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Neuer BMW X6: Alphatier am Boulevard

Neuer BMW X6

Alphatier am Boulevard

Er war der erste seiner Art und entsprechend erfolgreich. Denn so provozierend der BMW X6 von vielen auch empfunden wurde, so gerne haben damit einige Besserverdiener zum Ausdruck gebracht, wie egal es ihnen ist, was andere von ihnen denken.

Von Thomas Geiger

Der X6 wurde zum Opel Manta des großen Mannes und zum Alphatier auf dem Boulevard der SUV-Boliden. Doch die Zeiten haben sich geändert und die Konkurrenz längst aufgeholt: Audi Q8, Porsche Cayenne, Mercedes GLE, Range Rover Velar – sie alle machen mittlerweile einen auf Coupé und stehlen dem X6 die Show. Und von oben drücken Bentley Bentayga oder Lamborghini Urus aufs Gemüt. Deshalb setzt BMW jetzt zu einem Befreiungsschlag an und lässt beim Generationswechsel mehr denn je die Muskeln spielen.
Wenn im November der dritte X6 aus dem US-Werk Spartanburg zu den heimischen Händlern kommt, wird er deshalb noch einmal prägnanter und provozierender. Das gilt für das glatte, ungewöhnlich weit nach oben gezogene Heck mit den eigenwilligen Luftschlitzen hinter dem Radlauf. Das gilt für die wie bei einem Sportwagen konturierten Flanke mit den dicken Muskelsträngen und dem riesigen Kiemen im Kotflügel. Und das gilt vor allem für den Bug. Denn als wäre die neue Niere in ihrem großen Rahmen nicht schon auffällig genug, gibt’s den Kühlergrill jetzt auch noch mit Beleuchtung. Damit man auch in der Nacht ja von niemanden übersehen wird.
Dass der X6 dabei auch noch einmal etwas größer wird, sich in der Länge um drei Zentimeter auf 4,94 Meter streckt, in der Breite zum ersten Mal die Zwei-Meter-Marke knackt und die Proportionen mit dem um vier Zentimeter auf 2,98 Meter gestreckten Radstand etwas knackiger wirken, verkommt da fast zur Nebensache.
So deutlich sich der X6 außen vom Rest der Truppe emanzipiert, so nah ist er X5 & Co im Innenraum: Auch das SUV-Coupé bekommt die nächste Generation des digitalen Cockpits mit Sprach- und Gestensteuerung und einem elektronischen Beifahrer als Concierge. Er kann mit Duftorgel und einem mit 15.000 beleuchteten Grafikelementen verzierten Glasdach ausgestattet werden, bietet Massagesitze sowie vier eigene Klimazonen und hat jetzt sogar Becherhalter mit eigener Thermoregelung.
Auch unter der Haube und beim Fahrwerk bedient sich der X6 aus dem bekannten Baukasten. So gibt es wie bei den anderen Modellen für Österreich den Drei-Liter-Diesel im 30d mit 265 PS oder im M50d mit 400 PS. Die Ottofraktion bildet ein Reihensechszylinder mit 340 PS im 40i und der 4,4 Liter große V8 mit 530 PS im M50i. Außer dem Einstiegsdiesel, der sich mit 230 km/h begnügen muss, schaffen alle Motoren 250 km/h und sind beim Generationswechsel obendrein ein bisschen sparsamer geworden, so dass der X6 nun mit Normwerten von 6,1 bis 10,7 Litern in der Liste steht. Quasi Sparfuchs.
Eine deutliche Aufwertung gab es auch fürs Fahrwerk. Denn der X6 bekommt nicht nur die mittlerweile fast schon obligatorische Hinterachslenkung, eine Wankstabilisierung und zusammen mit der Progressiv-Lenkung ein elektronisch geregeltes Differential an der Hinterachse. Auf Wunsch werden wie beim X5 beide Achsen mit Luft gefedert. Das hebt den X6 nicht nur auf ein anderes Komfortniveau, sondern verschafft den Entwicklern mit insgesamt acht Zentimetern Verstellweg noch ganz andere Möglichkeiten – vom Kniefall, um das Einsteigen zu erleichtern, bis hin zur Erhöhung der Bodenfreiheit im Gelände.
Zwar kommt der X6 mit seinem neuen Look der alten Rolle als Provokateur schon wieder ziemlich nahe und sticht endlich wieder aus dem Feld der Konkurrenz heraus. Doch wollen es die Bayern dabei offensichtlich nicht belassen. Schon im nächsten Jahr kommt wieder eine neuer X6 M – und der ist, wie schon X3 M und X4 M, nicht zum Schmusen da.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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