseln reicht die von 160 bis 331 PS und bei den Benzinern sind schon diesseits der AMG-Modelle 156 bis 367 PS geplant.

Neu in der Ottofraktion sind zwei Triebwerke, die mit 48 Volt-Technik und mit Startergenerator statt Lichtmaschine den Weg in eine neue Zeit ebnen sollen. Denn sie bekommen einen Boost von bis zu 15 kW, der auch noch das letzte Turbo-Löchlein stopft, die Rekuperation verbessert sowie die Start-Stopp- oder Segelphasen verlängert und so dass am Ende tatsächlich ein nennenswerter Effizienzgewinn erzielt wird. Schon der zwei Liter große Vierzylinder leistet 272 PS und für den drei Reihensechser mit drei Litern Hubraum stehen 367 PS in Aussicht. Und trotzdem hat auch AMG wieder die Finger im Spiel. Erst mit einem 435 PS starken E 53 und später dann mit einem neuen E 63. Ganz so verschlafen ist die E-Klasse also nicht.

Dass selbst die Plug-In-Fahrer keinen allzu niedrigen Ruhepuls bekommen, das ist das Verdienst der Designabteilung, die mit kleinen Mitteln eine große Wirkung erzielt hat: Neue Schürzen an Front und Heck samt neuer Leuchten lassen Limousine und Kombi und AllTerrain und später dann auch Coupé und Cabrio wieder frisch aussehen.

Am meisten tut sich allerdings im Innenraum, wo jetzt endlich das Infotainmentsystem MBUX Einzug hält und dabei gleich den nächsten Entwicklungsschritt macht. So gibt es jetzt nicht nur serienmäßig digitale Instrumente und den großen Touchscreen daneben, die Sprachsteuerung nach dem Vorbild von Apples Siri und Amazons Alexa sowie eine erweiterte Gestensteuerung, die bestimmte Bewegungen erkennt und dann die entsprechenden Menüs aufruft, sondern genau wie beim letzten Generationswechsel führt Mercedes mit dem Update für die E-Klasse auch eine neue Generation von Lenkrädern ein. Die Blackberry-Tasten gehören dann der Vergangenheit an und machen Platz für Sensorfelder, die man wie einen Touchscreen bedient.

Zwar hat Baureihenleiter Michael Kelz auch bei den Assistenten nachgelegt, das automatische Parken so verfeinert, dass einem angesichts von Tempo und Rangierdichte Angst und bange wird, und die automatische Abstandsregelung mit noch mehr Weitblick ausgestattet. Doch den wirklich großen Schritt haben ihm die Strategen im Vorstand verwehrt. Schließlich kommt in diesem Jahr auch noch eine neue S-Klasse. Und selbst wenn die E-Klasse über die Jahrzehnte zum Fixstern am Mercedes-Himmel gereift ist und mit über 14 Millionen Verkäufen seit 1946 als Herz von Mercedes gilt, gebührt die Rolle als Leitstern traditionell dem Flaggschiff.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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