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Mumbai: Ampeln gegen Hupen

Woran wir Europäer bei dem Begriff „Stau“ denken, verblasst im Vergleich zu den Metropolen Asiens zum Lercherlschas. Egal ob Indien oder China, die Megacities im Osten warten mit einem unendlichen Verkehrschaos auf. Deshalb geht die Stadt Mumbai nun ungewöhnliche Wege, um die Manieren im Verkehr in den Griff zu bekommen.

Text: Jakob Stantejsky / Foto: Getty Images

Verstopft sind die Straßen in Mumbai sowieso dauerhaft, daran gibt es nichts zu rütteln. Verschlimmert wird die Geschichte durch die Mentalität der heimischen Fahrer, die intensives Drängeln und damit natürlich auch permanentes Hupen als Nationalsport betreiben. Das ist nicht nur für die Automobilisten lästig, sondern auch sämtliche Fußgänger und Anwohner leiden darunter.

Da nicht genügend Beamte vorhanden sind, um jeden Akustiksünder einzeln zur Kasse zu bitten, hat sich die örtliche Polizei etwas ausgedacht: Steigt die Lautstärke an einigen Ampeln über 85 Dezibel, verlängert sich die Rotphase automatisch um 90 Sekunden. Natürlich nicht mehrfach, das wäre dann doch zu viel des Guten. Aber wer an so einer Kreuzung mit seiner Hupe den Obermacker markiert, steht umso länger im Stau. So passiv-aggressiv diese Herangehensweise ist, so großartig finden wir sie. Denn wirksamer und simpler kann man Drängler wohl kaum einbremsen. Wenn man die Strafzeit auf ein paar Minuten erhöhen würde, würde möglicherweise sogar gleich Totenstille eintreten. Aber den daraus resultierenden Stau kann man auch wieder nicht in Kauf nehmen – denn ein hupbereiter Idiot findet sich immer.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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