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Mercedes E-Klasse Facelift: Vitamin E-xtra

Die bevorstehende Premiere der neuen S-Klasse mag wichtiger fürs Image sein und die Kompakten haben mittlerweile beim Volumen die Nase vorn. Doch mit über 14 Millionen Verkäufen in bald 75 Jahren ist die E-Klasse das Herz von Mercedes. Und damit das nicht aus dem Takt gerät, gibt’s dafür jetzt einen kräftigen Vitaminschub.

Von Thomas Geiger

Denn zur Hälfte der Laufzeit wird die Großfamilie gründlich überarbeitet und Limousine, T-Modell, der Abenteuerkombi Allterrain sowie Coupé und Cabrio gehen nach den Sommerferien mit aufgefrischtem Design, modernisiertem Interieur und vor allem einer gründlich modernisierten und weiter elektrifizierten Motorpalette an den Start. Und mehr Status gibt’s es künftig auch: Denn wer zu Preisen ab 47.937 Euro für die Limousine, 50.750 Euro für den Kombi, 58.725 Euro für den Allterrain 49.979 Euro für das Coupé oder 55.384 Euro (alles D) für das Cabrio bestellt, bekommt jetzt immer den großen Stern im Kühlergrill.

Zu erkennen ist die Überarbeitung vor allem an den Leuchten, die vorn wie hinten schmaler werden, die E-Klasse etwas strenger und sportlicher wirken lassen und nun wieder besser zur Familie passen. Innen sieht und fühlt die Modellpflege vor allem der Fahrer: Er greift in ein neues Lenkrad, schaut auf jetzt serienmäßig digitale Instrumente und fingert über einen großen Touchscreen, auf dem nun die neueste MBUX-Generation läuft. Die ist nicht nur gesprächiger als früher, weiß mehr und hört besser zu, sondern sie schmeichelt sich zudem in den persönlichen Bekanntenkreis ein und ist mit dem Fahrer nun erstmals per Du.

In Zeiten der Digitalisierung vielleicht nicht ganz so sexy und trotzdem der ganze Stolz der Entwickler sind die neuen Motoren – allen voran der erste Vierzylinder-Mild-Hybrid aus Stuttgart. Der 2,0 Liter große Benziner bekommt nämlich nicht nur einen elektrischen Starter-Generator mit soliden 15 kW und 180 Nm. Sondern zudem wird dem eigentlichen Turbo noch ein elektrischer Verdichter vorgeschaltet, der auch dann Druck macht, wenn der Abgasstrom beim Anfahren noch ein laues Lüftchen ist. Und als wäre das nicht schon genug, spendieren die Entwickler dem ohnehin schon 272 PS starken Triebwerk auch noch einen Overboost und schalten beim Kickdown kurzfristig weitere 41 PS frei.

Das Ergebnis ist einerseits ein ausgesprochen sparsames und entspanntes Fahren mit langen Segelphasen, dem seidenweichen Wiedereinstieg des Verbrenners und einem Verbrauch, der nach Abschschluss der Normierung irgendwo bei rund sechs Litern landen sollte. Und anderseits erlebt man die E-Klasse selbst mit Vierzylinder nun als souveräne Reiselimousine, die druckvoll antritt, auf der Autobahn kräftig ausschreitet und beim Überholen von einem Turboloch nun wirklich nichts mehr wissen will. Wäre da nicht das keineswegs unangenehme, aber etwas raue Motorengeräusch – niemand würde einen Sechszylinder vermissen.

Weil das aber nicht alleine eine Frage der Performance ist, sondern auch des Prestiges, gibt es die natürlich trotzdem. Als Benziner heißt er E 450 und kommt auf 367 PS plus 22 PS aus dem Startergenerator, als Diesel trägt er das Kürzel E 400 und geht mit 330 PS ins Rennen.

Ebenfalls weiter am Start sind die bisherigen Vierzylinder mit 160 und 194 PS im E 200d und im E 220d für die Öltanker und sowie 197 oder 258 plus jeweils 14 PS beim E 200 und E 300 für die Otto-Fraktion. Und AMG ist natürlich weiter mit von der Partie: Die Scharfmacher aus Affalterbach haben nicht nur einen ebenfalls als Mild-Hybrid konzipierten E 53 mit 435 thermischen und 22 elektrischen PS im Rennen, sondern steuern nach dem Ende des E 500 mit dem E 63 S auch den letzten V8 für die E-Klasse bei: Er hat 4,0 Liter Hubraum, leistet solide 612 PS und macht die E-Klasse zur Business-Limousine für ganz Eilige.

Mehr Auswahl als die Konkurrenz bietet Mercedes obendrein bei den Plug-In-Hybriden: Denn in der Kombination aus Kombi und Limousine, Diesel und Benziner, Heck- oder Allrad-Antrieb ergeben sich gleich sieben verschiedene Teilzeitstromer. Die können nicht nur bis zu 59 Kilometer rein elektrisch fahren, locken mit reichlich Boni und Theorie-Verbräuchen von bestenfalls 1,4 Litern. Sondern für sie hat Mercedes auch noch ein erweitertes Wellness-Programm entwickelt, das sich insbesondere für die Stopps an der Steckdose eignet: „PowerNap“ heißt die Einstellung für Klimaanlage, Ambientelicht, Massagesitze und Soundsystem, die Vielfahrer auf Knopfdruck wieder fitmachen soll und nebenbei noch zwei weitere Effekte hat: Erstens lädt der Akku so buchstäblich im Schlaf, und zweitens bleibt mit genügend Ruhe auch das Herz länger frisch.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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