DriveHotSMALL

Mini IMM Tour: Playstation

Mini IMM Tour

Playstation

Auch Mini hat heuer einen Runden. Der einst britische, jetzt englisch-deutsche City-Zwerg feiert den Sechziger. Mit einem Roadtrip quer durch Europa. Zum internationalen Birthday-Meeting in England. Mit Stopover in Wien, samt Praterbesuch und Breakfast beim britischen Botschafter.

Von Beatrix Keckeis-Hiller
Was haben Madonna und Mini gemeinsam? Beide sind sechzig. Wer besser singen kann, das sei jetzt dahingestellt, darum geht’s hier auch nicht. Doch während die eine offenbar eher weniger zu der Ansicht neigt, dass man nach sechs Jahrzehnten Leben ruhig schon ein wenig mitgenommen aussehen darf, trägt’s der andere mit Stolz & Würde. Man hat ja schließlich schon was erlebt, seit 1959. Samt Wiedergeburt. Was Puristen vielleicht nicht ganz so sehen. BMW, seit 2001 Mini-Mutter, schon. Erst recht zum Sechziger.
Die Classic-Abteilung mit Sitz in München, im Herzen der Propeller-Marke, ist hoch aktiv, um die Mini-Communities zusamenzuschweißen und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu mobilisieren. Unter anderem mit Roadtrips quer durch Europa, zu den internationalen Meetings und Festivals. War es 2017 die 2.452-Kilometer-Strecke von München nach Westport, Irland, folgte 2018 die alles in allem mehr als 3.000 Kilometer lange Fahrt nach Praia de Mira, Portugal (in der Nähe von Lagos), ebenfalls von der bayerischen Metropole ausgehend.
Heuer holte man noch ein gutes Stück weiter aus. Als Start der analoge Zeitreise wurde Athen, Griechenland, fixiert, von dort aus eine 4.000-Kilometer-Tour nach Bristol, an der englischen Westküste, organisiert. Mini Classic hat dafür ein 1996er-Cabrio präpariert, eins von insgesamt 1.081 Werks-Exemplaren, die ab 1992 bei Rover gebaut wurden, befeuert von einem 1.273-ccm-Vierzylinder mit 63 PS (95 Nm). Die Vorbereitung auf die 4.000-Kilometer-Reise durch zehn Länder nach Bristol – wo sich von 8. bis 12. August beim IMM2019 Fans aus aller Herren Länder versammeln, um ihre Minis hochleben zu lassen – erschöpfte sich nicht in einem standardmäßigen Technik-Check. Es musste auch noch Farbe ins Spiel kommen.

Dafür wurde CHEBA engagiert, seines Zeichens englischer Streetartist aus Bristol. Er zeigt zwar sein Gesicht nicht her, doch er verpasste dem Zwerg-Briten, an sich klassisch in British Racing Green gehalten, mit schwarzem Textil-Verdeck, ein neues: eine Rundum-Colorierung außen, inklusive Faltdach, und an Interieur-Details. Das Kunstwerk: unzählbare bunte Farbspritzer, jeder einzelne symbolisiert eins der unzähligen Erlebnisse, die der 750-Kilo-Floh wohl schon gehabt hat.
Und weil er nicht ohne Begleitung auf die Reise gehen sollte, sondern gemeinsam mit einem – prinzipiell weißen – 2001er-Cooper, bekam der auch gleich einen Haufen farbiger Spritzer verpasst, aber weniger, er ist ja wesentlich jünger. Der Dritte im Roadtrip-Bunde, ein aktueller – roter – Plug-In-Hybrid-Countryman, bekam keine Farbe spendiert. Der durfte dafür ungewaschen mitkommen, seine Staubschicht stammt noch von der Dallas, USA, – Ushuaia, Argentinien,-Tour (17.000 Kilometer) vom Vorjahr. Dafür musste er fast das ganze Gepäck schleppen. Ins Cabrio passen nur 116 Liter rein, und der Cooper ist mit 150 Liter Basis-Laderaum ebenfalls beschränkt aufnahmefähig.
In dieser Formation legt das Mini-Trio am 25. Juli in Athen los. Die ersten Etappen: Thessaloniki, Sofia, Bulgarien, Belgrad, Serbien, Budapest, Ungarn, und Bratislava, Slowakei. Wien, das einstige Herz der drei letztgenannten Metropolen, war am 1. August dran. Das Programm, nach einer Sightseeing-Tour: kaiserliches Abendessen in analoger Atmosphäre. Die Location: das Conceptstore-Café Supersense im Dogenhof an der Praterstraße, dicht am berühmtesten Spielplatz der Wienerstadt, dem Prater. Obligatorisch: ein Stopp des Spielmobils beim Riesenrad. Aktive Teilnahme war leider nicht drin. Die Etikette rief. Hatte doch der britische Botschafter zum englischen Frühstück in seine Residenz in der Salesianergasse geladen. Seine Exzellenz Leigh Turner ließ es sich nicht nehmen, im Mini Platz zu nehmen. Sichtlich nicht unfroh, England einmal ohne das Brexit-Thema zu repräsentieren. Bei Kaiserwetter.

