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Nissan GT-R – Grown Up Godzilla

Motorblock prügelt mit dem neuen Nissan GT-R

Seit 2007 prügelt der japanische Supersportler Nissan GT-R auf den Straßen alles her, was Rang und Namen hat. Warum er nach so langer Zeit noch immer fast gleich aussieht, lesen Sie hier.

Text: Rainer Behaunski
Beim Anblick des kräftig überarbeiteten Nissan GT-R werden sich viele denken: „Toll, der sieht doch genauso aus, wie die letzten Versionen vom R35 auch.“ Das mag stimmen, seit Dezember 2007 stemmt sich der Hochleistungsathlet gegen den Rest der Supersportwagen-Welt, stets mit Allradantrieb, 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und überraschenderweise jeder Menge Platz im Innenraum.
Warum er dabei fast immer gleich ausschaut, erklärt Chefentwickler Hiroshi Tamura. „Ich ändere nichts, was den GT-R nicht schneller macht.“ Bravo, wo andere Hersteller das Design schleifen nur um der Änderung willen, geht Nissan den vielleicht ehrlichsten Weg: Mehr unfassbaren Fahrspaß, weniger Marketing. Alles, was geändert wurde, macht den Supersportler schneller, leistungsfähiger und windschlüpfriger. Wenn dem Techniker die Design-Linie nicht in die Hochgeschwindigkeits-Computersimulation passt, dann kommt sie auch nicht hin. Das Facelift aus 2011 zum Beispiel hatte eine kleine, kaum wahrnehmbare Kante in der C-Säule. „Bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass dahinter kleinste Luftverwirbelungen entstanden. Der Neue hat die Kante nicht mehr“, meint einer der Techniker mit stoischem Blick. Denen braucht man nicht mit Ästhetik kommen, soviel ist klar.

…wo andere Hersteller das Design schleifen nur um der Änderung willen, geht Nissan den vielleicht ehrlichsten Weg…

Über dem Auspuff finden sich Blecheinbuchtungen in Form eines längs aufgeschnittenen Zylinders, weil dadurch die Luft noch reibungsloser vom Heck wegschwirrt. Warum all diese kleinen Überarbeitungen? Um dem markantesten Detail unter die Arme zu greifen, dem neuen, massiven Lufteinlass vor dem 3,8-Liter BiTurbo-V6-Benziner. Kühlung war den Entwicklern das Zweitwichtigste. Nicht nur, weil der bissige Motor mit 570 PS jetzt 20 PS mehr leistet sondern weil man im dauerhaften Volllastbetrieb über genügend Luftreserven verfügen möchte. Bessere Kühlung bedeutet in der Regel auch schlechteren Luftwiderstand, weshalb alle neuen äußerlichen Veränderungen wie Seitenspoiler, Frontschürze und Luftein- und -auslässe gekonnt dagegenwirken.

Moment mal, was ist dann das Wichtigste? Auch wenn es komisch klingt: Komfort. Es scheint, als seien die Techniker selbst ein wenig in die Jahres gekommen und legen nicht mehr nur Wert auf Rekordzeiten. „Mit der neuen Version heben wir das GT hervor. Denn auch der Weg zur Rennstrecke soll Spaß machen“, schmunzelt Tamura.

Neue, mit Hand vernähte Lederpolsterung über den passgenauen Sportsitzen, ein größeres Display oder das Nappa-Leder am Armaturenbrett sind offensichtliche Wohlfühlmerkmale, erst beim Fahren freut sich der Fahrer über eine steifere Karosserie, eine gemütlichere Dämpferabstimmung im Normalbetrieb sowie eine hervorragende Balance. Ein so ruhiges Fahrverhalten hat der GT-R noch nie an den Tag gelegt. Bei Geschwindigkeiten über 250 km/h genügen lediglich zwei Finger am Lenkrad, um die 570 PS und 637 Nm zu bändigen. Dabei ist es so ruhig, dass Gespräche mit dem Beifahrer durchaus möglich wären, wenn er endlich mal aufhören würde, zu schreien.

Seitenspoiler, Frontschürze heben den aufgrund der besseren Kühlung schlechteren Luftwiderstand auf. Nicht nur leistet der GT-R jetzt 570 PS, die Leistung kommt auch aus einem besser temperierten Murl. 637 Nm Drehmoment hat auch die Vorgänger-Faceliftversion, nur beim Neuen ist das Drehzahlband optimiert worden, wodurch die Kraft viel früher da ist. Der neue, neun Jahre alte GT-R ist endlich komplett.

Rainer Behounek

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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