Das nächste Etappenziel, immer noch im Bereich der ehemaligen Habsburgermonarchie: Prag. Es wäre aber kein Roadtrip, würde man den Weg dorthin schlicht auf der schnellsten Autobahn- und Landstraßen-Route abspulen. Das ginge am Zweck der Tour vorbei: sich mit den Mini-Clubs und -Fangemeinden zusammenzuschließen. Darauf hatte man in Franzen, im Waldviertel, schon gewartet. Und sich etwas überlegt: eine kleine Rundfahrt mit abschließendem Park-In im Hof der Ruine Dobra, am Steilufer des gleichnamigen Stausees.
Was noch nicht alles war. Denn es sind die Waldviertler gastliche Leute, ohne Essen kann man sich hier nicht einfach wieder davonmachen. Gekrönt haben die Franzener die mittägliche Grillerei sodann mit einem Geschenkpaket. Samt dem, was eigentlich die Wienerstadt repräsentiert: Manner-Schnitten. Pardon, Mini-Schnitten. Nach dem Motto: „Mini mag man eben.“ Das dürfte dem Häuflein Fans auch als Wegzehrung dienen. Denn auch sie haben als nächstes Ziel Bristol in Vorbereitung, um das große Jubiläums-Fest mit österreichischen Untertönen anzureichern.
Derweilen geht die Europa-Reise weiter. In Richtung der tschechischen Hauptstadt. Über Schrems, hinein in die zauberhafte Welt der teils naturgeschützten Grenzwälder. Das letzte Stück musste es dann doch die schnellste Möglichkeit sein, über die E50 nach Prag hinein. Wobei aufgefallen ist: In Dorf und Stadt und auf der Landstraße sorgt der gesprenkelte Engländer für Aufsehen, die Leute schauen, verweilen, sind aufmerksam und neugierig. Da darf der Mini durchaus auch bummeln, ohne Hupkonzert.

Auf der Autobahn hingegen kommt man sich so richtig klein vor, mit 3,1 Metern. Es sind halt eilige Zeiten. Die der Winz-Brite entschlossen ist, nicht nur zu überleben, sondern sie mindestens bis zum Ende der Tour zu erleben. Die führt weiter, über Dresden, Leipzig, Wolfsburg und Rotterdam bis auf die Insel, per Kanalfähre, dann erst nach Oxford und schließlich nach Bristol, wo das Internationae Mini Meeting von 8. bis 11. August über die Bühne der Washingpool Farm, East Compton, geht.
Schließlich doch noch etwas zum Thema singen: Der 1996er-Mini röhrt rockig wie am ersten Tag. Das ist immer in gleicher Lautstärke präsent, ob das – selbstverständlich mechanische – Verdeck offen ist oder nicht. Geräuschdämmung war damals nicht so das Thema. Der Windschutz ist gar nicht so schlecht, wenn man die Seitenscheiben hochgefahren hat. Das hat wenig damit zu tun, dass das Tempo-Max mit 145 km/h angegeben ist. Bei sommerlicher Hitze fühlt er sich bei mehr als 120 Sachen konstantem Speed auf Dauer nicht mehr ganz so wohl.

Nun könnte man einwenden, dass der kleine Engländer ja in die Stadt und nicht auf die Autobahn(en) gehört. Zuweilen ist es notwendig, den direktesten Weg zu wählen, siehe eilige Zeiten. Im Kurvenrevier aber ist er nach wie vor eine Macht. Nicht nur im Waldviertel wedelt er strichgenau präzise um die Ecken. Hat man sich daran gewohnt, dass das Lenkrad nicht sportlich vertikal, sondern fast horizontal wie ein Suppenteller steht und dass das Getriebe seine Eigenheiten hat, dann stellt sich das berühmte Go-Kart-Feeling ein – und man ist in automobil analoge Zeiten zurückversetzt, in die ersten Führerschein-Jahre, als ein Mini eines der Objekte der Begierde war. Ziemlich egal, ob die Austin Mini, Innocenti Mini oder Leyland Mini, auch Rover Mini hießen.
Minis haben sich im härtesten Renneinsatz bewiesen. Siehe Monte Carlo-Rallye, mit vier Siegen in Folge: 1964, 64, 66, 67. Nicht zuletzt hat Niki Nazionale sein Renn-Debut in einem Mini absolviert, 1968 in einem Cooper S 3000, beim Mühllacken-Bergrennen in Oberösterreich. Nach wie vor liefert der klassische kleine Brite eindrucksvolle Auftritte auf großen Rennstrecken. Siehe Nürburgring Classic, heuer im Mai. Unser Athen-Bristol-Express wird daran aber, auch im nächsten Jahr, nicht teilnehmen. Er wandert ins Museum, nach München. Wo er sich zu der momentan 1.500 Fahrzeuge zählenden Sammlung der BMW Group Classic hinzugesellt und wo bereits die Brüder der 2017er- und 2018er-Tour geparkt sind.

bmwgroup-classic.com
bmw-welt.com
imm2019.co.uk

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

Weitere Beiträge

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"